Ausstellung mit Studierenden der Akademie

Eröffnung: SO 30.9. | 11:00 Uhr | mit Lesung von Jan Erbelding

Ausstellung: SO 30.9. | 7.10. & 14.10.2018 | 12:00 - 18:00 Uhr

Finissage: SO 14.10. | 16:00 Uhr | mit Technovortrag von Marcel Ralle

Ort: Kloster Schlehdorf | Kirchstraße 9 | 82444 Schlehdorf

 

Es stellen aus:

Ivan Baschang, Nadja Baschang, Katrin Bertram, Gabi Blum, Michael Dobrindt, Lara Eckert, Florian Froese-Peeck, Raymond Gantner, Manuela Gernedel, Matthias Glas, Daniel Goehr, Rebecca Grollmann, Verena Haegler, Vanessa Hafenbraedl, Florian Haller, Christian Hartard, Ute Heim, Stefanie Hofer, Marile Holzer, Frank Hutter, Heike Jobst, Anna Maria Kapsner, Lena Keller, Moritz Kipphardt, Victoria Kleinecke, Luisa Koch, Veit Kowald, Alfred Kurz, Annabell Lachner, Sarah Lehnerer, Dana Lürken, Annabelle Mehraein, Luminita Mihailicenco, Andreas Peiffer, Julia Pfaller, Helena Pho Duc, Nina Radelfahr, Marcel Ralle, Regine Rode, Anna Schölß, Verena Seibt, Anne Seiler, Thomas Splett, Clea Stracke, Christine Tanqueray, Daniel Tanqueray, Beowulf Tomek, Stephanie Trabusch, Olaf Unverzart, Stanislav Vajce, Margarete Vila, Felix Leon Westner, Elisabeth Wieser, Stefan Wischnewski, Kirsten Zeitz

 

Wie kommt es nun dazu, dass eine scheinbar wild gemischte Gruppe renommierter Münchner und München verbandelter Künstler*innen das Weite sucht, um im Kloster Schlehdorf bei idyllischster Lage direkt am Kochelsee und mit Alpenblick neue Arbeiten und aktuellste Einblicke in ihr Schaffen zu präsentieren? Verantwortlich hierfür zeichnet sich K&K – ein im Februar 2018 von Anna Schölß und Gabi Blum gegründetes Netzwerk von Künstlerinnen mit Kindern, das seither regelmäßig Treffen mit illustren Gästen veranstaltet um Austausch und Diskussion zum Thema Kunstproduktion mit Kind zu forcieren und um zukünftig womöglich die Arbeitsbedingungen von Künstler*innen mit Kindern zu verbessern.

 

Die Ausstellung BESTE AUSSICHTEN zeigt über 50 aktuelle künstlerische Positionen aus verschiedenen Sparten. Kleinere und teilweise eher fragmentarische Arbeiten werden auf einem Plateau präsentiert und formieren ein Stimmungsbild der aktuellen Denkweise und Situation dieser Künstlergeneration. Neben der Tatsache, dass alle ausstellenden Künstler*innen Kinder haben, verbindet sie, dass sie die letzten Jahre parallel zueinander und teilweise im Austausch miteinander gearbeitet haben. Die meisten der Ausstellenden haben an der Akademie der Bildenden Künste München studiert, sie haben erste Erfolge verzeichnet, Preise und Stipendien bekommen, Doktorarbeiten geschrieben, Lehraufträge angenommen und Residencies an anderen Orten oder im Ausland verbracht. Man kennt sich und trifft sich nun in diesem neuen von K&K definierten Raum wieder, um gemeinsam und intensiver weiter zu diskutieren und um eine Art Bestandsaufnahme zu formulieren: Was sind unsere Erfahrungen, wo wollen wir hin mit unserer Kunst, wie kann man als Künstler*in heute gut und unbeirrt arbeiten, was sind die Lösungen in Anbetracht des aktuellen Kunstzirkus und welche Rolle spielt dabei die eigene Identität, Vergangenheit und Zukunft? Ähnlich einer freien Klasse haben sich die Künstlerinnen getroffen und ausgetauscht, im weiteren Schritt will K&K sich als Gruppe und Netzwerk formulieren, sie sehen sich als notwendigen Zustand und Ziel ist es eine Plattform mit Archiv zum Thema Kunst und Kind zu bilden, sowie ein paar Dinge ins Rollen zu bringen, Leute zu mobilisieren und Künstler*innen mit Kindern eine Möglichkeit zu bieten sich auszutauschen und sich zu präsentieren. Mit einem Augenzwinkern führt K&K bei dieser Ausstellung die „kleine“ Väterquote ein. Zukünftig wollen sie sich bei der Vergabe und Gestaltung von Kunstpreisen, Stipendien und Förderungen einmischen, damit diese familiäre Verpflichtungen von Künstler*innen berücksichtigen und zum Beispiel einfordern, dass Altersgrenzen an die Anzahl der Kinder angepasst werden.

 

Die Ausstellung BESTE AUSSICHTEN ist an einem wunderschönen Ort zu Gast: dem Kloster Schlehdorf, das mitten in einem zukunftsweisenden Wandel steckt, denn europaweit stehen derzeit hunderte von Klöstern vor dem Ende ihrer bisherigen Zweckbestimmung. Eine zweite Säkularisierungswelle rollt über die Vermögensmasse dutzender von Ordensgemeinschaften. Das Kloster Schlehdorf, das bis Ostern von den Missions-Dominikanerinnen bewohnt wurde, wird momentan von der WOGENO München, einer Genossenschaft für selbstverwaltetes, soziales und ökologisches Wohnen, als Probebetrieb bis zum Ende des Jahres übernommen. Langfristig soll hier ein innovatives Wohnprojekt mit Gästehaus und Seminarbetrieb entstehen. Momentan haben sich Kunstschaffende, Ruhesuchende und Co-Worker in die Zwischennutzungs-Ateliers und Räumlichkeiten eingemietet. Die Schwestern und die WOGENO stehen in intensiven Verhandlungen um den Kauf der gesamten Klosteranlage. Das momentane Flair der Zwischennutzung kommt auch der Ausstellung zugute, es entsteht ein urbaner Charakter mitten im ländlichen Raum. Genau diese Thematik wurde in letzter Zeit viel diskutiert. Niedrige Mieten, keine Staus und Natur vor der Tür: Immer mehr Menschen kehren den Metropolen den Rücken, die Zahl der 30 bis 50-jährigen steigt. Auch in Künstlerkreisen ist das Leben auf dem Land immer wieder ein Lebensentwurf. So ging es auch Anna Schölß, die seit der Geburt ihrer Tochter ihren Wohnsitz von München nach Schlehdorf verlagert hat und nun als Ateliermieterin im Kloster zusammen mit Gabi Blum als „StadtConnection“ die Ausstellung ins Kloster geholt hat. Das Leben auf dem Land als Künstler*in hat Vor- und Nachteile. Ruhe, günstigere Ateliermieten und genügend Freiraum versus längere Anfahrtswege und mehr Energieaufwand, um den Kontakt zum Stadtgeschehen zu behalten. Neu ist das Phänomen nicht, das salopp als „Landlust“ bezeichnet wird. Gerade junge Familien wandern an den Rand einer Stadt oder ins Umland ab und in Anbetracht von Raum- und Wohnungsnot stellen sich auch viele Künstler*innen die Frage: Ist ein Leben auf dem Land für Stadtbewohner wünschenswert oder benötigen sie doch viel mehr die urbanen Strukturen? Dieses Projekt schafft neue Räume fernab von einem einseitigen Stadt- oder Landdenken, die Bewohner aus beiden Lebensräumen gleichermassen interessieren könnten.

Zur Ausstellung erscheint ein Text von Jan Erbelding.

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