Ausstellung mit Bianca Patricia Isensee

Eröffnung DO 17.05.2018 | 19 Uhr

Ausstellung 17.05. - 19.05.18

Öffnungszeiten DO 19:00 Uhr  Open End | FR/SA 14:00 -18:00 Uhr 

Ort Städtisches Atelierhaus am Domagkpark Halle 50 | Margarete-Schütte-Lihotzky-Straße 30 |  München

 

Im globalen Selfie-Zeitalter konstruieren die Menschen ihre Identität in den sozialen Medien, bei Network-Events und sonstigen Gelegenheiten, bei denen Jeder sich „gut verkaufen“ möchte, meist vorbei an der Realität. Die Menschen investieren erstaunlich viel Zeit und Energie, um eine Illusion zu erschaffen, von welcher sie glauben, dass sie in dieser Weise von den anderen Menschen gesehen werden. - Von tausenden Menschen, welche sie nicht mal kennen, und denen sie niemals im wahren Leben begegnen würden. Diesem absurden Bestreben stehen die wissenschaftlichen und technischen Möglichkeiten absolut entgegen, Mithilfe derer jeder Mensch eigentlich transparent ist: DNA Analyse, digitale Daten und Spuren, Mobiltelefone, Gesichtserkennung gehören zu unserer Welt. Ein Mensch kann in wenigen Augenblicken komplett demontiert werden. Anhand der DNA Analyse lassen sich Verwandtschaftsbeziehungen, Krankheitsrisiken und Potenziale bestimmen. Mit wenigen Klicks kennt man sein wirtschaftliche Situation und seine politische Gesinnung und sonstige intime Details. Angesichts dieser Fakten erscheinen die millionenfachen Selbstinszenierungen noch naiver, trauriger und verzweifelter: wie unbeholfene Tarnungen und Konstrukte, als Flucht-Versuch vor einer gnadenlosen Kontroll-Maschienerie welcher sich in Wirklichkeit absolut niemand entziehen kann. Und inzwischen wird dieser Zustand immer mehr hingenommen, denn jeder von uns könnte ein potenzieller Gefährder, „Schläfer“, Terrorist, Anarchist, oder wie auch immer geartetes unkontrollierbares Subjekt sein….

Erstaunlicherweise fragen sich die Menschen immer weniger „WER BIN ICH?“ . Die Selbstinszenierungen nehmen so großen Raum ein, dass die Frage nach der Identität verschwindet. 

 

Ausgehend von diesen Beobachtungen treten die drei Künstlerinnen in der Ausstellung „MYWY“ (deutsch: WIR - IHR) in ein Dialog mit dem Publikum und in ein Gespräch untereinander. Alle drei sind in Polen in Breslau geboren, und bereits in ihrer Kindheit und Jugend haben sie in anderen Ländern gelebt, und dort ihre Erfahrungen des Fremd-seins, einer anderen Kultur, Sprache, Mentalität und Geschichte gemacht. So ist gerade das Fragen nach der eigenen Identität, den Werten, der kulturellen Zugehörigkeit, der Weiblichkeit, ein Teil der Identität jeder der Künstlerinnen und ein gemeinsamer Nenner. Die drei Künstlerinnen, Anna Biela, Katharina Goldyn und Bianca Patricia Isensee konzipierten die Ausstellung „MYWY“ als Austausch ihrer Blicke auf die Welt, als Möglichkeit eigene, persönliche Fragen zu stellen, zu welchem sie auch das Münchener Publikum herzlich einladen: „WER SIND WIR?"

 

 

Zn den einzelnen künstlerischen Positionen: 

 

Die objektive Analyse der Identität erzeugte in ANNA BIELAS künstlerischem Schaffen die subjektive Suche des Ich und endete im finden des Gleichgewichts.

Es ist bekannt, dass Gegensätze sich anziehen. Ähnlich verhält es sich auch in der Frage der Identitäts-Forschung. Die Analyse der sinnlichen Identität in den früheren künstlerischen Arbeiten lenkte die Aufmerksamkeit der Künstlerin auf die Analyse der übersinnlichen Identität. Diese beiden Aspekte verleihen der persönlichen Identität eine ausgewogene Gestalt. 

Das Untersuchen der „Identität angesichts des Einen“ in Monotypien von Anna Biela resultiert aus einer logischen Notwendigkeit und ist das Resultat eines intuitiven Schöpfungs-Prozesses. Wobei der Begriff „des Einen“ eine inhaltliche Bezugnahme auf den Philosophen Plotin und den von ihm begründeten den Neoplatonismus ist. 

In Ihren Werken befasst sich Anna Biela auf vielfältige Weise mit dem Thema der Maske, der Transformation, der Kodierung und Spur, sowie dem Autoportrait - in der Konsequenz bis hin zur Verwendung der durch Computertomografie generierten Bilder des eigenen Schädels und diverser Fingerabdrücke.   

(www.facebook.com/dr10n3)

 

KATHARINA GOLDYN bringt eine globale Neubetrachtung der Christentum und der westlichen Kultur im Allgemeinen hervor. Ihre Bilder entstehen “zwischen den Räumen”, in unseren Gedanken, sie werden zu etwas, was sich erst in uns in bestimmte, konkrete Materie verwandeln möchte. Westliche Stereotypen wie Konsum, Geschlechterklichees, Authentizität und Künstlichkeit, Realität und Täuschung, Religion- zu brechen sind ihre Intention. Ihr künstlerisches Werk verbindet Tradition mit New-Age-Visual-Semiotic. Das „ewig weibliche“ ist in ihrem Werk Multipel. So zum Beispiel symbolisiert die Reihe von Brüsten in ihren Bildern das Leben-Schenken und Leben-Erhalten. “Goldyns Kunst, als Gegenbewegung zur material culture unserer Zeit, geht buchstäblich in die Tiefe (…) den geschönten und genormten Barbie- Kultur zeigt sie die Stirn”, Prof.Dr. Hans-Peter Söder. (Wendepunkt.T, Zeitschrift für eine neue Zeit, Nr. 3 , München 2015) Katharina Goldyn betrachtet die Kunst als utopische Botschaft.

(www.goldyn.de)

 

Die Arbeiten von BIANCA PATRICIA nähern sich thematisch dem aus einzelnen Konstrukten und Prozessen konstituierten „Organismus“ der Gesellschaft aus der Beobachterperspektive. Dieses Gefüge beinhaltet neben den imposanten Phänomenen des menschlichen Daseins, auch die subtilen Abgründigkeiten des Lebens, sowie das Hineingeworfene Sein in die Welt, in der das Individuum ohne eigene Zustimmung zum Dasein auf sich selbst gestellt ist. Die Fotografien spiegeln auch gegenwärtige Absurditäten und Ängste wider, die sukzessiv zur Projektionsfläche ihrer Rezipienten werden. Die Bilder der Serie „Julia“ thematisieren diverse Prozesse der Identitätsfindung und des Identitätsverlustes. Sie zeigen den Versuch eine Membran zwischen der Wirklichkeit und dem Ich zu schaffen, sind ambivalente Projektionsfläche. 

Das in unserer Gegenwart so vertraute Unvermögen, mit Emotionen umzugehen und der ständige Versuch, der sich rasant verändernden Wirklichkeit gegenüber mit unserem Dasein anzupassen, werden in den Bildern der Serie „JULIA“ inszeniert. Sie bilden die brüchigen Überlebensstrategien im Umgang mit der Gegenwart. Zugleich sind unsere eigenen Reaktionen, ohne dass wir uns dessen bewusst wären, oft nur antrainierte, von Außen vorgegebene Verhaltensmuster, welche wir in immer extremerer und intimerer Form von den visuellen Medien vorgelebt bekommen. Wir legen so ein Stück weit die Eigen-Verantwortung ab und werden zu Fremden, zum Eigentum von Ideen, zu einem Element des kollektiven Wahnsinns als Produkte fremder Fantasien und Begierden, und glauben es seien unsere eigenen… 

(www.bianca-patricia.de)