Who Cares – 13 Mothers and 7 Fathers Care for My Diploma
 
 
Liebe Betrachter,
 
die Diplomarbeit „Who Cares – 13 Mothers and 7 Fathers Care for My Diploma“ an der Kunstakademie München entstand im Jahr 2022 aus meiner Situation als Studentin und Mutter eines zweijährigen Sohnes.
Mit einem Berg an Aufgaben – Familie, Haushalt, Studium – entschied ich, einen Schritt aus meiner Isolation zu machen und andere befreundete Mütter um Hilfe bei meinem Diplom zu bitten, indem sie für mich eine Einwegkamera voll mit Bildern zu Ihrer Mutterschaft machen.

Bald schon meldete sich ein Vater zu Wort: Was denn mit den Vätern sei? Daraufhin habe ich auch Väter gefragt, für mein Diplom zu fotografieren. Sofort stellte sich ein Gefühl von Gleichgewicht ein, das in der Verteilung von Care-Arbeit oft noch fehlt. Denn diese in der Familie gleichberechtigt aufzuteilen ist aus verschiedenen Gründen nicht immer so einfach. Mögen es althergebrachte Rollenbilder sein oder eine unterschiedliche Einkommensverteilung der Geschlechter, die bei der Gründung der Familie meist zum ersten Mal deutlich wird und oft darüber entscheidet, wer Hauptverdiener in der Familie sein wird und wer von nun an nicht mehr oder in Teilzeit arbeiten geht.
 
Es soll nicht unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung verschwinden, dass Care-Arbeit zum Großteil von Frauen und Erwerbsarbeit von Männern übernommen wird, doch in diesem Projekt soll der Vorwurf zwischen Eltern „Wer macht eigentlich mehr?“ einfach mal verstummen, da er am Küchentisch sowieso nicht vollständig zu lösen ist. Es gilt, jede Care-Arbeit wertzuschätzen und zu erkennen, wie stark wir gemeinsam sein können. Eltern als Team, Familien als Netzwerk, vielleicht sogar als würdevolle Gesellschaft.
 
Dieses Diplom entstand durch und in Gemeinschaft. Und in welcher Prüfung darf man schon durch eine Gemeinschaftsarbeit bestehen. Warum eigentlich nicht? Das sollten wir doch langsam alle begriffen haben: Gemeinsam sind wir stark. In Gemeinschaft schaffen wir Dinge, die wir allein niemals so gut bewältigen könnten.
 
Gemeinsam könnten wir wachsen, einander Kraft geben, Freuden und Sorgen teilen, alte Strukturen aufheben und neugestalten. Wir könnten aufhören, Care-Arbeit als privates Problem und minderwertige Arbeit aufzufassen, und sie als herausfordernde und unverzichtbare Arbeit anerkennen. Wir könnten anfangen, Care-Arbeit großzügig zu bezahlen.
 
Anie Berg
München, im Oktober 2022