im Rahmen der Ausstellung Plenum. Places of Power
Prof. Maria Auböck mit einer Arbeit im Österreichischen Pavillon /

Architekturbiennale 2014

 

Als Gegenpol zum architektonischen Pathos im Hauptraum des Pavillons befindet sich im Hof ein aleatorisch organisierter Freiraum, der den Besuchern zuerst als grüne Wand erscheint und sie dann in einen Kokon aus Blättern einhüllt. Der Beitrag der Landschaftsarchitekten Maria Auböck und János Kárász führt die Arbeit Josef Hoffmanns an der Modernisierung des Pavillons weiter: Der quadratische Betonraster wird aufgebrochen, Pflanzen überwinden die Mauer und siedeln sich hier in einem Muster an, das sich aus unterschiedlichen Dichten und Durchblicken entwickelt. Die für die Biennale ausgewählten Gehölze kommen aus aller Welt, sind teils schon heimisch in verschiedenen Ländern, teils gelten sie noch als interessante Exoten: Parrotia persica, Punica granatum, Acer palmatum viridis "Dissectum", Lagerstroemia indica, Nerium oleander, Cercissiliquastrum, Gleditisa triacanthos "Skyline", Acer buergerianum.

 

Für Auböck und Kárász ist dieser Garten eine Metapher für aktuelle Formen der Willens- und Meinungsbildung, die sich schwarmartig formieren: atmosphärisch aufgeladen, zeitlich begrenzt, im Widerspruch wachsend.
"Stellen Parlamente den gesellschaftlichen Raum für ein fest verankertes Ritual dar, entfaltet sich hier ein "floating space", der erst durch die Bewegung des eindringenden Besuchers definiert wird. Dieses Erleben in Bewegung ist ein Kernthema der Landschaftsgestaltung, das Gartenkünstler seit Jahrhunderten beschäftigt. Eine Brücke zur Geschichte der Landschaftsarchitektur bilden die Gärten der Aufklarung im 18. Jahrhundert, denen dieses Phänomen der Wahrnehmung durch Bewegung zugrunde liegt. Das Wachstum der Bäume ergänzt diese kinetische Erfahrung durch eine extrem verlangsamte Bewegung. So entsteht ein befristetes Gehäuse mit einem anderen Ordnungsprinzip - geprägt durch dichte Nähe, durch Licht und Schatten, durch laute und leise Passagen. Es bietet sich eine Suggestion des Sich-Verlierens: ein anregender Ort zum Nachdenken, Verweilen, zur Pflege der Begegnung. Was wir sehen und betreten ist die Aufhebung des Ortsüblichen, des vermeintlich Authentischen. Die großen Bodenplatten des Hofes weichen den wuchernden jungen Bäumen, das formale Gefüge scheint leicht gekippt, überformt, wird unbestimmter."

 

Integriert in diesen Garten ist eine interaktive akustische Installation von Koliektiv/Rauschen, die das Konzept des aleatorischen Raums in einem noch flüchtigeren Medium fortsetzt. Sie beschäftigt sich mit dem politischen Diskurs in sozialen Medien wie Twitter, Facebook und anderen Netzwerken. Der Garten wird zum Trägermedium für Diskussionen, Gespräche, Demonstrationen und Proteste, die auch in einen direkten Dialog mit dem Pavillon als einem Repräsentanten der Staatsmacht treten.