„Still. Endlich Still. Kein Flugzeug schüttelt mehr meine Ziegel. Kein Boot schlägt Wellen in meinem Teich. Ich will schlafen. Ich muss schlafen! Jetzt wo da kein Lärm mehr ist, der das Flüstern übertönt. Jetzt wo da kein Licht mehr ist, zwischen mir und den Schatten.
Schlafen? Nein das geht jetzt nicht. Hier ist es mir zu eng. Ich muss raus und etwas sehen von der Welt!“

 

Moritz Molls Arbeiten sind eine Auseinandersetzung mit dem Vergangenen, verstanden als eine Aneinanderreihung von Mustern, Strukturen und Prozessen, die sich in uns manifestieren. In seinen Malereien verarbeitet er Erinnerungen und Visionen von ihm nahestehenden Menschen. Als Quellenmaterial dienen ihm dafür persönliche Fotografien. Die Arbeiten sind geprägt von einer Mehrdeutigkeit hinsichtlich der Lesbarkeit von Emotion und Situation. Keine Arbeit steht für sich alleine, jede verbindet sich mit der nächsten und erschafft so ein sich ständig wandelndes Narrativ. Der Prozess der Rekontextualisierung legt dabei nicht nur neue formale, sondern auch zeitliche Zusammenhänge frei.

 

Die Arbeiten der Serie „Schläfer“ oszillieren zwischen Entspannung und Rastlosigkeit und stellen unvermeidlich die Frage nach der Qualität des Schlafs. In einem Such- und Findungsprozess werden die Grenzen zwischen entspanntem Dösen und Schlaflosigkeit ausgelotet. Die im Ausstellungstitel „Still“ implizierte Geräusch- und Bewegungslosigkeit findet sich so lange in den Arbeiten wieder, bis sich der Fokus auf das bewegte Innen­leben der Portraitierten verschiebt.

 

In der Serie „Publikum“ portraitiert Moritz Moll 48 Ausstellungsbesucher, die der Diplomausstellung 2021 an der Akademie der Bildenden Künste München aufgrund der Infektionsschutzmaßnahmen fern bleiben mussten. Durch die Heterogenität des Quellenmaterials entsteht ein nichtlineares Zeit­dokument, in dem alle Personen aus ihrem zeitlichen Kontext heraustreten. Die durch die Abwesenheit der Öffentlichkeit entstehende Stille wird durch den spannungsreichen Charakter der Portraits durchbrochen.

 

Virtueller Rundgang durch die Diplomausstellung der Klasse Doberauer