Ausstellung von Dieter Rehm

Eröffnung DO 30.11.17 | 19:00 Uhr

Finissage DI 30.01.18 | 19:00 Uhr

Ausstellung 01.12.17 - 03.02.18

Ort Galerie Andreas Binder | Knöbelstr. 27 | München

 

Unter dem Titel „Under A Blood Red Sky“ zeigt die Galerie Andreas Binder bereits zum fünften Mal im Rahmen einer Einzelausstellung neue Fotoarbeiten des Künstlers Dieter Rehm.
Wie schon in früheren Werkserien, stehen auch hier Räume und Orte des öffentlichen Lebens im Zentrum der Fotografien von Dieter Rehm. Sakrale Motive mischen sich mit profanen, vorzugsweise Bildern des Konsums, der Werbung und des Vergnügens. Stets geht es in seinen Werken um eine überdeterminierte Oberfläche, wie wir sie als bewusste Setzung von Barockkirchen her kennen. Es ist deshalb kein Zufall, dass das zentrale Motiv der aktuellen Ausstellung die spätbarocke Basilika von Ottobeuren ist. Dieter Rehm besuchte diese 2013 während der Restaurierung.


Nicht nur die Deckenfresken der Tiroler Cousins Johann Jakob und Franz Anton Zeiller fängt Dieter Rehm mit seiner Kamera ein. Auch Spuren der Restaurierungsarbeiten werden zum Bestandteil oszillierender, farblich veränderter und auf Metall gedruckter Zeugnisse der modernen Zivilisation. So künstlich die Szenerien durch die Umkehrung der Farbwerte erscheinen mögen, so dokumentarisch ist die technische Herangehensweise des Künstlers. Dieter Rehm bedient sich der räumlichen Ausnahmesituation, nutzt Leitern und Gerüste und erschafft so neue Perspektiven auf die barocken Fresken. Die anschließende Veränderung der Farbtöne ermöglicht dann das Eintauchen in einen in Blautönen erstrahlenden Himmel, der mehr ist als das Abbild des vorgefundenen, einst als Ausdruck der Macht der katholischen Kirche erschaffenes, Gesamtkunstwerk.


Dennoch weist Dieter Rehm jegliches Kalkül oder zielgerichtetes Handeln als Ausgangspunkt seiner künstlerischen Vorgehensweise von sich. Rehm hat kein fertiges Bild im Kopf wenn er fotografiert. Vielmehr lässt er sich von der Situation verführen und spielt danach mit dem belichteten Film oder der digitalen RAW Datei und manipuliert diese Vorlagen durch Eingriffe, die früher auch einem analogen Farblabor zur Verfügung standen: wie das trimmen der Farbigkeit oder das Umkehren der Farbwerte.
Vor der Begegnung mit dem späteren Bildgegenstand existiert kein Wollen und kein Suchen. Vielmehr spielt hier der Zufall als ein Moment der Überwältigung von einem eigentlich bekannten Motiv, das sich zu einer bestimmten Zeit in einer besonderen räumlichen und farblichen Präsenz dem Künstler offenbart, eine zentrale Rolle. Die Zufälligkeit der Wahrnehmung, oder wie Dieter Rehm es nennt – die Realität als unvorhergesehenes Ereignis, ist somit die Grundlage der an sie anschließenden, klar strukturierten technischen und künstlerischen Umsetzung.


Durch die Eliminierung der Intention zu Beginn des künstlerischen Hervorbringungsprozesses schwindet auch die reine Subjektivität aus dem Werk und lässt den Betrachter so in eine von Stimmungen getragene Bildwelt eintauchen. In gewisser Weise erinnert Dieter Rehms konzentrierter Blick auf Licht- und Farbwerte und seine stringente Bildkomposition an avantgardistische Musiktheorien, bei der der Künstler als Subjekt zu Gunsten nicht etwa eines autonomen Kunstgegenstands, wohl aber dem Erfahren des Sphärischen weicht.


Nicht die Empfindungen des Künstlers und die Umsetzung seiner Wahrnehmung der Welt stehen hier im Mittelpunkt. Ebenso wenig geht es um die fotografische Dokumentation von Kulturgeschichte oder die Auseinandersetzung mit kirchlicher Kunsthistorie. Vielmehr spiegelt sich in Dieter Rehms Fotoarbeiten eine Herangehensweise an Kunst wieder, die durch die Verbindung von Zufall und der inneren Notwendigkeit jedes Details seines Werks, - ähnlich wie in der Musik - durch die Freiheit der Übersteuerung, Wiederholung und Verschiebung die Unwirklichkeit des Realen erfahrbar macht.



 

Dieter Rehm (*1955) lebt und arbeitet in München und Memmingen. Seit 1986 ist er der Leiter der Studienwerkstatt für Fotografie der Akademie der Bildenden Künste München, im Jahr 2010 folgte die Ernennung zum Präsidenten der Akademie. Er zeigt seit Anfang der 80er Jahre sein künstlerisches Werk in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen und Museen, unter Anderem: 1987 Einzelausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, 2002 Ausstellung im Museum für neue Kunst ZKM Karlsruhe, 2006- 2008 Ausstellungstournee in sieben lateinamerikanischen Museen (u.a. Museo de Arte de Lima, Museo de Arte Moderna Sao Paolo, Museo de Arte Contemporáneo Mexico). 2012/13 Ausstellungen im Haus der Kunst und dem Museum Ostwall in Dortmund. 2017 wurden außerdem Werke in der Ausstellung "Das Auto in der Kunst - Rasende Leidenschaft" in der Kunsthalle Emden gezeigt und das Museum für Zeitgenössische Kunst Diether Kunerth in Ottobeuren widmete seinem Werk die Einzelausstellung „Unter Unserm Himmel“.