Eröffnung: Fr | 15.03.2019 | 19:00 Uhr
Datum: Sa | 16.03.2019
So | 16.06.2019
Öffnungszeiten: Täglich 10:00 – 18:00 Uhr | Do 10:00 – 20:00 Uhr | Montags geschlossen
Ort: Die Neue Sammlung – The Design Museum | Pinakothek der Moderne | Barerstrasse 40 | München
Jasmin Matzakow Halsschmuck_Untamable aus der Serie_Ecotechnomagic 2018 Foto Joern Blohm

Kuratiert von Karen Pontoppidan


 

2019 lädt Die Neue Sammlung mit Karen Pontoppidan (geb. 1968) die renommierte, dänische Schmuckkünstlerin und Professorin der Klasse für Schmuck und Gerät an der Münchner Kunstakademie als Kuratorin der großen alljährlich stattfindenden Schmuckausstellung in der Pinakothek der Moderne ein. 
Die Ausstellung mit dem Titel SCHMUCKISMUS zeigt unter der Glaskuppel der Pinakothek der Moderne Arbeiten von 30 international tätigen Schmuckkünstler/innen. Darunter Werke aus vergangenen Jahren sowie eine speziell für die Münchner Ausstellung entworfene und gefertigte Arbeit. Für alle gezeigten Objekten ist die Auseinandersetzung und Hinterfragung gesellschaftlicher Phänomene charakteristisch. Pontoppidans Konzept zur Ausstellung entstand aus der tiefen Überzeugung heraus, dass die starren politischen und religiösen Ismen der heutigen Zeit einer gründlichen Hinterfragung bedürfen. 

„Die Ursprünge von Schmuck gehen Hand in Hand mit der Entstehung der frühesten Zivilisationen. Anthropologen beschreiben den Ursprung von Schmuck häufig als Markierung einer spezifischen Gruppenzugehörigkeit gegenüber anderen Gemeinschaften und gleichzeitig als eine Kennzeichnung von individuellen Positionen innerhalb einer sozialen Gruppenzugehörigkeit. In beiden Fällen könnte man den Akt des Schmückens als politisch beschreiben, da es sich um einen Ausdruck von grundlegenden, gesellschaftlichen Strukturen handelt. 
In der heutigen Zeit wird Schmuck oft als ein individueller Ausdruck von Persönlichkeit beschrieben. Dabei wird Schmuck der Privatsphäre
zugeschrieben, statt als ein wichtiges, kulturelles Merkmal gelesen zu werden. Jedoch wird spätestens durch die Entwicklung von Queer- und Gendertheorien deutlich, dass das Aussehen des Einzelnen nicht nur als individueller Ausdruck von Persönlichkeit gelesen werden darf. Wissenschaftler weisen darauf hin, dass normative Denkstrukturen tagtäglich das Spektrum regulieren, in dem Menschen sich schmücken. Das Recht auf ein „schräges“ Erscheinungsbild ist deswegen nicht einfach etwas Individuelles, sondern etwas Politisches und zum Teil auch etwas hart Erkämpftes. Gerade diese Diskrepanz, dass Schmuck oft als privat, nicht aber als gesellschaftliches Sinnbild wahrgenommen wird, macht Schmuck zu einer großartigen Ausdrucksform, kritische Gedanken zu formulieren. 
In seiner Historie diente Schmuck immer wieder der Beschreibung von Gesellschaftsstrukturen, weshalb und hierauf Arbeiten entstehen konnten, die das Potenzial von Schmuck für den kritischen Diskurs betonen.
 
Innerhalb der Entwicklung des Autorenschmucks der letzten 50 Jahre gibt es viele Arbeiten, die kritische Ansätze formulieren, zum Beispiel gegenüber Wertesystemen. Die meisten dieser Objekte haben ihren Ursprung in einem Diskurs, der Teil einer kritischen Beobachtung von Schmucktraditionen ist. In den letzten Jahren kann ein weiterer Ansatz im Schmuck beobachtet werden. In zeitgenössischen Arbeiten einer jungen Künstlergeneration hat sich der Schmuck weitgehend aus der Selbstreflektion gelöst. Stattdessen wird Schmuck direkt als Instrument zur gesellschaftlichen Diskurs verwendet. Themen wie Ökologie, Konsumgesellschaft oder Feminismen werden direkt durch das Medium Schmuck ausgedrückt. Es gibt auch leisere Töne, die jedoch nicht weniger gesellschaftlich relevante Themen im Schmuck ausdrücken, wie zum Beispiel Fragen zu Identitätsbildung oder zum Ist-Zustand des Menschseins im 21. Jahrhundert. 
Ganz aktuell kann ein neuer Ansatz beobachtet werden, um Aussagen im Schmuck zu treffen. Oft dient die kulturelle Bedeutung der verwendeten Materialien als tragendes Zitat innerhalb der Arbeiten. Ein anderer Weg ist, den Umgang mit Handwerk und seinen gesellschaftlichen Wert zu hinterfragen oder den Anspruch an die sogenannte gute Form herauszufordern.“ (Karen Pontoppidan)

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.