10.12.2019

Panel Exzess, Gender, Rassifizierung, Jahresthema 2019/20: Exzess

 

Panel „Exzess, Gender, Rassifizierung“, cx-Vortragsreihe „Exzess“
cx centrum für interdisziplinäre studien, Akademie der Bildenden Künste München

 

Das Panel mit dem Titel „Exzess, Gender, Rassifizierung“ bestreiten die US-amerikanische Wissenschaftlerin Amber Jamilla Musser und die brasilianische Künstlerin und Forscherin Luiza Prado de O. Martins.

 

Luiza Prado de O. Martins legt in ihrer Präsentation den Schwerpunkt auf ihr künstlerisches Forschungsprojekts „A Topography of Exzesses“. Darin analysiert sie, wie eurozentristische Zuschreibungen von Exzessen an die Körper, das Wissen und die Subjektivität marginalisierter Menschen mit dem Kolonialismus und der Gewaltausübung gegen Indigene verbunden sind. Ihre konkrete Fallstudie sind westliche Technologien der Geburtenkontrolle, die koloniale Prozesse von Rassifizierung und Geschlechterdiskriminierung reproduzieren. Die Künstlerin plädiert für eine Erweiterung des historischen Kanons, um solche kolonialen Narrative zu untergraben, und stattdessen Vorstellungen von „radikaler Fürsorge“ zu fördern und das Wissen indigener und marginalisierter Gruppen stärker mit einzubeziehen.

 

Die Künstlerin und Forscherin Luiza Prado de O. Martins wurde 1985 in Rio de Janeiro geboren, 485 Jahre nachdem die Portugiesen erstmals in das heute als Brasilien bekannte Land eindrangen. Sie hat einen MA-Abschluss der Hochschule für Künste Bremen und hat an der Universität der Künste Berlin promoviert. In ihrem Werk beschäftigt sie sich mit der materiellen und visuellen Kultur aus der Perspektive dekolonialer und queerer Theorien. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie Technologien und Praktiken der Geburtenkontrolle und deren Verstrickungen in kolonialen Hierarchien von Gender, Rassifizierung, Ethnizität, Klasse und Nationalität. Ihr aktuelles künstlerisches Forschungsprojekt A Topography of Excesses erforscht die Überlieferung von indigenem und volkstümlichem Wissen über pflanzliche Geburtenkontrolle als dekolonialisierende Praktiken radikaler Fürsorge. Prado de O. Martins ist Gründungsmitglied des Decolonising Design-Kollektivs und des Forschungsduos A Parede.