Seminar Einführung in die Ästhetik (Modul E.01.09)
Prof. Dr. Maria Muhle

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 11.00–13.00 Uhr, Beginn: 23.04.2015
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Das Seminar vermittelt Grundlagen der philosophischen Ästhetik. Ausgehend von der Entstehung dieser philosophischen Disziplin um 1800 (Baumgarten) werden klassische (Schiller, Kant, Hegel, Nietzsche, Heidegger) Positionen der Ästhetik in der Lektüre erarbeitet. Diese klassischen Positionen werden jeweils mit neueren und zeitgenössischen Ästhetiklektüren konfrontiert (Valéry, Adorno, Lyotard, Greenberg, Rancière, Joselit, u.a.), um so die Aktualität des Ästhetischen zu konstatieren oder zu hinterfragen. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Frage, inwiefern eine Eigengesetzlichkeit des Ästhetischen besteht bzw. inwiefern diese in einer spezifischen Unbestimmtheit (und Unabschließbarkeit) liegt, die dem klassischerweise als rational-bestimmend beschriebenen philosophischen Diskurs Widerstand zu leisten vermag; daran anschließend bleibt zu diskutieren, inwiefern gerade diese spezifische Unbestimmtheit in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das kontinental-philosophische Denken überhaupt kennzeichnet.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Übernahme und schriftliche Ausarbeitung (3–5 Seiten) eines Referats.

 

 

Seminar Historische Einbildungskraft. Von der Fiktion des Faktischen (Modul E.02.09)
Prof. Dr. Maria Muhle

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Freitag 11.00–15.00 Uhr, Beginn: 24.04.2015, weitere Termine: 15.05., 29.05., 05.06., 12.06., 26.06.2015

 

In der Gegenwartskunst treten vermehrt jene Arbeiten in den Vordergrund, die sich auf spezifische Weise auf Ereignisse der Vergangenheit bzw. auf historische Zusammenhänge beziehen und diese in visuellen Rekonstruktionen erneut zugänglich machen – gegenwärtige Formen des Reenactments tragen sich damit in eine klassische kunstgeschichtliche Tradition ein, die mit der Historienmalerei und klassischen Geschichtsmedien wie den Panoramen ihren Ausgang nimmt. Neben der Bildenden Kunst verzeichnen jedoch auch der Film, mit den sogenannten „Docu-Dramen", die Literatur und die kunstgeschichtlichen Institutionen und Museen, mit groß angelegten archivalischen Ausstellungen, ein besonderes Interesse für historische Zusammenhänge. Dabei stellt sich jedoch immer wieder die Frage nach dem Zugang, der Kontextualisierung und Wiederaufbereitung der vergangenen Wirklichkeit in der Gegenwart. Das Lektüreseminar nimmt diese künstlerischen Phänomene zum Anlass, um dem Begriff der „historischen Einbildungskraft" nachzuforschen. Einbildungskraft bezeichnet hier jenes „Vermögen, einen Gegenstand auch ohne dessen Gegenwart in der Anschauung vorzustellen" und bezieht sich damit in spezifischer Weise auf die Frage der Darstellung von Geschichte, in der das Dargestellte – das historische Ereignis – sich notwendigerweise durch seine Abwesenheit und Vergangenheit auszeichnet. Daraus folgt, dass eine mediale Historiographie, also die Geschichtsschreibung in den Medien der Darstellung – sei es Bild, Text, Performance u.a. –, sich immer an der Grenze zwischen wissenschaftlicher Aufarbeitung und narrativer oder poetischer Erzählung befindet. Eine mediale Historiographie stellt notwendigerweise die Frage nach der Fiktion des Faktischen, also danach, inwieweit historische Fakten in ihrer Darstellung erst verfasst und produziert werden. Diesen Fragen will sich das Seminar durch die Lektüre von klassischen und zeitgenössischen Texten der Geschichtswissenschaft, Philosophie und Ästhetik (Aristoteles, Immanuel Kant, Hayden White, Carlo Ginzburg, Jacques Rancière, Georges Didi-Huberman u.a.) sowie durch die Diskussion künstlerischer Arbeiten (u.a. von Omer Fast, Gerard Byrne, Pierre Huyghe, Joshua Oppenheimer, Jeremy Deller, Milo Rau) nähern.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Hausarbeit (ca. 10 Seiten).

 

 

Kolloquium Philosophie
Prof. Dr. Maria Muhle, Jenny Nachtigall, M. A., Dipl.-Theatr. Stefan Apostolou-Hölscher

 

Raum E.O2.29, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 18.00–21.00 Uhr, Beginn: 23.04.2015, weitere Termine: 30.04., 13.05., 28.05., 11.06., 25.06., 09.07.2015
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Das „Kolloquium Philosophie" eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten, die das Herzstück des Kolloquiums darstellen, spielt die gemeinsame Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur künstlerischen Arbeit der Studierenden haben, eine zentrale Rolle. Die Texte werden von den Studierenden und Lehrenden gemeinsam ausgewählt. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v.a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie" strebt ebenfalls eine engere Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z.B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Zuletzt bietet das „Kolloquium Philosophie" konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden.

 

Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis, ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt.

 

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie" ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.

 

 

Seminar REALISMUS. Zum Problem der Wirklichkeit (in) der Kunst (Modul E.02.09)
Jenny Nachtigall, M. A.

 

Raum E.O2.29, Akademiestr. 4
Zeit Mittwoch 11.00–15.00 Uhr, Beginn: 22.04.2015, weitere Termine: 29.04., 13.05., 27.05., 10.06., 24.06., 08.07.2015
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Die Diskussion um den Realismus in der Gegenwartskunst hat in den letzten Jahren eine neue Richtung eingeschlagen und das nicht zuletzt aufgrund der kuratorischen und kunstkritischen Rezeption (vgl. z. B. „Spike" 2013-, „Texte zur Kunst" 2014) einer Reihe heterogener philosophischer Positionen, die unter dem Label „Spekulativer Realismus" subsumiert wurden.

 

Wenn der gemeinsame Nenner dieser spekulativen Variante des Realismus in der Kritik einer „anti-realistischen" Orientierung der kontinentalen Philosophie und ihrem „Korrelationismus" besteht – also dem Kantschen Verdikt, dass Erkenntnis durch das Verhältnis des Subjekts auf das Objekt konstituiert wird –, was für Konsequenzen hat dies für das Verständnis von Realismus und Realität, für Kunst und Ästhetik sowie für ihr Verhältnis zueinander? Ist es tatsächlich notwendig im Zuge des Postulats einer nicht-korrelationistischen Perspektive das Ende der Ästhetik oder Gegenwartskunst auszurufen (Avanessian, Malik) und was passiert mit dem Anspruch des Realismus als einem kritischen Projekt der Transformation von Wirklichkeit?

 

Nachdem die Begeisterung um die neuste Spielart des Realismus sich etwas gelegt hat, möchte dieses Seminar die aktuelle Diskussion in Konfrontationen mit anderen zeitgenössischen und historischen Positionen in Bezug auf das Problem der Wirklichkeit (in) der Kunst neu in den Blick nehmen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Fragen der Kontingenz, der Materialität und Medialität realistischer Darstellung bzw. der Realität der Darstellung sowie den sich wandelnden Subjekt-Objekt Positionen, die mit unterschiedlichen Realismen und ihren divergierenden Wirklichkeitsbegriffen verbunden sind.

 

Ausgehend von der Lektüre aktueller philosophischer Positionen (Meillassoux, Laruelle) und ihrer Manifestationen in der Kunst (z. B. die Ausstellungen „Speculations on Anonymous Materials", Kassel, 2013 oder „Geographies of Contamination", London, 2014), wird die Frage des Realismus anhand einer Auswahl künstlerischer Positionen und Texten der politischen Ästhetik und psychoanalytischen Theorie (Rancière; Lacan) sowie der materialistischen Ästhetik (Bataille; Brecht) diskutiert.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Hausarbeit (ca. 10 Seiten).

 

 

Blockseminar Freiwillige Knechtschaft – Politik und Ästhetik der Faszination (Modul E.02.09)
Felix Trautmann

 

Raum E.ZG.04, Akademiestr. 4
Termine 02.07.2015 14.00–18.00 Uhr, 03.07./04.07.2015 jeweils 10.00–16.00 Uhr
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Wie kann es sein, dass wir von einer Sache so fasziniert sind, dass wir uns ihr regelrecht hingeben wollen und bereit sind, die eigene Freiheit dafür bisweilen aufzugeben? Welchen Anteil haben unsere eigenen Handlungsmotive und welchen Anteil hat die Beschaffenheit des Objekts unseres Begehrens in Momenten der Faszination? Dieser nicht nur politischen sondern auch ästhetischen Frage geht Étienne de La Boétie bereits Mitte des 16. Jahrhunderts in seinem „Discours de la servitude volontaire" nach. Seine These lautet dabei so einfach wie irritierend, dass die Menschen weniger durch Gewalt beherrscht werden als sich aufgrund ihrer Attraktion für den Herrscher freiwillig unterworfen haben. Anders sei es, so La Boétie, nicht zu erklären, dass eine so große Anzahl von Menschen die Knechtschaft hinnehme als wäre es die Verwirklichung ihrer eigenen Freiheit.

 

In der These von der freiwilligen Knechtschaft kann eine Formel erkannt werden, die sich im weiteren Verlauf des herrschaftskritischen Denkens in immer neuen Varianten artikuliert hat. Sie stellt dabei aber auch eine kritische Matrix für das Verständnis von Formen der Hingabe, der Verblendung oder Selbsttäuschung in gegenwärtigen Gesellschaften dar. Die These La Boéties hat nicht zuletzt Eingang in die Theorien charismatischer Herrschaft, ideologischer Subjektivierungen sowie in die psychoanalytische Kulturtheorie gefunden.

 

Mit der zunächst politischen Kritik verbindet sich dabei immer auch eine ästhetische Theorie der Faszination und Anziehungskraft einer Herrscherperson oder eines Herrschaftsverhältnisses. In der freiwilligen Knechtschaft wird eine Sache oder eine Person zum begehrten Objekt und der Grund des Begehrens zum „faszinosum". Die Frage für das Seminar lautet daher: was ist es und vor allem wie ist die Sache beschaffen, von der die eigentümlich verführerische Kraft ausgeht, die uns verzückt und anzieht? Welche ästhetische Beschaffenheit besitzt eine Sache, die sie derart unwiderstehlich erscheinen lässt, dass wir willens sind, uns ihr voll und ganz hinzugeben?

 

Das Seminar wird neben der Lektüre des „Discours" von La Boétie und einigen zentralen Kommentaren zu diesem Text, auch eine Auswahl von verwandten Problematisierungen aus dem Feld der Kulturtheorie, Soziologie und Psychoanalyse diskutieren. Ein Seminarplan und die Lektüreliste werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.