Seminar Ästhetik des 20. und 21. Jahrhunderts: „October“

(Modul E.01.09 und E.02.09)
Prof. Dr. Maria Muhle

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 11.00–13.00 Uhr, Beginn: 22.10.2015
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Das Lektüreseminar behandelt zentrale Positionen der philosophischen Ästhetik des 20. und 21. Jahrhunderts, ausgehend von der Konstellation um die 1976 in New York von Rosalind Krauss und Annette Michelson gegründete Zeitschrift „October“. Die in „October“ veröffentlichten kunstkritischen Texte befassen sich mit explizit zeitgenössischen Fragestellungen und verfolgen dabei einen genre- und medienüberschreitenden Ansatz, der sich v.a. darin zeigt, dass nicht nur Texte zur zeitgenössischen (bildenden) Kunst, sondern ebenfalls zu Film, Theater und Literatur veröffentlicht wurden und werden. Darüber hinaus wurde „October“ in den 1970er, 80er bis in die 90er Jahre zu einem der wichtigsten Rezeptionsinstrumente der Texte des so genannten französischen Post-Strukturalismus, die hier größtenteils zum ersten Mal auf Englisch veröffentlicht wurden (so bspw. in der ersten Ausgabe vom Frühjahr 1976 Foucaults berühmter Text zu Magritte, „Ceci n’est pas une pipe“ oder Deleuze einflussreiches Postskriptum über die Kontrollgesellschaft von 1990, im Winter 1992; aber auch Bataille). Erst über diesen amerikanischen Umweg fanden die Texte der französischen Autoren wiederum den Weg in die deutsche Diskussion. Anhand zentraler Texte der „October“-Herausgeber und -Autoren – neben Rosalind Krauss und Annette Michelson auch Douglas Crimp, Yve-Alain Bois, Hal Foster, Benjamin H.D. Buchloh, Craig Owens, David Joselit u.a. – soll diese Konstellation und ihre zentralen Begriffe – die emblematische Rolle von Fotografie und der Begriff des Index, der Komplex von Readymade, Museum und Institutionskritik, „Schicksal“ des Begriffs der Postmoderne, Appropriation Art, „postmedium condition“, das Informe bis hin zum Digitalen –, rekonstruiert werden sowie diskutiert werden, inwiefern die französische Theoriebildung des 20. Jahrhunderts, die sich zunächst selbst nicht als genuin ästhetisch verstanden hat, für ein spezifisches Verständnis von Ästhetik zentral geworden ist.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Referat, Ausarbeitung des Referats (3–5 Seiten) für Schein E.01.09 (Einführung), Hausarbeit (ca. 10 Seiten) für Schein E.02.09 (Vertiefung)

 

 

Kolloquium Philosophie
Prof. Dr. Maria Muhle / Jenny Nachtigall, M. A.

 

Raum E.O2.29 und E.O1.23 (nur Termin 15.10.2015), Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 17.00–21.00 Uhr, Beginn: 15.10.2015, weitere Termine: 29.10., 12.11., 19.11.2015, 21.01.2016 und 04.02.
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Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten und der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur Arbeit der Studierenden haben, spielt das Schreiben (über die eigene Praxis) eine zentrale Rolle. Das „Kolloquium Philosophie“ bietet konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v.a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie“ strebt ebenfalls eine engere Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z. B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis; ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt.

 

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.

 

 

Kunst und Historiographie - eine mimetische Konstellation (Modul E.02.09)
Prof. Dr. Maria Muhle / Jenny Nachtigall, M. A.

 

Seminar (S) + Ringvorlesung und Workshop (R+W)
Raum (S) E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit (S) Freitag 11.00–13.00 Uhr, Termine: 16.10., 30.10., 13.11., 20.11., 22.01., 05.02.
Zeit (R+W) Donnerstag 19.00 Uhr/Freitag 10.00–13.00 Uhr, Termine: 22.10./23.10., 26.11./27.11., 10.12./11.12., 14.01./15.01., 28.01./29.01.
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Von der Auseinandersetzung mit der Geschichtlichkeit von Kunst und ihrer Historiographie bis zu Kunst als Historiographie: wie sich an den unterschiedlichen Ausstellungs- und Publikationsprojekten der letzten Jahre erweist, ist die Aktualität der Gegenwartskunst immer auch die Gegenwärtigkeit von (ihrer) Geschichte. Ausgehend von dem aktuellen Interesse an Kunst und Historiographie möchte dieses Lektüreseminar ihr Verhältnis als eine mimetische Konstellation neu in den Blick nehmen. In der Diskussion klassischer und zeitgenössischer Mimesis-Konzepte soll eine Genealogie der Mimesis erarbeitet werden, die nicht nur die Historisierung und Konzeptualisierung der (Gegenwarts)Kunst re-fokussiert, sondern auch umgekehrt die klassischen Kategorien von Mimesis und Historiographie selbst einer Aktualisierung unterzieht. Entgegen ihrer Reduktion auf eine möglichst exakte Nachahmung bzw. Nacherzählung werden Mimesis und Historiographie als operative Kategorien begriffen, die es zum einen erlauben, das duale Verhältnis von (geschichtlicher) Wirklichkeit und (künstlerischer) Darstellung zu hinterfragen; und zum anderen, die Form des künstlerischen Wirklichkeitsbezugs zu problematisieren. Neben der Lektüre einschlägiger Theorien (Platon, Benjamin, Adorno, Caillois, Owens, Joselit) wird sich das Seminar dementsprechend den mimetischen Produktions- und Repräsentationsformen künstlerischer Zugänge zu Geschichte und Gegenwart (Dokumentation, Appropriation, Reenactment, Aggregation etc.) und ihren ästhetisch-politischen Potentialen widmen.

 

Das Seminar findet begleitend zu der internationalen Vortrags- und Seminarreihe „Kunst und Historiographie – eine mimetische Konstellation“ statt (eine Kooperation mit dem Haus der Kunst).
Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Hausarbeit (ca. 10 Seiten)

 

 

Seminar Die Aktualität des Schönen (Modul E.01.09 und E.02.09)
Dr. Stefan Apostolou-Hölscher

 

Raum E.ZG.04, Akademiestr. 4
Zeit Mittwoch 16.00–19.00 Uhr, Beginn/Einführung: 14.10.2015, weitere Termine: 28.10., 25.11., 02.12., 16.12.2015, 13.01.2016, 27.01.
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Innerhalb der Ästhetik Immanuel Kants und deren weit verzweigtem Erbe gibt es von Anfang an eine unaufgelöste Spannung zwischen der ‚bloßen Form‘ des Schönen und der ‚Formlosigkeit‘ des Erhabenen sowie letztlich einen Konflikt zwischen Vernunft, Verstand und Einbildungskraft. Während die Problematik des Schönen in vielerlei Hinsicht die unterschiedlichen ‚Realismen‘ der Kunst des 19. Jahrhunderts mitgeprägt hat und auf eine allgemeine Darstellbarkeit abzielt, rückt mit den historischen Avantgarden zu Beginn des 20. Jahrhunderts schließlich das Erhabene in den Vordergrund, während das Schöne dann abgewertet wird (Steven Shaviro). Obwohl es danach zu seiner Rehabilitierung durch so unterschiedliche Denker wie bsp. Herbert Marcuse, Hanna Arendt, Jürgen Habermas, Gilles Deleuze, Terry Eagleton, James Kirwan, Rodolphe Gasché oder Jeremy Gilbert-Rolfe kommt, wurden und werden das Schöne und seine Figurationen bisweilen heute noch mit einer entpolitisierten Harmonie der Vermögen in Zusammenhang gebracht. Demgegenüber lässt sich allerdings das genaue Gegenteil behaupten, nämlich dass in ihm Verstand und Einbildungskraft in einen produktiven Dissens treten, der auch politische Konsequenzen hat (Jacques Rancière).
Vor diesem Hintergrund sollen im Verlauf des Seminars – nach einer eingehenden Lektüre der ‚Analytik des Schönen‘ aus Kants „Kritik der Urteilskraft“ von 1790 – unterschiedliche Autoren gelesen werden, die sich im 20. und 21. Jahrhundert mit diesem so folgenreichen Text befasst haben. Stellvertretend für das Erhabene und als Gegenpositionen zur allgemeinen Darstellbarkeit, die im Schönen auf dem Spiel steht, werden v.a. die Positionen Theodor W. Adornos und Jean-François Lyotards dienen. Anhand aktueller Beispiele aus dem Bereich der Bildenden Kunst wird begleitend zur Textlektüre außerdem untersucht, wie im Feld der Praxis das Verhältnis zwischen einem (ästhetischen) Realismus und einer (erhabenen) Undarstellbarkeit skizzierbar sein könnte.

 

 

Blockseminar Das ästhetische Unbewusste, Psychoanalyse und Kunsttheorie

(Modul E.02.09)
Dr. Samo Tomšič

 

Raum E.EG.28 (erste Sitzung) und E.O1.23, Akademiestr. 4
Termine 13./14.11.2015 jeweils 12.00–15.00 Uhr, 11./12.12.2015 jeweils 15.00–18.00 Uhr,
08./09.01.2016 jeweils 12.00–15.00 Uhr
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Dass die Psychoanalyse Freuds einen unmittelbaren und wesentlichen Beitrag zum (Selbst-)Verständnis der Kunstpraktiken beisteuerte, wurde in Kunstkreisen früh wahrgenommen. Freuds Zeitgenossen aus verschiedenen modernistischen Bewegungen nahmen Bezug – ob befürwortend oder kritisch – auf einzelne Aspekte der psychoanalytischen Theorie des psychischen Apparats, der menschlichen Sexualität und der gesellschaftlichen Mechanismen. Die philosophischen Thematisierungen der psychoanalytischen Beiträge zur Kunsttheorie und Ästhetik folgten jedoch erst mit Verspätung. Jacques Lacans Lehre, in der er diverse Anbindungen der Psychoanalyse an andere Disziplinen und Bereiche der menschlichen Produktion entwickelte, hat zu diesen theoretischen Anwendungen am stärksten beigetragen.
Unter dem Titel „Das ästhetische Unbewusste. Psychoanalyse und Kunsttheorie“ wird das Seminar den Wert der Psychoanalyse für die daran anknüpfenden Diskussionen in der Ästhetik und der Kunsttheorie erforschen. Dies wird in zwei Schritten durchgeführt: Zuerst werden die Grundzüge der Freud’schen Theorie des Unbewussten diskutiert und im nächsten Schritt an die Lacan’sche Bild- und Sprachtheorie angebunden. Somit werden die Konturen einer psychoanalytischen Ästhetik sichtbar gemacht. Schließlich wird durch die Betrachtung einiger der wichtigsten theoretischen Konstellationen in der zeitgenössischen Ästhetik (Badiou, Rancière, Žižek) die Weiterentwicklung der psychoanalytischen Einflüsse auf die Kunsttheorie erforscht und zur Debatte gestellt.
Das Seminar wird in drei Blocksitzungen stattfinden. Die erste Sitzung (13. und 14. November 2015, 12.00–15.00 Uhr) wird den Grundlagen Freuds Theorie des Unbewussten gewidmet und wird durch die Lektüre seines „Witz“-Buches die Verbindung zwischen der psychoanalytischen Theorie der Produktion und der Theoretisierung der künstlerischen Praxis behandeln. Die zweite Sitzung (11. und 12. Dezember 2015, 15.00–18.00 Uhr) wird die Weiterentwicklungen der Freud’schen Grundbegriffe in der Psychoanalyse Jacques Lacans in den Fokus nehmen und insbesondere seine Objekt- und Bildtheorie ausführlicher behandeln. Schließlich wird eine dritte Sitzung (08. und 09. Januar 2016, 12.00–15.00 Uhr) einige der einflussreichsten ästhetisch-philosophischen Lektüren der Psychoanalyse behandeln und dadurch den anhaltenden Einfluss von Freud und Lacan in gegenwärtigen Diskussionen beleuchten.