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„Eine Skulptur-Photographie oder besser eine Teleplastik“ — Mimesen zwischen Natur und Kultur bei Caillois

Vortrag von Maria Muhle bei der Internationalen Konferenz „Mimesis Expanded“, 21.–23.11.2018, Ruhr-Universität Bochum 

 

In „Mimese und legendäre Psychasthenie“ (1935) widmet sich Roger Caillois Formen exzessiver Nachahmung anhand der Insektenmimese und eröffnet zugleich eine Fluchtlinie hin auf die psychische Verfasstheit menschlicher Subjekte und ihre Raumpathologien. Entgegen der These, das mimetische Anpassungsverhalten der Insekten an ihre Umwelt sei ein Abwehrmechanismus, zeigt Caillois, dass es sich hierbei keineswegs um eine Artikulation des Selbsterhaltungstriebs, sondern um einen „Trieb zur Selbstaufgabe“ handele. Mimese wird zur Pathologie, insofern sie die Unterscheidung zwischen Organismus und Umgebung zersetzt. Zugleich beschreibt Caillois die morphologische Mimese als eine „echte Photographie […]: eine Skulptur-Photographie oder besser eine Teleplastik“, als eine Art 3D-Print avant la lettre. Der Vortrag möchte diesen Zusammenhang von (Insekten-)Mimese und Fotografie untersuchen und sich dabei auf einschlägige Caillois-Lektüren (R. Krauss, J. Lacan, K. Silverman) beziehen, die sowohl den Ästhetik- als auch den Subjektbegriff aufweichen und so Anhaltspunkte geben für die Bestimmung einer „Milieuästhetik“.

 

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