Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Maria Muhle, Mascha Salgado de Matos, M.A.

Lehraufträge: Dr. Oliver Precht, Dr. Hanna Sohns, Dr. Thomas Love, Dipl. Phys. David Weber

 

Lehrstuhl für Medien- und Technikphilosophie

Jun.-Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

 

Die Anmeldung zu den Lehrveranstaltungen erfolgt über das Studierendenportal. Hilfestellung zum Portal findet sich auf dieser Seite.

 

Kurzübersicht (Seminarbeschreibungen siehe unten)

 

Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte / Einführung in Kunstgeschichte und

Philosophie / Pflichtveranstaltung für Studierende im 1. Semester Freie Kunst

und Kunstpädagogik

(Freie Kunst FK-T1 sowie Kunstpädagogik D.01.09)

Prof. Dr. Maria Muhle / Prof. Dr. Florian Matzner / Prof. Dr. Dietmar Rübel

Vorlesung

Mittwoch, 11.00–13.00 Uhr; Beginn: 25.10.2023

Raum: historische Aula (25.10.), ansonsten je nach Anmeldung (E.EG.28, E.O1.23, E.O2.29)

 

Künstlerische Autor*innenschaft

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Seminar

Freitag, 10.00–14.00 Uhr, zweiwöchentlich; Beginn: 27.10.2023

Weitere Termine: 10.11., 24.11., 08.12., 12.01., 26.01., 02.02.

Raum: E.O1.23

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A.

Kolloquium

Mittwoch, 15.00–17.00 Uhr

Termine: 08.11., 29.11., 13.12., 10.01., 24.01.

Raum: E.O2.29

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A.

Termine werden per E-Mail bekannt gegeben

 

Über/In/Durch den Ozean

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Mascha Salgado de Matos, M. A.

Seminar

Dienstag, 10.00–12.00 Uhr c.t.; Beginn: 24.10.2023

Raum: E.O2.29

 

Einführung in die Philosophie der Technik

(Freie Kunst FK-T2, Kunstpädagogik E.01.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Vorlesung

Donnerstag, 11.00–13.00 Uhr; Beginn 26.10.2023

Raum E.01.23

 

“This Bridge Called My Back”. Feministisches Denken an der Grenze

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Seminar

Dienstag, 14:00–18:00 Uhr (vierzehntägig, Beginn 24.10.2023)

Raum: A.EG.01, E.O2.29 (30.01.)

 

Mater Clarice Lispector. Tropisches Schreiben, tropisches Denken

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Oliver Precht / Dr. Hanna Sohns

Seminar

Termine: 03.11., 17.11., 01.12., 15.12., 19.01., jeweils von 10.00–14.00 Uhr

Raum: E.O1.23

Termin: 26.01. von 12.00-20.00 Uhr

Raum: Historische Aula, Altbau

Termin: 27.01. von 12.00–20.00 Uhr

Raum: E.O1.23

 

What Muses Do / Was Musen tun

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Thomas Love

Seminar (English)

Termine:

16.10. 10.00–18.00 Uhr

17.10. 10.00–18.00 Uhr

19.10. 10.00–18.00 Uhr

Raum: E.O2.29

 

Produzieren und Produzierenlassen.

Kunst und künstliche Intelligenz

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)

Dipl. Phys. David Weber

Blockseminar vorrangig für Diplomkandidat*innen

Termine:

27.11. 10.00–18.00 Uhr

04.12. 10.00–18.00 Uhr

11.12. 10.00–18.00 Uhr

Raum: E.O1.23

 

Beschreibungen

 

Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte / Einführung in Kunstgeschichte und

Philosophie / Pflichtveranstaltung für Studierende im 1. Semester Freie Kunst

und Kunstpädagogik

(Freie Kunst FK-T1 sowie Kunstpädagogik D.01.09)

Prof. Dr. Maria Muhle / Prof. Dr. Florian Matzner / Prof. Dr. Dietmar Rübel

Vorlesung

Mittwoch, 11.00–13.00 Uhr; Beginn: 25.10.2023

Raum: historische Aula (25.10.), ansonsten je nach Anmeldung (E.EG.28, E.O1.23, E.O2.29)

 

Die wöchentliche Veranstaltung zielt auf die Vermittlung von Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, insbesondere in Kunstgeschichte und Philosophie. An exemplarischen Beispielen wird ein Überblick über die Geschichte der Kunst sowie die wichtigsten Methoden sowie Themenfelder der Kunstgeschichte und Philosophie geboten. Dazu werden ausgewählte Kunstwerke in Verbindung mit ausgewählten Texten (Primärquellen sowie Sekundärliteratur) gemeinsam diskutiert. Zudem besuchen wir die für die Geschichte und Theorie der Kunst wichtigen Museen und Bibliotheken. Der Bibliotheksbesuch dient auch der Einführung in die Literaturrecherche; zudem werden relevante Internetressourcen vorgestellt und Hinweise zum Erstellen von Referaten und Hausarbeiten gegeben.

 

Künstlerische Autor*innenschaft

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Seminar

Freitag, 10.00–14.00 Uhr, zweiwöchentlich; Beginn: 27.10.2023

Weitere Termine: 10.11., 24.11., 08.12., 12.01., 26.01., 02.02.

Raum: E.O1.23

 

Das zweiwöchentliche Lektüreseminar untersucht die Frage künstlerischer Autor*innenschaft aus philosophisch-ästhetischer Perspektive: Ausgehend von exemplarischen Positionen der Philosophie (Kunst und Inspiration in Platons Ion, Friedrich Nietzsches Geburt der Tragödie) sollen die Dekonstruktionen künstlerischer Autor*innenschaft (Michel Foucault, Roland Barthes) sowie der Rezipient*in (Jacques Rancières) behandelt werden. Vor diesem Hintergrund soll Autor*innenschaft entlang der Frage, wer wie sprechen kann, intersektional in den Blick genommen werden – und zwar entlang klassischer Ausschlusslinien wie gender (Sherrie Levine), race (W.E.B. Dubois, Saidiya Hartman) und class (Annie Ernaux), die sich besonders in jenem künstlerischen Produzieren problematisieren lassen, in dem die Frage, wie die Autor*in, im Sprechen von sich, sich selbst und die Gegenstände ihrer Beschreibung konstituiert (Autofiktion, Autotheorie, Autosoziobiografie), adressiert wird. Daran anschließend sollen Konzepte verteilter Autor*innenschaft in den Blick genommen werden sowie untersucht werden, inwiefern die Entwicklung technischer Reproduktionsfähigkeit von der Geburt der Fotografie bis zu KI Autor*innenschaft unter Druck setzt und es zugleich notwendig macht, einen anderen, nicht Autor*innenzentrierten Kunstbegriff zu skizzieren.

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A.

Kolloquium

Mittwoch, 15.00–17.00 Uhr

Termine: 08.11., 29.11., 13.12., 10.01., 24.01.

Raum: E.O2.29

 

Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den fortgeschrittenen Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. 

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium weiterhin ein experimenteller Ort der klassenübergreifenden Präsentation und Diskussion künstlerischer Arbeiten sein kann.

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A.

Termine werden per E-Mail bekannt gegeben

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.

Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Über/In/Durch den Ozean

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Mascha Salgado de Matos, M. A.

Seminar

Dienstag, 10.00–12.00 Uhr c.t.; Beginn: 24.10.2023

Raum: E.O2.29

 

„To sense this world of waters known to the creatures of the sea we must shed our human perceptions of length and breadth and time and place, and enter vicariously into a universe of all pervading water.”

(Undersea Rachel Carson)

Es gibt unzählige künstlerische, literarische, musikalische Auseinandersetzungen mit dem Meer: Als Sehnsuchtsort oder als Ort des Schreckens ist das Meer Motiv und Metapher zugleich. Insbesondere in der westlichen Moderne zeugen solche Zugriffe von dem menschlichen Blick, der die Natur im Allgemeinen und das Meer im Besonderen zur anthropomorphen Projektionsfläche macht. Über Jahrtausende, so scheint es, ist die Besegelung der Ozeane eine Begegnung mit ebendieser Flächigkeit, die durchkreuzt und bezwungen wird. Das Studium der Sterne, Winde, Wirbel und Strömungen, ist bestimmend für jegliche ozeanische Unternehmung – die meisten Seefahrer*innen konnten jedoch nicht schwimmen. Die Tiefen oder gar Untiefen bleiben Topologien des Mythischen, das zornige Seeungeheuer, wollüstige Jungfrauen und versunkene Wunderstädte beherbergt.

Im Seminar werden wir eine Bandbreite an Salzwasser-Texten unterschiedlichster geisteswissenschaftlicher Disziplinen lesen. Den atlantischen, mediterranen, indo-/pazifischen Gedankensträngen und Geschichten, die sie erzählen, sind Ideen des „Ozeanisches“ gemeinsam, welche über die Historisierung der Meere hinaus gehen – nämlich in sie hinein. Mit der Lektüre wird unter anderem eine geisteswissenschaftliche Wende des Denkens von Ozeanen nachvollzogen, die sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts beobachten lässt; gegenwärtig werden diesbezügliche trans- und interdisziplinäre Überlegungen unter dem Banner der sogenannten „Blue Humanities“ zusammengefasst.

Vor dem Hintergrund künstlerischer Arbeiten (von William Turner, Ingeborg Bachmann, John Akomfrah u.v.m.) wird sich das Seminar auch kritisch mit den Eigenschaften eines fluiden Denkens befassen, das sich sowohl in den Meeres- und Umweltwissenschaften, im Ecocriticism, als auch in der de- und postkolonialen Theorie, und ihren Verschränkungen, verorten ließe.

Das Seminar findet auf Deutsch statt, einige Texte werden jedoch nur auf Englisch zugänglich sein.

„Where are your monuments, your battles, martyrs?

Where is your tribal memory? Sirs,

In that grey vault. The sea. The sea

Has locked them up. The sea is History.”

(The Sea is History Derek Walcott)

 

Einführung in die Philosophie der Technik

(Freie Kunst FK-T2, Kunstpädagogik E.01.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Vorlesung

Donnerstag, 11.00–13.00 Uhr; Beginn 26.10.2023

Raum E.01.23

 

Was ist Technik? Diese Frage soll in der Vorlesung anhand einer Reihe von Verhältnisbestimmungen diskutiert werden. Zunächst steht Technik in Bezug auf Mensch-Natur-Verhältnisse im Zentrum: Inwiefern ist der (moderne) menschliche Zugriff auf die Natur von der Möglichkeit ihrer technischen Beherrschung geprägt? Zweitens wird uns das Verhältnis zwischen Menschen in seiner technischen und technologischen Dimension beschäftigen: Inwiefern sind menschliche Kommunikation und politisches Handeln von technischen Mitteln abhängig und werden durch technologische Entwicklungen beeinflusst und geformt? Drittens werden wir das Verhältnis von Technik und Kunst diskutieren: Muss (kann überhaupt?) beides klar voneinander abgegrenzt werden oder inwiefern kann Technik unter einer ästhetischen Perspektive betrachtet werden? Inwiefern bringen (aktuelle) technologische Entwicklungen Verschiebungen im Kunstbegriff bzw. im Verständnis ästhetischer Freiheit hervor und wie ist damit umzugehen? Diese drei Zusammenhänge werden wir allgemein sowie in historischer Perspektivierung beleuchten, und dabei auch berücksichtigen, welche Fragen sich, darauf aufbauend, in Bezug auf soziale Ungleichheit und spezifische Ausschlussformen stellen. Die Vorlesung wird die im Sommersemester stattfindende „Einführung in die Ästhetik“ ergänzen und eignet sich ebenfalls zur Erlangung des Scheins E.01.09 (KP).

 

“This Bridge Called My Back”. Feministisches Denken an der Grenze

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Seminar

Dienstag, 14:00–18:00 Uhr (vierzehntägig, Beginn 24.10.2023)

Raum: A.EG.01, E.O2.29 (30.01.)   

        

Unter Stichworten wie „Chicana-Feminismus“ oder „Latinx-Feminismus“ werden (insbesondere seit den 1980er und 90er Jahren) feministische Ansätze beschrieben, die von Frauen* mit lateinamerikanischer Geschichte in den Vereinigten Staaten ausgehen. Ausgangspunkt dieser Ansätze bildet die Erfahrung der Grenze, die Erfahrung, zwischen zwei Welten zu leben und keiner der beiden wirklich anzugehören. Die Grenze, die zwei Welten auftrennt, wird als identitätsbildend beschrieben: Sie geht durch den eigenen Körper und das eigene Selbstverständnis hindurch. „This Bridge Called My Back“ – so der Titel einer der wichtigen Bücher in diesem Kontext – lässt zugleich auch darauf schließen, dass der eigene Körper nicht nur von Trennungen durchzogen ist, sondern im gleichen Zuge beide Seiten verbindet. Ebenso spielen Figuren wie „Borderlands“, „EntreMundos“, „The New Mestiza“ eine wichtige Rolle. An ihnen entfaltet sich ein feministisches Denken, das sich an Fragen um Identität und Hybridität, Ausschluss und Zugehörigkeit, Verlassenheit und Erinnerung abarbeitet. Dabei sind auch die verwendeten Formate von dem Anspruch geprägt, Uneindeutigkeit und Vermischung hervortreten zu lassen und produktiv zu wenden. So bewegen sich prominente Figuren wie Gloria Anzaldúa, Cherríe Moraga, María Lugones und Mariana Ortega zwischen Philosophie und Literatur oder Essay und Lyrik, wobei auch künstlerische Positionen, filmische Arbeiten und Theaterstücke in diesem Kontext entstanden sind. Diese verschiedenen Formate, Figuren und Ansätze werden wir im Seminar in den Blick nehmen, um gemeinsam ein Bild davon zu gewinnen, worin latinx-feministisches Denken liegen kann und was davon zu lernen ist. Die verwendete Literatur gibt es leider kaum in deutscher Übersetzung. Wer am Seminar teilnehmen möchte, sollte sich also darauf einstellen, dass wir auf Englisch lesen werden.

 

Mater Clarice Lispector. Tropisches Schreiben, tropisches Denken

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Oliver Precht / Dr. Hanna Sohns

Seminar

Termine: 03.11., 17.11., 01.12., 15.12., 19.01., jeweils von 10.00–14.00 Uhr

Raum: E.O1.23

Termin: 26.01. von 12.00-20.00 Uhr

Raum: Historische Aula, Altbau

Termin: 27.01. von 12.00–20.00 Uhr

Raum: E.O1.23

 

Mit den Worten des brasilianischen Anthropologen Eduardo Viveiros de Castro besteht die tropische Erfahrung zunächst darin, dass der Urwald immer und überall „im Begriff ist, sich über den von der Kultur mühsam eroberten Räumen wieder zu verschließen“. Das ist die erste Lehre der wuchernden, tropischen Natur: Alles Menschengemachte, alle politischen Institutionen, alle Kunstwerke und -traditionen, alle gesellschaftlichen Strukturen sind jederzeit im Begriff wieder verschlungen zu werden. Weil der Urwald überall in den Raum der Kultur hineinwächst, ihn überwuchert und zurückdrängt, bedarf es einer ständigen Ausbesserungsarbeit, einer Bastelei oder »bricolage«, wie sich Claude Lévi-Strauss ausdrückt. Die indigenen Völker Brasiliens haben diese Erfahrung zum Prinzip gemacht: Ihre Kultur ist keine Eroberung und Beherrschung der Natur.

Auch das Schreiben und Denken der brasilianischen Autorin Clarice Lispector hat diese Erfahrung in sich aufgenommen. In ihren Texten geht es weder darum, der Natur einen Raum der Kultur abzutrotzen noch darum, von einer tropischen Erfahrung lediglich zu berichten. Vielmehr nähert sich ihr Schreiben selbst einer solchen Erfahrung an. Es bringt ein tropisches Wuchern hervor und macht es in der Sprache erfahrbar. In Água viva heißt es, sie erschreibe „Schritt für Schritt“ einen anderen Raum, einen Raum der Verflechtung: „Es ist eine Welt des Wirrsals, sich verschlingender Lianen, Silben, Kletterpflanzen, Farben und Wörter. Die Schrift wird selbst zum Urwald. Hélène Cixous hat daher für Lispector auch von einer écriture végétale, terrestre gesprochen, mit der sie uns „das Lebendige“ zurückgeben wolle, „das aus Büchern, Erzählungen und verdrängenden Konstruktionen gerettet wurde.“ Dieses pflanzliche oder organische Schreiben versucht die Natur nicht nur in sich aufzunehmen, sondern sich der Natur anzugleichen, an ihren „fließenden Strom“ zu gelangen, vom „Quell der Quelle“ trinken und sich dem nackten, vibrierenden, sinnlichen Leben zuzuwenden.

Während Lispector häufig aus feministischer Perspektive gelesen wird – Hélène Cixous war der Ansicht, dass sie die einzige Schriftstellerin ist, bei der sich ein weibliches Schreiben in Reinform beobachten lässt –, liegt der Fokus des Seminars darauf, in ihr eine Schriftstellerin des Anthropozäns zu entdecken, deren Schreiben und Denken vorausweist auf das Denker*innen wie Donna Harraway, Bruno Latour oder Isabelle Stengers. Für die Auseinandersetzung mit diesem tropischen Schreiben befassen wir uns vor allem mit den drei Romanen Nahe dem wilden Herzen (1943), Der Apfel im Dunkeln (1961) und Die Passion nach G.H. (1964) sowie mit einzelnen Erzählungen und Chroniken.

Unmittelbar drängen diese Texte auch die Frage nach dem Schreiben und der künstlerischen Produktion auf, die Lispector immer wieder als genuine Notwendigkeit ihres Lebens beschreibt. Die Lektüre dieser Texte bildet daher auch einen interessanten Ausgangspunkt für die Befragung des eigenen künstlerischen Arbeitens und der eigenen Schreibpraxis. Im Rahmen des Seminars sollen ausgehend von der Erfahrung Lispector zu lesen, literarische / wissenschaftliche Texte produziert und gemeinsam besprochen werden.

Die Texte können in deutscher oder englischer Übersetzung gelesen werden, Kenntnis des brasilianischen Portugiesisch ist keine Voraussetzung für die Teilnahme an dem Seminar.

 

What Muses Do / Was Musen tun

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Thomas Love

Seminar (English)

Termine:

16.10. 10.00–18.00 Uhr

17.10. 10.00–18.00 Uhr

19.10. 10.00–18.00 Uhr

Raum: E.O2.29

 

The muse is an embarrassing figure in art and art history. It reeks of misogyny and the cult of male genius –not to mention a problematic classicism –yet it lingers in our vocabulary and remains ubiquitous in popular culture. In this Blockseminar, we will suspend our assumptions about the muse in order to appreciate the complexity of this nuanced figure. The wager is that the muse will help us to understand artistic production in the interstices of agency, authorship, and collaboration, enabling a discussion of the ethics of inspiration in our own creative work.

Although stemming from ancient Greece, we will examine how the myth of the muse persists in the modern era, focusing on historical personages who acted as or were perceived to be muses. The first day will revolve around Jeanne Duval (c.1820 – c.1862), the common-law wife of French Modernist poet Charles Baudelaire (1821 – 1867). Born in Haiti of West African ancestry, Duval met Baudelaire when she moved to France to pursue a career in dance, and she inspired some of his most scandalous poems. Her story received renewed attention in feminist literature and art, including Angela Carter’s short story “Black Venus” (1980) and Lorraine O’Grady’s series “Flowers of Evil and Good” (1998-ongoing).

On day two we will look at Robert de Montesquiou (1855 – 1921), who could be considered a male muse. As a dandy and aesthete, de Montesquiou fashioned himself into a living artwork. This in turn inspired some of the most iconic characters of fin-de-siècle gay literature, including Des Esseintes in J. K. Huysmans’s Against the Grain (1884), the Baron de Charlus in Marcel Proust’s In Search of Lost Time (1913–1927), and perhaps even the titular figure in The Picture of Dorian Gray (1891) by Oscar Wilde.

The final day will be devoted to the English poet, publisher, and activist Nancy Cunard (1896 – 1965). Heiress to a shipping fortune, Cunard expended her wealth in support of the avant-garde, and sacrificed her social standing through her sexual adventures and her commitment to communism and anti-racism. Portrayals of her by Ezra Pound, T. S. Eliot, Constantin Brâncuși, Djuna Barnes, Man Ray (and many others) focus on her modern appearance as much as her liberated conduct, raising the question of where beauty and behavior intersect.

As important as historical context will be, the subject of this seminar is not biography. For each of these case studies, the facts of their lives fail to explain their transformation into art. It is the gaps in biography that allow a glimpse of the muse.

 

Produzieren und Produzierenlassen.

Kunst und künstliche Intelligenz

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)

Dipl. Phys. David Weber

Blockseminar vorrangig für Diplomkandidat*innen

Termine:

27.11. 10.00–18.00 Uhr

04.12. 10.00–18.00 Uhr

11.12. 10.00–18.00 Uhr

Raum: E.O1.23

 

„Jedes Zeichen bzw. jedes zum Aufbau eines künstlerischen Objekts verwendete Element [. . .] gehört abgrenzbaren und selektierbaren Repertoires an. [. . .] Der repertoiretheoretische Aspekt ist [. . .] der Ästhetik wesentlich – Max Bense, „Einführung in die informationstheoretische Ästhetik“ (1969)

„The display of any program or combination of programs can be selected quickly because of availability. This always exists“ – Richard Prince, „The 8-Track Photograph“ (1977)

„I feel like, let’s give ourselves a little permission to think about what is original content“ – Satya Nadella, CEO Microsoft (2023)

Im Lichte der jüngsten Entwicklungen künstlicher Intelligenz und ihrer Produktion kreativer Inhalte (Text, Bild, Sound, bald Video; ChatGPT, DALL-E, Stable Diffusion, u. a.) scheinen sich neuerlich und vehement Fragen nach dem Status von Kreativität, Originalität und der, kulturellen wie rechtlichen, Stellung von Künstler*innen zu stellen. Droht die Ersetzung, Rationalisierung und vielleicht Entrechtung kreativer, schöpferischer Arbeit in der nächsten Welle technologischer Entwicklung, die nach den Blue Collar-Arbeiter*innen industrieller Fertigung auch die (nach der Pandemie) gerade erst wiederbelebten Büros und Studios der White Collar Akteure und Kreativen Industrien erreicht?

Allerdings musste nicht auf Maschinelles Lernen und KI gewartet werden, um die Vorstellungen von menschlicher spontaner Kreativität und Schöpfung unter Druck zu setzen. Es gibt eine lange Vorgeschichte der Externalisierung von „Kreativität“ und künstlerischer Produktion. Raymond Roussel, Referenzfigur moderner wie postmoderner Ästhetik, legte 1935 in Comment j’ai écrit certains de mes livres (Wie ich einige meiner Bücher geschrieben habe) dar, dass sein Schreiben auf (sprach)technischen Verfahren beruhte: die „eingeschlossene Sonne“ (M. Foucault) seiner künstlerischen Produktion sollte gerade in anonymen, nicht-expressiven Operationen zum Scheinen kommen. Der Surrealismus schloss hieran an mit seinem Konzept der „écriture automatique“ (automatisches Schreiben). Duchamps Ready-made und seine neo-avantgardistischen Wiederaufnahmen verschieben das Kunst-Objekt ins Außen vorgefundener Repertoires und Combines (Rauschenberg). Walter Benjamin sah, zumal in Fotografie und Film, technische Reproduktion dergestalt am Werk, dass sie Hand anlegte an einen tradierten Werk-Begriff, und stellte dem exemplarischen Magier-Maler beispielhaft den Kameramann gegenüber als Operateur (wie der Chirurg) am technischen Gerät. Seit 1960 setzt die französisch-internationale Gruppe OuLiPo (R. Queneau, G. Perec, u. a.) ihrem Schreiben Vorgaben und Zwänge (man könnte auch sagen: prompts), die unvermittelte Spontaneität unterbinden und es stattdessen forciert formatieren sollen. Max Bense verstand in seiner informationstheoretischen, generativen Ästhetik seit den 1950er Jahren die Elemente einer künstlerischen Produktion als selektierte Einheiten eines vorhandenen Repertoires. Richard Prince bringt in den 70ern Konzepte der Pictures Generation auf den medienhistorischen Punkt, wenn er angesichts der Exposition gegenüber massenmedialen Inhalten eine „prior availability“ des Materials unterstellt. Post-Studio Art (J. Baldessari, L. Alloway, D. Buren) verlässt zu Beginn der 70er den Schutzraum institutionell wie gattungsmäßig eingehegter Kunst und exponiert sich einer Cloud-haften Diversität kultureller Kontexte. Donna Haraway schlägt in den 10er Jahren ein kompostorisches Produzieren vor, das gegebene Geschichten diverser Arten und Akteure kombiniert und hybridisiert. Und diese Liste ist gewiss unvollständig.

Das Generieren von Inhalten auf Basis maschinellen Lernens erscheint vor diesem Hintergrund kaum einfach als ein grober epochaler Bruch. Das wesentlich probabilistische Vorgehen (entlang antrainierter, gewichteter Wahrscheinlichkeiten) der Text- und Bildgeneratoren mag gerichtet sein auf eine durchaus problematische Effizienz in der Erzeugung von Evidenz und „Überredung“ der Nutzer*in angesichts der „erstaunlichen“ Resultate – tatsächlich scheint dieser Probabilismus, anstelle von „Expression, aber nahe am Interesse wesentlicher Stränge der Gegenwartskunst an kulturellen Formaten, Formatierungen, Rollen-Skripten und Genres – Probabilismus als Probe-Bohrungen in kulturellen Repertoires. Dabei sind die Werkzeuge und Produktionsmittel dieses Generierens nicht in der Intimität eines Künstler*innen-Studios beheimatet, sondern ausgelagert in eine unbestimmte Cloud, und ihr Funktionieren wird nicht „meisterlich“ beherrscht, sondern untersteht einem aus der Konzeptkunst bekannten Deskilling (L. Lippard) – im „kunstvoll“ effektiven Triggern der KI Maschinen des Prompt Engineering bleibt Schöpfung „genialisch“ nur in der Handreichung von Hilfsprogrammen wie Prompt Genius.

Das Seminar will danach fragen, wie die neue technologische Gestalt kreativer Produktivität zu bewerten ist – in Kontrast, aber auch in Kontinuität zu genuin künstlerischen, ästhetischen Tendenzen der Moderne und ihrer Nachfolge.