Lehrstuhlvertretung Kunstpädagogik und Fachdidaktik (SS 2022 und WS 22/23)
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Raum
E.EG.18, Akademiestr. 4
Eva Weinmayr forscht als Künstlerin, Pädagogin, Autorin und Verlegerin an der Schnittstelle von Kunst, Pädagogik und der Analyse von Institutionen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dekolonial und feministisch-intersektional argumentierenden Diskursen und Praktiken zur kollektiven Wissensbildung und Wissensvermittlung, die Weinmayr als künstlerische Gestaltung interpretiert. http://evaweinmayr.com
Laufende Projekte innerhalb ihrer künstlerisch-pädagogischen Praxis umfassen “Teaching the Radical Catalogue – A Syllabus”, “Piracy Project”, “Library of Inclusions and Omissions”, “Boxing and Unboxing”. Ihre Praxis und Aktionsforschung findet oft in Zusammenarbeit mit internationalen Kulturinstitutionen statt - darunter SALT Istanbul, Zacheta, National Art Gallery Warschau, Contemporary Art Museum St Louis, Stiftung Sitterwerk St. Gallen, Kunstverein München, The Bluecoat Liverpool, Grand Union Birmingham, Pavillon für künstlerische Forschung Biennale di Venezia - als auch mit aktivistischen Räumen wie Mayday Rooms London, Constant Brüssel, The Showroom London.
Von 2019 bis 2022 war sie Co-Leiterin des EU-finanzierten kollektiven Forschungs- und Studienprogramms Teaching to Transgress Toolbox, das, inspiriert von der US-amerikanischen Aktivistin, Lehrerin und Theoretikerin bell hooks, intersektionale, feministische und antirassistische Ansätze in Kunst und Bildung entwickelte. Eva Weinmayr war Mitorganisatorin der dreitägigen internationalen Konferenz Let’s Mobilize: What is Feminist Pedagogy? und Mitherausgeberin der gleichnamigen Publikation. Seit 2010 ist sie Mitbegründerin und Co-Direktorin des unabhängigen feministisch aktionistischen Verlags AND Publishing in London.
Sie hat an einer Reihe von Kunsthochschulen unterrichtet, die dabei sind, einen institutionskritischen Diskurs zu etablieren - darunter Central Saint Martins, University of the Arts London, Goldsmiths College London, HDK-Valand Göteborg, Piet Zwart Institute Rotterdam. Zurzeit ist sie Vertretungsprofessorin des Lehrstuhls für Kunstpädagogik an der Akademie der Bildenden Künste in München und freut sich auf die Zusammenarbeit mit Studierenden und Kolleg*innen.
Lehr- und Forschungsschwerpunkte:
—Mikropolitiken des künstlerischen Veröffentlichens, der kollektiven Wissensbildung und Autor*innenschaft
—Publikation als Prozess
—Intersektionale Ansätze des Beschreibens und Katalogisierens sowie die Repräsentation und Validierung von Wissen in Archiven, Bibliotheken, Museen
—Schaffung von inklusiven Lernräumen, die emotionale Vielfalt, Diversität und Heterogenität ermöglichen und Konflikte und Dissens erlauben.
—Boxen und Sparring als nonverbaler Dialog, als experimentelle pädagogische Methode sozialer Kommunikation und Zusammenarbeit.
—Institutionentheorie („Institution“ vs. „Instituting“)
—Das derzeitige Streben nach Transparenz und universellem Zugang (zum Beispiel Free Culture und Open Access Richtlinien), das möglicherweise relationale Aspekte übersieht, und vergisst, dass Wissenspraxen durch soziale und historische Voraussetzungen bedingt sind. Ist es möglich, nicht-universalistische Vereinbarungen, Rahmenwerken und Lizenzen zu entwickeln, die berücksichtigen, dass es ethische Gründe geben kann, von dem (kolonialen) Gebrauch von situiertem Wissen abzusehen?
—Critical Whiteness Studies: etablierte Strukturen und Eigenschaften von White Supremacy Culture in europäischen Bildungsinstitutionen.
Zu den aktuellen Projekten gehören:
Ecologies of Dissemination (Arbeitstitel). (Mit Femke Snelting, 2022–24). In Zusammenarbeit mit Constant, Association of Arts and Media, Brüssel (BE), und dem Centre for Postdigital Cultures, Coventry University (UK). Dieses künstlerische Forschungsprojekt erforscht feministisch dekoloniale Strategien der Verbreitung und Vermittlung (Dissemination), die im Unterschied zu Strategien Verteilung (Distribution) nicht von aus der Perspektive der/s “Verbreiters*in” gedacht werden, sondern aus der Sicht der/s Empfänger*in. Das im Wort “Dissemination” enthaltene “semen” deutet darauf hin, dass Verbreitung oft amorph geschieht – wie Samen, die, durch Vögel und Wind verstreut, das Zusammentreffen von bestimmten Gegebenheiten brauchen, um aufzugehen. Was bedeutet dieser Shift für Open Access Richtlinien, die auf ein universelles Verständnis von Offenheit, Zugang und Transparenz bauen und dabei vergessen, dass diese in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Konsequenzen haben?
Teaching To Transgress Toolbox. (Launch im Mai 2022) In Zusammenarbeit mit HDK-Valand, Academy of Art and Design Göteborg, École de Recherche Graphique (erg Brüssel) und Institut Supérieure des Beaux Arts (ISBA Besancon), 2019–22. Ein Forschungs- und Studienprogramm, um gemeinsam Fragen des inklusiven Lernens und Lehrens anzugehen, mit dem Ziel Tendenzen zur Polarisierung und Diskriminierung zu begegnen – in der breiteren Gesellschaft, im Kunst- und Bildungswesen und in unseren Klassenzimmern und eine integrative Pädagogik zu entwickeln, die die vermeintliche Neutralität und Gleichstellung in der Schule, im Bildungswesen und in der Kunst hinterfragt.
Teaching the Radical Catalogue – A Syllabus (Mit Lucie Kolb, 2021–22). Teil von “Reading the Library” in Zusammenarbeit mit der Kunstbibliothek und Werkstoffarchiv Stiftung Sitterwerk, St. Gallen und dem Critical Media Lab am Institut für Experimentelle Gestaltung und Medienkulturen, FHNW, Basel (CH). Dieses Projekt hinterfragt die vorherrschenden Praktiken der Klassifizierung und Organisation von Wissen in Bibliotheken des globalen Nordens. Aufbauend auf Emily Drabinskis Artikel "Teaching the Radical Catalog“ (2008) entwickelt das Projekt ein Curriculum, das die Politik der Benennung und Rahmung sowie die Praktiken des Suchens und Findens in Bibliotheken aus einer intersektionalen und dekolonialen Perspektive untersucht.
Library of Inclusions and Omissions (2016–) Eine Referenzbibliothek, die für die Öffentlichkeit in temporären Pop-up Reading Rooms zugänglich ist. LIO ist eine kollektiv kuratierte Sammlung feministischer, dekolonialer, intersektionaler Materialien, die danach fragt, was in den etablierten institutionalisierten Archiven und Bibliotheken des globalen Nordens fehlt und damit die Frage stellt: wie wird Wert beigemessen? Wie wird „Wissen“ legitimiert und autorisiert? (Siehe auch Aufsatz, „Der Katalog als Erzählung“ und das Videointerview „Library of Inclusions and Omissions“ mit Lucie Kolb.)
Let’s Mobilize: What is Feminist Pedagogy? (HDK-Valand, 2016–). Eine Studiengruppe bestehend aus Studierenden, Lehrenden und Verwaltungsmitarbeiter*innen (Rose Brander, Andreas Engman, MC Coble, Kanchan Burathoki, Gabo Camnitzer, Eva Weinmayr) zu intersektionaler Pädagogik und nicht-normativen Formen des Lernens und Lehrens, das künstlerische Organisieren eines dreitägigen internationalen Symposium an der HDK-Valand und die Veröffentlichung der Publikation: Let's Mobilize: What is Feminist Pedagogy? Download PDF.
Das Piracy Project (mit Andrea Francke, 2011–) hinterfragt gängige Annahmen über geistiges Eigentum und Copyright. Durch einen Open Call und eigene Recherchen während Residencies und Aufenthalten in Peru, China und der Türkei hat das Piracy Project eine Sammlung von rund 150 raubkopierten oder modifizierten Büchern aus der ganzen Welt zusammengetragen. Die Sammlung wird in Reading Rooms der Öffentlichkeit vorgestellt und dient als Kickstarter für Debatten und Workshops über Urheberschaft und Autor*innenschaft. Ausgestellt bei: Paper Struggles, Raven Row London, 2019. Resource, The Bluecoat Liverpool, 2015. Kunstverein München, 2014. Kunsthochschule für Medien Köln, 2014. Grand Union Birmingham, 2014. SALT Research Istanbul, 2012. The Grand Domestic Revolution Goes On, The Showroom London, Casco Utrecht, 2012. Truth is Concrete, Steirischer Herbst, Graz, 2011. KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 2011. New Yorker Kunstbuchmesse, MoMA PS1, Queens, 2011.
Vorträge, Symposien
Krabstadt Education Center: Conflated Places, PARSE Journal, Platform for Artistic Research Sweden, Keynote, 17. Juni 2022
Symposium: Publishing Practices #1: Dismantling the Disciplined Catalog, Derouting Distribution, and Cripping the Canon”. Archive Books Berlin, 26–27. Februar 2022.
Symposium: We Publish: “Radical Publishing Practices Demand Radical Librarianship: Perspectives and Framing Under the Disguise of Neutrality”, Kunsthalle Bern. 16–17. Januar 2020
Symposium: Publishing as Social Practice, “Situated Collective Publishing: Less Noun, More Verb”. Ystad Kunstmuseum, 2019
Symposium: Experimental Publishing #1, Critique, Intervention, Speculation, Centre for Postdigital Cultures, Coventry University, 2019.
Symposium, Author of the Future – rethinking copyleft studyday: “Situated, Collective Authorship”, Constant, Brüssel, 2018.
Interviews
—Videointerview: Eva Weinmayr, Lucie Kolb, Library of Inclusions and Omissions, in “Teaching the Radical Catalogue – a syllabus”, 2021. Watch video.
—Videointerview: Eva Weinmayr, Cornelia Sollfrank, “Micro-politics of Publishing”, at “Tools and Infrastructures” research meeting, Creating Commons, Institute for Contemporary Art Research, Zürich University of the Arts, 2018. Watch video.
—Print-interview: Eva Weinmayr, Jinglun Zhu, “More Verb, Less Noun – Publishing as Collective Practice”. In: CCS Recollection 1: The Netletter, edited by Evan Calder Williams, Centre for Curatorial Studies CCS Bard, Annandale/New York, 2019
—Print-Interview: Annette Gilbert, Rosalie Schweiker and Eva Weinmayr “UND statt ODER – die Anatomie von UND”: In Publish! Publizieren als künstlerische Praxis, Kunstforum International, issue 256, September 2018
Neuere Publikationen
Noun to Verb: Micro-politics of Publishing. PhD-Dissertation. Eine Untersuchung der sozialen und politischen Wirkung von Publizieren, die die Mikropolitiken der Herstellung, Beschreibung und Weitergabe von Wissen aus einer intersektional feministischen Perspektive. Göteborg: Art Monitor, 2020
Aufsätze
—“Who is in the Classroom?” – A guide on how to facilitate a pronoun round. In: Teaching to Transgress Toolbox, Brüssel: erg, und Göteborg: HDK-Valand, 2022
—“Rethinking Admission – Confronting Segregation”. In: Teaching to Transgress Toolbox, Brüssel: erg und Göteborg: HDK-Valand, 2022
—“Der Katalog als Erzählung”. In: Sitterwerk Journal, Dezember 2021
Buchbeiträge
—“We don’t want this to turn into an exhibit”. In Archives Of The Commons II–The Anomic Archive, herausgegeben von F. Carvajal, M. Dávila Freire, M. Tapia. Santiago de Chile: Ediciones Pasafronteras - Red Conceptualismos del Sur. Madrid: Museo Nacional Reina Sofia, 2020
—“Confronting Authorship, Constructing Practices–How copyright destroys collective practice”. In Whose Book is it Anyway? A View from Elsewhere on Publishing, Copyright and Creativity, herausgegeben von Janis Jefferies und Sarah Kember. Cambridge: Open Book Publishers, 2019
—“Help! David Cameron Likes my Art”. In Distributed, herausgegeben von David Blamey und Brad Haylock, London: Open Editions, 2018
—“One publishes to find comrades”. In: Publishing Manifestos, edited by M. Pichler, Cambridge MA: The MIT Press, 2018. Erstveröffentlichung: The Visual Event, an education in appearances, hrs von Oliver Klimpel, Leipzig: Spector Books, 2014
—“Library Underground – A Reading list for a coming Community”. In Publishing as Artistic Practice, edited by Annette Gilbert, 157–187. Berlin/New York: Sternberg Press, 2016
(Mit-)Herausgeberin:
—Teaching to Transgress Toolbox Platform, (erg, HDK-Valand, Erasmus+), 2022
—Der radikale Katalog, Fabrikzeitung 375. Herausgegeben von Rote Fabrik Zürich, Lucie Kolb und Eva Weinmayr, 17. Dezember 2021
—Teaching for people who prefer not to teach, Rosalie Schweiker und Mirjam Bayerdoerfer, London: AND Publishing, 2017
—Let’s Mobilize: What is Feminist Pedagogy? Göteborg: HDK-Valand, London: AND Publishing, 2016
—Borrowing, Poaching, Plagiarising, Pirating, Stealing, Gleaning, Referencing, Leaking, Copying, Imitating, Adapting, Faking, Paraphrasing, Quoting, Reproducing, Using, Counterfeiting, Repeating, Cloning, Translating. Herausgegeben von Andrea Francke und Eva Weinmayr. London: AND Publishing, 2014