Eine Ausstellung mit Louisa Abdelkader
Eröffnung: 2020-08-04 18:00
Datum: 2020-08-04
2020-09-05
Öffnungszeiten: Di – Fr | 12:00 - 18:00 Uhr Sa | 12:00 - 15:00 Uhr
Ort: Susan Boutwell Gallery | Theresienstrasse 48 | München

 

 

'Body Politk' – Körperpolitik- ist eine mittelalterliche Metapher bei der die Menschen dieser Nation eine einzige körperliche 'body'  Einheit bilden.  Alle müssen dieser Einheit dienen, damit die Nation funktioniert. Wenn sich ein Teil der Nation widersetzt, wird dies mit einer Infektion verglichen, die das einheitliche Ganze bedrohen kann. Damit eine Nation gesund ist, muss sich ihr Volk der Hierarchie der Einzelteile anpassen. In traditionellen Darstellungen der Körperpolitik sitzt der Kopf an der Spitze dieser Hierarchie als Ort der Wahrnehmung und Rationalität und regelt alle folgenden Teile. Manchmal repräsentiert der Kopf die Monarchie, manchmal die Kirche.

 

Ein bekanntes altes Beispiel einer Körpermetapher findet sich in „Der Bauch und die Mitglieder", einer Fabel, die dem legendären griechischen Fabulisten Aesop zugeschrieben wird. In der Fabel revoltieren die anderen Mitglieder des Körpers gegen den Bauch, von dem sie glauben, dass er keine Arbeit leistet, während er das ganze Essen bekommt. Hände, Mund, Zähne und Beine versuchen sich von ihm freizumachen, aber nach einigen Tagen stellen sie fest, dass sie schwach und krank sind. Sie lernen so, dass die Zusammenarbeit zwischen allen Körperteilen, einschließlich des Bauches, für die Gesundheit des Körpers von entscheidender Bedeutung ist. Die nicht so subtile Moral der Geschichte ist, dass die Gesellschaft wie ein Körper besser funktioniert, wenn alle die ihnen zugewiesenen Aufgaben erledigen und zusammenarbeiten. Die soziale Metapher lässt sich leicht in die politische Welt übersetzen.

 

Heutzutage bezieht sich die Körperpolitik mehr auf die Politik des Körpers; in der Art und Weise, wie einzelne Körperschaften nicht nur politische Gewalt erfahren, sondern auch politische Macht ausüben, insbesondere die signifikanten Auswirkungen, die sie auf Rasse, Kultur, Klasse und Geschlecht haben.

 

Diese Ausstellung soll die Praktiken verschiedener Künstlerinnen herausstellen, Praktiken, die gegen Konventionen, Politik, soziale Strukturen und / oder den Körper (sowohl metaphorisch als auch wörtlich) verstoßen. Die Arbeit jedes Künstlers befasst sich auf die eine oder andere Weise mit den vielen und zeitgenössischen Themen, die durch die Metapher von The Body Politic aufgeworfen werden. Jedes Kunstwerk verweigert implizit oder explizit die Hierarchien, die diese Körperpolitik antreiben, und präsentiert eine andere Vision, mit der sich der Betrachter auseinandersetzen kann.

 

Kuratiert und Text von: Stewart Hall

 

 

Louisa Abdelkader | Munich

 

Louisa Abdelkader studierte Bildhauerei/Installation an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Albert Hien und ist seit 2016 seine künstlerische Mitarbeiterin. Louisa arbeitet großflächig, ortsbezogen und installativ. Für die zur jeweiligen Installation zugehörigen Videoarbeiten dient ihr das Sprechen über Kunst als Material. Dabei montiert sie ausgewählte Gesprächsfragmente in ihren filmischen Inszenierungen zu neuen Sinneinheiten und inszeniert sie in passender Kostümierung. Die Reflexion des Betriebes und der Produktionsbedingungen gegenwärtiger Kunst selbst stehen im Fokus. In ihren Installationen reagiert die Künstlerin auf die Eigenart konkreter Orte, die in materialaufwendigen Eingriffen verwandelt werden. Soziale Räume, die dem zweckrationalen Alltagsbetrieb der Gesellschaft enthoben sind, dienen dabei als gegenständliche Referenz der  Großarrangments: der Zirkus, der Zoo, das Volksfest. Kennzeichnend ist zudem die Verwendung industrieller Materialien, beispielsweise Schaumstoff, die ihrer Zweckdienlichkeit beraubt werden und als Bildelemente eine neue Identität erhalten.

 

Louisa Abdelkader studied sculpture/installation at the Academy of Fine Arts Munich with Prof. Albert Hien and since 2016 is his academic assistant. Louisa works on large surfaces, site-related and installation. For the video works accompanying each installation, talking about art is her material. In doing so, she assembles selected fragments of conversation in her filmic productions to form new sensory units and stages them in appropriate costumes. The focus is on reflecting on the operation and production conditions of contemporary art itself. In her installations the artist reacts to the peculiarities of concrete places, which are transformed into material-intensive interventions, with social spaces that are removed from the purpose-rational everyday life of society serving as a representational reference for the major orchestrations: the circus, the zoo, the public festival. Another characteristic feature is the use of industrial materials, such as foam, which are robbed of their usefulness and are given a new identity as pictorial elements.

 

 

Nora Battenberg-Cartwright | Frankfurt

 

Noras Praxis durchquert eine Vielzahl von Medien, von Mode über Video, Performance und Malerei. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen Geschlecht, Identität, Körper, Verbindungen und Beziehungen. In ihren bisherigen Arbeiten hat sie sich auf die Bedeutung von stereotypen und atypischen Beziehungen und auf die äußeren Aspekte von Symbolismus und Ritual konzentriert. In jüngerer Zeit hat Nora die weibliche Form mit Collage, Farbe und Zeichnung erforscht. Ihre Arbeiten befassen sich mit Erinnerung, Sehnsucht, Sexualität und Identität über den weiblichen Blick und die Stereotypen, die Frauen auferlegt werden.

 

Nora's practice traverses a variety of mediums from fashion, to video, performance and painting. Her work centres around gender, identity, body, connections and relationships. Her past works have focussed on the meaning behind stereotypical and atypical relationships and the external aspects of symbolism and ritualism. More recently Nora has been exploring the female form with collage, paint and drawing. The work explores memory, longing, sexuality and identity via the female gaze and the stereotypes put upon women.

 

 

Judith Egger | München

 

Im Zentrum meiner Arbeit steht die Auseinandersetzung mit der allem zugrunde liegenden Lebenskraft, die anarchisches Wachstum, Veränderung und Verfall bewirkt. Dabei stelle ich das Diktat der Kontrollierbarkeit und Nutzbarkeit aller Ressourcen unserer westlichen, naturwissenschaftlich geprägten Welt infrage - auf physischer wie auf metaphysischer Ebene. Hier ist mir (fast) jedes Mittel recht: Meine Arbeit reicht von Installation und Performance bis hin zu Objekten und Zeichnungen. Oft spielt Humor eine wichtige Rolle, die BetrachterInnen in die Auseinandersetzung zu locken.

 

At the heart of my work is the exploration of the underlying life force that causes anarchic growth, change and decay. In doing so, I question the dictation of controllability and usability of all resources of our western, scientifically shaped world - on a physical as well as on a metaphysical level. Here, (almost) every means is fine with me: my work ranges from installation and performance to objects and drawings. Humour often plays an important role in luring the viewer into the discussion.

 

 

Dr. Ope Lori | UK | Nigeria

 

Dr. Ope Lori verwendet optische Medien, um den Betrachter durch die Art und Weise einzubeziehen, wie die Blickdynamik auf den Kopf gestellt wird, von der Machtposition in die Machtlosigkeit, vom passiven Zuschauer zum bewusst zuschauenden Teilnehmer. Sie interessiert sich für die Verwendung von Ästhetik, um visuell ansprechende Bildschirmbilder zu erzeugen, die den Betrachter aber auch in das Werk hineinzieht, indem sie das Bild durch Lust und Vergnügen erfährt und dabei mit unserer Sozial- und Innenpolitik spielt.


Dr. Ope Lori uses lens-based media to draw the viewer in through the ways that looking dynamics, are turned upside down, from positions of power to powerlessness, from being passive spectators to consciously viewing participants. She is interested in the use of aesthetics in making visually pleasing screen images, but which also draws the viewer into the work, by experiencing the image through desire and pleasure, playing with both our social and internal politics.

 

 

Bex Massey | UK

 

Bex Masseys Praxis umfasst figurative Malerei und Installationen. Sie verwendet Collage, traditionelle Herstellungstechniken und Darstellungsweisen, um Ideen rund um den Wert zu diskutieren - die Hierarchie des Bildes, anspruchsvoll versus anspruchslos und den materiellen Wert. Immer wiederkehrende Themen rund um diesen "Wert" oder dessen Fehlen sind feministische Fragen, die Übernutzung der digitalen und britischen Subkultur. Jüngste Serien haben diskutiert, warum 'Frauen etwa 0,5% der aufgezeichneten Geschichte besetzen' in 'Original Gyal Dem' 2019; abwertender Slang, geschlechtsspezifische Einschränkungen & Klassensyteme in 'Dem Birds' 2019 und die Anfänge der Frauenfeindlichkeit mit einer vielschichtigen Neuinterpretation des Pandora-Mythos in 'Nah Man, Hawez! 2020.

Bex Massey's practice incorporates figurative painting and installation. She uses collage, traditional making techniques and modes of display to discuss ideas surrounding value-the hierarchy of image, highbrow versus lowbrow and material worth. Reoccurring themes surrounding this 'value' or lack thereof are feminist issues, overuse of the digital and British subcultures. Recent series have discussed why 'Women occupy around 0.5% of recorded history' in 'Original Gyal Dem' 2019; Derogatory slang, gender restraints & class system in 'Dem Birds' 2019 and the beginnings of misogyny with an eclectic reimagining of the Pandora myth in 'Nah Man, Hawez!' 2020. 

 

 

Rozhgar Mustafa | Irak

 

Rozhgar Mustafa lebt und arbeitet in Sulaimanyah, Kurdistan-Irak. Sie arbeitet mit einer Vielzahl von Medien, darunter Installationen, Fotografien, Videos und öffentliche Live-Aktionen. Sie beschäftigt sich vor allem mit Fragen der Transformation, des Konflikts und der Geschlechtsidentität, der Erinnerung, des Widerspruchs, des Traumas und der Angst. Sie lehrt  am Institut für Bildende Kunst in Sulaimanyah.

Rozhgar Mustafa lives and works in Sulaimanyah, Kurdistan Iraq. She works in a variety of media including installation, photograph, video and public live action. Mainly deal with questions of transformations, conflict and gender identity, memory, contradiction, trauma and fear. She also teaches at the institute of fine art in Sulaimanyah.

 

 

Janette Parris | UK

 

Janette Parris ist eine zeitgenössische Künstlerin, die Alltagsmenschen als Grundlage für viele ihrer Arbeiten verwendet. Sie arbeitet mit verschiedenen Medien, darunter Zeichnung, Animation und Performance (Musik und Theater). Sie kreiert  erzählerische Arbeiten, oft in Form von Comicstrips, um die humorvolle Bedeutung des Lebens einzufangen, während sie gleichzeitig einen trockenen und selbstvergessenen Blick auf die Welt wirft. Janette ist derzeit Gastdozentin an der School of Art, Architecture and Design sowie außerordentliche Dozentin am Camberwell College of Arts und am Chelsea College of Arts. Sie ist auch in der Publikation Failure der Londoner Whitechapel Gallery vertreten: Dokumente der zeitgenössischen Kunst.

Janette Parris is a contemporary artist who uses everyday people as the basis for much of her work. She works across different media including: drawing, animation, and performance (musical and theatre). She creates strongly narrative work, often in the form of comic strips to capture the humorous essence of life, while reflecting a dry and self-effacing look at the world. Janette is currently a visiting lecturer at The School of Art, Architecture and Design as well as an associate lecturer at Camberwell College of Arts and Chelsea College of Arts. She is also featured in London's Whitechapel Gallery publication Failure: Documents of Contemporary Art.

 

 

Kim Thornton | UK

 

Kim Thornton verbindet auf humorvolle Weise das Schaffen und die Fotografie, um ihre gelebten Erfahrungen und Beobachtungen zu erforschen. Die Arbeit überbrückt die Distanz zwischen Kindheitsspiel und der Realität des Alltagslebens, indem sie Kindheitserinnerungen nachspielt und unerwartete Szenen schafft, die alltägliche Aufgaben hinterfragen und ein geheimes Leben aus Schein und Fantasie suggerieren.

Kim Thornton humorously combines making and photography to explore her lived experience and observations. The work bridges the distance between childhood play and the reality of everyday life by re-enacting childhood memories and creating unexpected scenes that subvert everyday tasks, suggesting a secret life of make-believe and fantasy.

 

 

Rachel Wilberforce | UK

 

Die bildende Künstlerin Rachel Wilberforce erforscht zeitgenössische Subjektivität durch die Verbindung zwischen dem alltäglichen und dem 'anderen' Raum. Ihre Arbeit konzentriert sich oft auf physische Archetypen wie Gefängnisse, Bordelle, Krankenhäuser, Schulen und Fabriken, indem sie gesellschaftliche, institutionelle, politische oder transgressive Elemente untersucht, die im Spiel sind. Mit ihren Fotografien, Gemälden, Installationen und öffentlichen Kunstwerken reagiert sie auf Orte mit unsicheren Grenzen, am Rande und flüchtig oder schwebend zwischen verschiedenen Geschichten, Nutzungen und Bedeutungen. Bei der Untersuchung der Vergangenheit und Gegenwart eines Ortes wird Wilberforce zu den Übergängen und Spuren seiner Identität und seines Gefüges und der sich entfaltenden Erzählung der menschlichen Erfahrung darin, von der Dissoziation zur Verkörperung hingezogen.

Visual Artist Rachel Wilberforce explores contemporary subjectivity through the relationship between every day and 'other' space. Her work often centres on physical archetypes such as prisons, brothels, hospitals, schools and factories in examining societal, institutional, political or transgressive elements at play. Through photography, painting, installation and public artworks, she responds to sites with uncertain borders, on the edge and fleeting or hovering between different histories, uses and meanings. In examining a site's past and present; Wilberforce is drawn to the transitions and traces of its identity and fabric, and the unfolding narrative of human experience therein, from disassociation to embodiment.

 

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