Nikolaus Lang (*12. Februar 1941, Oberammergau - † 11. Februar 2022, Murnau) war vom 15.10.2000 bis zum 31.03.2006 Professor für „Malerei, insbesondere Gestaltung von Kunst- und Kulträumen“ an der Akademie der Bildenden Künste München. Er engagierte sich in seinem letzten Dienstjahr darüber hinaus auch als Studiendekan.


Nikolaus Lang studierte von 1960–69 Kunst an der Münchener Kunstakademie und der Camberwell School of Arts and Crafts in London. Bereits 1989 wurde er zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste berufen.

 

Die ihm eigene Form der Konzeptkunst, für die der Kunstkritiker Günther Metken in den 1970er Jahren den Begriff Spurensicherung eingeführt hat, war geprägt von einer spezifisch künstlerisch-forschenden Herangehensweise. Er ließ diese Haltung unmittelbar in seine Lehre einfließen, wenn er z.B. für seine Klasse eine Performance in einer Höhle in der Ammerschlucht aufführte oder mit ihnen die verfallenen Wohnstätten der Geschwister Götte im Wald besuchte, von denen eine seiner zentralen Arbeiten handelt. Dabei stellte er auch seinen Arbeits- und Denkraum vor, der vor allem im Außenraum, in der Landschaft und in der Gesellschaft, in der Kulturanalyse, verortet war. Nikolaus Langs Idee zu einem „Museum der Armut“, ging von den Überbleibseln jener in einfachen Hütten im Ammerwald lebenden Geschwister aus. Auch wenn er dieses Museum vor allem als Denkfigur verwendet und in seiner Gänze nicht ausgeführt hat, muss man es doch stellvertretend für seine Arbeit über Ungleichheiten, Rassismen, kulturelle und soziale Grenzen und seine generelle Faszination für kulturelle Erscheinungsformen gesellschaftlich Benachteiligter sehen. Manchmal konnten diese bildreich, zeremoniell sein, wie bei „Peters Story“, oder sie gingen von ganz unscheinbaren Fundstücken aus, wie bei den „Geschwister Götte“. Aus diesen Narrativen und Objekten entwickelte Nikolaus Lang neue Kontexte in raumgreifenden Installationen, häufig in Kombination mit Performances, die wie ein alternatives Museum die Artefakte zu sehen gaben und die dahinterliegenden Geschichten erzählten. Daneben, und fast könnte man meinen als Ausgleich zu dieser sozialen Perspektive, galt sein Interesse den faszinierenden Erscheinungen der Natur, wie z.B. farbigen Erden und Gesteinsformationen von denen er komplexe Abnahmen herstellte, die dann als abstrakte Naturformen bildlich in Erscheinung traten. Aus diesen beiden Hauptsträngen seines Interesses hat er in immer neuen Zusammenhängen Lebensräume, kulturelle und geologische Kontexte sowie übersehene Geschichten sichtbar gemacht hat.

Die Internationalität seiner Klasse an der Kunstakademie München war auch ein Echo seines eigenen Wegs, der Oberammergau als Ausgangspunkt hatte, aber von England über Japan bis Australien reichte. Seine Teilnahmen an der documenta 6 und 8 und der 3. und 8. Biennale von Sydney stehen hier stellvertretend für eine vielfältige internationale Ausstellungstätigkeit. Die Bedeutung der von ihm entwickelten Methoden als Vorläufer für die ab den 1990er Jahren aufkommende Recherchekunst ist erst noch genauer zu entdecken. Nikolaus Lang hat Studierende, Kolleg*innen und Freund*innen durch die Intensität und Sensibilität seiner meist langfristig angelegten Projekte, die er in akribischen Arbeitsprozessen umgesetzt hat, genauso beeindruckt wie durch seine zugewandte und menschliche Art. Die mit ihm Zeit verbringen durften, werden ihn sehr vermissen.

(Text: Dr. Martin Schmidl)