Kolloquium Philosophie
Prof. Dr. Maria Muhle, Jenny Nachtigall, M. A., Dipl.-Theatr. Stefan Apostolou-Hölscher
Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Dienstag 18.00–21.00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 14.10.2014, weitere Termine: 28.10., 11.11., 18.11., 09.12., 16.12.2014 und 21.01.2015 (einmalig Mittwoch)
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Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten, die das Herzstück des Kolloquiums darstellen, spielt die gemeinsame Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur künstlerischen Arbeit der Studierenden haben, eine zentrale Rolle. Die Texte werden von den Studierenden und Lehrenden gemeinsam ausgewählt. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v.a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie“ strebt ebenfalls eine engere Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z. B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Zuletzt bietet das „Kolloquium Philosophie“ konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden.
Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis, ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt. Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.
Seminar Ästhetische Positionen der Gegenwartskunst (auch Modul E.02.09)
Jenny Nachtigall, M. A.
Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Dienstag 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 14.10.2014
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Was die Kunst der Gegenwart und die Gegenwart der Kunst ausmacht, sind Fragen, die seit einigen Jahren im Zentrum ästhetisch-politischer Diskussionen stehen. Geht mit dem Anspruch auf Zeitgenossenschaft auch eine verstärkte politische Relevanz der Gegenwartskunst einher oder korreliert die Fokussierung auf die Gegenwart mit einer der Immanenz verschriebenen, geschichtsvergessenen Zeit? Ausgehend von diesen und anderen Fragen aktueller Diskussionen (e-flux journal 2009/10, October 2009, Texte zur Kunst 2009), widmet sich dieses Seminar ästhetischen Positionen der Gegenwartskunst. Ziel ist es, einerseits einen Überblick über verschiedene Theorien zeitgenössischer Kunst (Rancière, Osborne, Rebentisch u.a.) sowie einen Einblick in deren philosophische Fundamente zu vermitteln (Kant, Adorno, Deleuze u.a.). Zum anderen sollen die im Seminar behandelten Theorien anhand von künstlerischen Praktiken diskutiert und gegebenenfalls auch kritisiert werden. Zentrale Fragestellungen betreffen dabei das Verhältnis von Geschichte, Gegenwart und Aktualisierung, Möglichkeiten und Grenzen einer Politik der Kunst, sowie die Funktion und Rolle von alten und neuen Medien in künstlerischen Praktiken.
Zur Vorbereitung: Juliane Rebentisch, „Theorien der Gegenwartskunst. Zur Einführung“, Hamburg: Junius, 2014.
Seminar Philosophie der Choreographie (auch Modul E.02.09)
Dipl.-Theatr. Stefan Apostolou-Hölscher
Raum E.O2.29, Akademiestr. 4
Zeit Mittwoch 10.00–14.00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 15.10.2014, weitere Termine: 29.10., 12.11., 19.11., 10.12., 17.12.2014 und 21.01.2015
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Tanz als „reine“ Bewegung und Metapher für das Denken war lange die wohl theorieresistenteste Kunstform überhaupt, obwohl bereits in den 1960ern Yvonne Rainer und andere Mitglieder des legendären Judson Church Theatre mit dem bis heute dominierenden, kinästhetischen Paradigma brachen und sich an anderen Künsten, in erster Linie der Bildenden Kunst, orientierten, um alternative Ästhetiken zu entwickeln. Hiervon sicherlich geprägt, zeichnet sich innerhalb der Choreographie seit Mitte der 1990er und vehementer sogar in den 2000ern eine noch weitreichendere Hinterfragung des modernistischen Erbes ab: Während Tanz demnach allein die Tätigkeit rhythmisch bewegter Körper in Raum und Zeit bezeichnet, öffnen ihn dagegen so verschiedene Akteure wie bsp. Jérôme Bel, Jonathan Burrows, Boris Charmatz, Alice Chauchat, Bojana Cvejić, Mette Ingvartsen, Thomas Plischke, Mårten Spångberg, Petra Sabisch, Tino Sehgal oder Xavier le Roy gegenüber heterogenen Problematiken, Verfahrensweisen und Tätigkeitsformen.
Ihnen gemeinsam war von Anfang an und ist nach wie vor die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Philosophie als festem Bestandteil ihrer künstlerischen Praxis. Zunächst kamen neue Konzepte von Choreographie und Tanz in Auseinandersetzung u.a. mit Roland Barthes Überlegungen zum „Tod des Autors“, dekonstruktivistischen Ansätzen und dem sogenannten „performative turn“ auf, während für andere eher das Denken von Gilles Deleuze und Félix Guattari von zentraler Provenienz war. In den 00ern erhalten dann Affektheoretiker wie Brian Massumi und zuletzt, in den 10ern, eine unter dem geschickt platzierten Label des Spekulativen Realismus versammelte Strömung Einzug, um die Praktiken von Performance und Choreographie ebenso zu modifizieren wie in verschiedene Richtungen zu erweitern.
Das zweiwöchige und in je vierstündigen Blöcken organisierte Seminar adressiert alle an Performance und Choreographie interessierten Studierenden. Es startet mit einem Panorama über die Praktiken des Judson Church Theatre in den 60ern und dessen Beziehung zur Bildenden Kunst (Yvonne Rainer, Robert Morris etc.), um sich dann – darauf aufbauend – dem Verhältnis zwischen Performance, Philosophie und Choreographie seit den 90ern und bis heute zu widmen. Jede Sitzung beginnt mit einer gemeinsamen Videosichtung und -besprechung, an welche sich die gemeinsame Lektüre philosophischer Texte anschließt, die konstituierend für die Genealogie der jeweiligen Strategien und Stücke sind.
Für die Bereitstellung der Materialien in einer entsprechenden Dropbox schon für die erste Sitzung am 15.10.2014 wird um eine kurze Kontaktaufnahme per E-Mail gebeten.
Blockseminar Gilles Deleuze und die Theorie des Diagramms (auch Modul E.02.09)
Dr. Daniela Voss
Raum E.O2.29, Akademiestr. 4
Termine Donnerstag, 15.01.2015, Freitag, 16.01.2015, Samstag, 17.01.2015 jeweils 10.00–16.00 Uhr
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Was ist unter dem Begriff des Diagramms zu verstehen? In welchem Verhältnis steht es zu architektonischen Plänen, zu Karten und zu Graphen? In „Überwachen und Strafen“ gebraucht Michel Foucault den Begriff des Diagramms in seiner Analyse der Disziplinargesellschaft. Es bezeichnet dort ein architektonisches und optisches System, das ‚Panoptikum‘, das sich definiert durch eine Verteilung der Sichtbarkeiten (im Gefängnis: Sichtbarkeit der Gefangenen, Unsichtbarkeit der Wärter). In einem weiten Sinne jedoch stellt es für ihn eine politische Technologie dar, die man von ihrer spezifischen Verwendung lösen kann.
Deleuze entwickelt den Foucault’schen Begriff des Diagramms weiter. Das Diagramm ist für ihn eine abstrakte Maschine, die dem gesellschaftlichen Feld immanent ist und reine Kräfteverhältnisse ausdrückt. Diagramme treten im Plural auf: Sie können einander überlappen, einzelne Elemente weiterführen und verstärken, oder auch sich zuwiderlaufen. Das revolutionäre Diagramm ist ein Kontinuum oder ein Zusammentreffen von allem, was flieht, und das dem Disziplinardiagramm zu entrinnen sucht.
Welche Rolle spielt dieser philosophisch-technische Begriff in der Kunst? Wieso taucht er in Deleuzes Buch über Francis Bacon auf? Können wir mit dem Begriff anknüpfen an andere Beispiele in der Kunst?
Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Auseinandersetzung mit Deleuzes philosophischen Texten und die Diskussion seiner Theorie des Diagramms. Vor diesem Hintergrund suchen wir nach weiteren Anwendungsmöglichkeiten dieses notorisch schwierigen Begriffs in den Künsten, v. a. in Architektur und Malerei.
Eine vorherige Anmeldung sowie die Übernahme eines Referats sind erforderlich.