Tanja Widmann  |  Raum Altbau | A.O1.01  |  http://lucadaberto.org/

Bilder, Bilder, Bilder.
Er konsumiert sie, zieht sie sich rein, schluckt sie in schnellen, großen unverdauten Brocken herunter. Kaum ist das eine da, muss gleich das nächste folgen. Gelernt hat er das beim Comic lesen auf dem blauen Teppichboden, der so kratzt auf der jungen Haut, die dünnen Glieder verrenkt, egal, er spürt den Körper nicht mehr, er hat keinen Körper und kein Selbst mehr, er besteht nur noch aus Augen, aus gierigen großen Augen, die über die Seiten fliegen, Bilder und Text nur so lange streifen, bis eine Ahnung destilliert ist, die ausreicht um der Geschichte folgen zu können, es muss weiter gehen. Wenn der Comic ausgelesen war, setzte die Enttäuschung ein. Heute sind die Bilder endlos und erzählen doch immer wieder dasselbe.

Das Begehren, die Leerstelle einer Biografie zu füllen, die nie nur die eigene, sondern immer eine gemeinsame war. Und das Begehren, Zukunftsarchäologie zu betreiben. Bilder sichten, um zu verstehen. Sie aus der vorgefundenen Organisation herauslösen und in eine andere, brüchigere Komposition einfügen. Am vorgefundenen Material zeigen sich die Eingriffe, Prägungen und Jahre, so wie sie sich am Subjekt zeigen.

Waren es nur Bilder, deren Energie auf ihn übersprungen ist? Oder enthielten die Bilder weniger, als er auf sie übertragen hat? Bilder, von denen er wollte, dass sie das bedeuten, was er sucht. Eine Gegenwart, die sich ihre Vergangenheit neu konstruiert.

Ein Begehren, das in die Dokumentation eingreift. (+/- '94)

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