Klasse Sebastian Tröger  |  Raum Altbau | A.UG, unter Freitreppe

 

Seit 2016 setzt sich Lena Hamberger auf vielschichtige Art und Weise mit Konzepten des Körpers und dessen Modifikationen auseinander. Im Ausstellungsraum A.U1, welcher sich unterhalb der Freitreppe des historischen Altbaus der Akademie der Bildenden Künste befindet, werden dem Betrachter vier Videoarbeiten präsentiert. In diesen Werken ist die Künstlerin in einen "Hautanzug" eingenäht und führt Handlungen aus, die Rituale aus Schönheits- und Körperkulturen verfremden. Hierbei werden die traditionellen Grenzen zwischen Körper und Raum, Haut und Hülle, Schutz und Verletzlichkeit in Frage gestellt. Die Videoperformances bewegen sich in einem steten Spannungsfeld zwischen Identifikation und Befremdung, die den schmalen Grat zwischen dem Erleben von Schönheit, Hässlichkeit, Faszination und Ekel markieren.

 

In ihrer abschließenden Arbeit, betitelt "In the Threads of Disease", setzt sich die Künstlerin mit ihrer Borreliose-Erkrankung auseinander, die von anhaltenden Schmerzen und entzündeten Gelenken begleitet wird. Lena Hamberger veranschaulicht die resultierende Einschränkung der Bewegungsfreiheit, indem sie im Rahmen einer Performance die textilen Erweiterungen der betroffenen Gelenke nacheinander in das Stahlgerüst der Haupttreppe der Akademie knüpft. Das Ergebnis erinnert an ein Spinnennetz, das die "Spinne" förmlich aus ihrem eigenen Körper webt und sie schrittweise zur Bewegungslosigkeit verdammt.

 

Diese Arbeit thematisiert darüber hinaus den Umgang mit dem Abschied von der Hochschule. Das Spinnennetz kann als ein Versuch interpretiert werden, sich in das Fundament der Universität „einzuweben“. Doch am Ende bleibt lediglich die abgestreifte Haut und das verlassene Netz zurück, über das Neuankömmlinge beim Betreten der Akademie hinwegsteigen.