Anna Mooren Foto Eliane Hobbing
Foto Eliane Hobbing

 

Anna Mooren ist zu Gast in der „Studienwerkstatt für Textil“.

 

Mit der Residency von Anna Mooren in der Textilwerkstatt der Akademie der Bildenden Künste München legt deren Leiterin Birgit Wagner einen Schwerpunkt auf die Technik der Schaftweberei. Ziel ist es, die Vielfalt der Möglichkeiten am Schaftwebstuhl aufzuzeigen und die Studierenden zu ermutigen, auf Grundlage erster Kenntnisse eigene Projekte und Experimente zu entwickeln. Dazu werden zunächst die Handwebstühle eingerichtet und für verschiedene Kurse vorbereitet, die im Oktober zum Thema Schaftweberei stattfinden. Sie beginnen jeweils mit einer Einführung in die Technik und die verwendeten Geräte und widmen sich anschließend einem webereispezifischen Schwerpunktthema.

Anna Mooren fasziniert an der Weberei besonders die Logik und das räumliche Vorstellungsvermögen, das für die Planung eines Gewebes erforderlich ist. “ Die Vielzahl an vorgegebenen Parametern und die nahezu unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb des Rahmens, den der Webstuhl vorgibt, eröffnen ein weites kreatives Feld. Die Grenzen des Machbaren auszuloten und möglichst offen an die Planung eines Gewebes heranzugehen, bildet den Kern meiner Arbeit. Der entstehende Rhythmus und die Ausdauer, die es nach der Planungsphase braucht, um das Gewebe wachsen zu lassen, sind essenzielle Bestandteile eines jeden Gewebes und kommen meiner persönlichen Arbeitsweise sehr entgegen.“

Anna Mooren lebt und arbeitet in Halle (Saale). Bereits während ihres Bachelorstudiums im Textildesign an der HAW Hamburg legte sie den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Schaftweberei. Ihre Abschlussarbeit führte sie in eine stillgelegte oberösterreichische Teppichweberei. Durch die Entwicklung eines modularen Teppichsystems und dessen Produktion wurde diese wieder zum Leben erweckt. Parallel dazu nahm sie 2017 am Shuttle-Lehrgang für innovative Webkultur am Textilen Zentrum Haslach (Österreich) teil. Dieses Programm, das eine Verbindung zwischen Handarbeit und industrieller Produktion anstrebt, prägte ihren weiteren Werdegang nachhaltig. Durch die Beschäftigung mit modernen Webmaschinen und digital gesteuerten Handwebstühlen erweiterte sie ihr technisches Repertoire. Es folgte ein Masterstudium in „Conceptual Textile Design“ an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, in dem sie sich vertiefend mit Farbverflechtungen und Kettmalerei in der Schaftweberei beschäftigte.

Seit 2019 begleitet sie die Weberei Teuscher in Halle (Saale) fachlich und künstlerisch, die mit historischen Schützenwebmaschinen lokal gefertigte Kleinserien herstellt.

Ab 2020 war sie am Textilen Zentrum Haslach für zwei Jahre als künstlerische Mitarbeiterin tätig und zudem sieben Semester als Senior Lecturer für Schaftweberei an der Kunstuniversität/Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Diese Tätigkeiten führten zu einer intensiven Auseinandersetzung und fundierten Kenntnissen mit unterschiedlichsten Webstühlen und Webmaschinen. 

Anna Mooren gibt an unterschiedlichen Orten regelmäßig Kurse zum Thema Schaftweberei.

 

Die Studienwerkstätten sind ein wichtiger Teil der künstlerischen Lehre an der Münchner Kunstakademie, die sich auf die Förderung der individuellen künstlerischen Persönlichkeit der Studierenden fokussiert. Sie erweitern in spezifischen Fragestellungen und Techniken die Lehre in den Klassen.

An der Akademie gibt es 22 Studienwerkstätten, die allen Studierenden offenstehen. In den Studienwerkstätten können Studierende experimentelle, traditionelle und künstlerische Verfahren anhand ihrer Projekte erproben, anwenden und weiterentwickeln. Sie werden dabei individuell betreut entlang der von ihnen selbst zu entwickelnden Arbeitsvorhaben. Es werden bei Bedarf handwerkliche Grundlagen vermittelt ebenso wie die Grundlagen traditioneller künstlerisch-technischer Verfahren. Darüber hinaus verstehen sich die Studienwerkstätten als Labore, in denen hybride und neueste Verfahren anhand der Projekte der Studierenden getestet und umgesetzt werden. 

Um die Lehre stets auf höchstem Niveau zu ermöglichen, gehört eine wissenschaftlich fundierte und praktisch erprobte systematische Förderung und Weiterentwicklung der Kompetenzen aller Beschäftigten zu den wesentlichen Aufgaben einer Hochschule. Neben der individuellen beruflichen Entwicklung der Mitarbeitenden trägt sie maßgeblich zur Erreichung und Sicherung strategischer Ziele der Hochschule bei.

Mit einem Artist-in-Residence-Programm für die Studienwerkstätten wurde ein innovatives Instrument der Personalentwicklung geschaffen, dass das besondere Profil einer Kunstakademie und ihre spezifischen Herausforderungen berücksichtigt.

Der anspruchsvolle Lehr- und Forschungsauftrag der Studienwerkstätten wird durch die Einladung wechselnder hervorragender Künstlerinnen (m/w/d) bzw. fachspezifischer Expertinnen (m/w/d) ausgebaut und internationalisiert. 

Zusätzlich profitieren über Workshops auch die Studierenden direkt vom Wissen der Gäste.

Die ersten „Artists in Residence“ waren im Sommersemester 2024 Thomas Wolf in der „3D-Werkstatt“ und Nicole Beck in der „Studienwerkstatt für Schmuck und Gerät“. Im Wintersemester 2024/25 arbeitete Katrin König in der „Studienwerkstatt für Keramik“.

Im Sommersemester 2025 waren Verena Graf in der „Studienwerkstatt für Maltechnik“ und Stephanie Schwartz in der „Studienwerkstatt für Hochdruck und Typographie“ eingeladen.