Kirsten Zeitz ist im Rahmen des Artist in Residence-Programms in den Studienwerkstätten an der Münchner Kunstakademie zu Gast.
Sie wurde von Thierry Boissel, Leiter der „Studienwerkstatt für Glasmalerei, Licht und Mosaik“, eingeladen.
Die „Studienwerkstatt für Glasmalerei, Licht und Mosaik“ unter der Leitung von Thierry Boissel ermöglicht eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Glasmalerei. Doch was ist Glasmalerei überhaupt? Bis Anfang der 1990er-Jahre war die Arbeitsweise klar definiert: Gläser wurden geschnitten, Schablonen angefertigt und die Stücke eventuell bemalt und anschließend verbleit. Ein Blick in die Kunstgeschichte zeigt, wie viele beeindruckende Ausdrucksformen mit diesem über Jahrhunderte nahezu unveränderten Verfahren entstanden sind.
Heute sind wir nicht mehr nur auf die traditionelle Bleiverglasung angewiesen. Dank größerer Glasscheiben und leistungsfähigerer Öfen können Gläser industriell verarbeitet werden. Techniken wie Floatglasmalerei, Glasverschmelzen, Glasverformen, Sandstrahlen und Gravieren eröffnen ein breites Spektrum künstlerischer Möglichkeiten. Oder man nutzt die edlen mundgeblasenen Gläser von Lamberts.
Für Studierende ist die aktuelle Fülle an Möglichkeiten zwar befreiend, aber auch sehr herausfordernd. Daher unterstützt die Studienwerkstatt mit konkreten Beispielen und Anregungen.
Kirsten Zeitz studierte von 2004 bis 2009 an der Akademie der Bildenden Künste München. Zuvor absolvierte sie eine Lehre als Glasmalerin bei den Gustav van Treeck-Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei in München. Seit 2010 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin. Als Zeichnerin erforscht sie historische Momente und Biografien, gibt der Vergangenheit Gestalt und sucht nach Linien und Formen, die sie zeichnerisch aus ihrem fotografischen, geografischen oder wissenschaftlichen Kontext löst. Diese verortet sie auf Transparentpapier. Auch in der Glasmalerei sind ihr Begriffe wie Transparenz, Opazität und Opaleszenz wichtig und bestimmen ihre Arbeit mit dem Werkstoff Glas. Kirsten Zeitz verbindet in ihrer Arbeit historische Recherche mit zeitgenössischer
künstlerischer Praxis.
Der Schwerpunkt ihrer zweimonatigen Residence liegt auf dem Austausch mit den Studierenden. Kirsten Zeitz wird ihre Kunst mit den Mitteln der Glasmalerei erforschen und den Studierenden Einblicke in praktische Arbeitsprozesse ermöglichen, die über theoretisches Wissen hinausgehen. Zeitz wird nicht nur fertige Werke zeigen, sondern auch den Entstehungsprozess nachvollziehbar machen – von der ersten Skizze bis zur fertigen Glasarbeit.
Die ersten „Artists in Residence“ waren im Sommersemester 2024 Thomas Wolf in der „3D-Werkstatt“ und Nicole Beck in der „Studienwerkstatt für Schmuck und Gerät“. Im Wintersemester 2024/25 arbeitete Katrin König in der „Studienwerkstatt für Keramik“.
Und im diesjährigen Sommersemester waren Verena Graf in der „Studienwerkstatt für Maltechnik“ und Stephanie Schwartz in der „Studienwerkstatt für Hochdruck und Typographie“ eingeladen. Im aktuellen Wintersemester 2025/26 arbeitete bereits Anna Mooren in der „Studienwerkstatt für Textil“.
Die Studienwerkstätten sind ein wichtiger Teil der künstlerischen Lehre an der Münchner Kunstakademie, die sich auf die Förderung der individuellen künstlerischen Persönlichkeit der Studierenden fokussiert. Sie erweitern in spezifischen Fragestellungen und Techniken die Lehre in den Klassen.
An der Akademie gibt es 22 Studienwerkstätten, die allen Studierenden offenstehen. In den Studienwerkstätten können Studierende experimentelle, traditionelle und künstlerische Verfahren anhand ihrer Projekte erproben, anwenden und weiterentwickeln. Sie werden dabei individuell betreut entlang der von ihnen selbst zu entwickelnden Arbeitsvorhaben. Es werden bei Bedarf handwerkliche Techniken vermittelt ebenso wie die Grundlagen traditioneller künstlerisch-technischer Verfahren. Darüber hinaus verstehen sich die Studienwerkstätten als Labore, in denen hybride und neueste Verfahren anhand der Projekte der Studierenden getestet und umgesetzt werden.
Um die Lehre stets auf höchstem Niveau zu ermöglichen, gehört eine wissenschaftlich fundierte und praktisch erprobte systematische Förderung und Weiterentwicklung der Kompetenzen aller Beschäftigten zu den wesentlichen Aufgaben einer Hochschule. Neben der individuellen beruflichen Entwicklung der Mitarbeitenden trägt sie maßgeblich zur Erreichung und Sicherung strategischer Ziele der Hochschule bei.
Mit einem Artist in Residence-Programm für die Studienwerkstätten wurde ein innovatives Instrument der Personalentwicklung geschaffen, das das besondere Profil einer Kunstakademie und ihre spezifischen Herausforderungen berücksichtigt.
Der anspruchsvolle Lehr- und Forschungsauftrag der Studienwerkstätten wird durch die Einladung wechselnder hervorragender Künstlerinnen (m/w/d) bzw. fachspezifischer Expertinnen (m/w/d) ausgebaut und internationalisiert.
Zusätzlich profitieren über Workshops auch die Studierenden direkt vom Wissen der Gäste.