Wie kann ein Kanon aus dem Keller oder sonstigen akademischen Abstellsituationen geholt werden, welche Rolle spiel(t)en Dias bei dessen Konstruktion und Vermittlung besonders in der kunstwissenschaftlichen Lehre, wie kann er durch zeitgenössische künstlerische Arbeit hinterfragt und aufgebrochen werden?
Diesen Fragen sind Studierende gemeinsam mit Helene Roth (LMU) und Niklas Wolf (AdBK/UZH) in der fünften Ausgabe von „colophon. Magazin für Kunst und Wissenschaft“, einem publizistischen Kooperationsprojekt zwischen der Akademie der Bildenden Künste (AdBK) und dem Institut für Kunstgeschichte der LMU, nachgegangen. Sowohl an der LMU als auch an der AdBK gibt es umfangreiche Dia-Sammlungen. Diese Diatheken sind über Jahrzehnte entstanden, meist konzipiert von individuellen Positionen der Dozierenden und ergo Teil der Geschichte und Methodik der Fächer. Eingesetzt wurden solche Sammlungen, die heute oft im Wortsinn in den Kellern der Institutionen verstauben, als Lehrmaterial in den Seminaren und zur Einübung des vergleichenden Sehens. In der Kunstgeschichte beschreibt der Term Kanon meist eine Auswahl von als prägend erachteten Werken, Methoden oder Kunstschaffenden, die mustergültig Epochen, Stile oder andere Kategorien repräsentieren. In der Traditionsbildung und Überlieferung (besonders der europäischen Kunstgeschichte im Sinne Vasris oder Riegls bspw.) galten sie als Richtschnur für die Qualität künstlerischer Arbeiten. Mit Blick auf aktuelle Tendenzen zur Dezentralisierung von Kunst und Kunstgeschichte (#globalarthistory) und unter Berücksichtigung von Medien- und Institutionsgeschichte(n) nimmt die aktuelle Ausgabe von „colophon. Magazin für Kunst und Wissenschaft“ die Diatheken der LMU und AdBK bzw. deren Reste genauer in den Blick und hinterfragt anhand dieser kanonisierende Bildprozesse von Kunst und Kunstgeschichte.
Herausgegeben von Helene Roth und Niklas Wolf, mit Beiträgen von Jeanne Fink, Katja Flesch, Lea Grebe, Sarah John, Sophie Kindermann, Jana Leon, Lilith Petter, Mara Pollak, Antonella Robl, Helene Roth, Marie Schütz, Elena Skarke, Caroline Sternberg, Anina Stolz, Niklas Wolf
Förderung: Institut für Kunstgeschichte der LMU München, Akademie der Bildenden Künste München, Freundeskreis des Instituts für Kunstgeschichte München und der Ulmer Verein Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften