Die Akademie der Bildenden Künste München hat Dr. Rudolf Herz zum Honorarprofessor ernannt. Als Fotograf und langjähriger Leiter der Klasse für Fotografie freut sich Prof. Dieter Rehm, Präsident der Akademie, über diese Ehrung für den Künstler Rudolf Herz: „Ich schätze ganz besonders seine künstlerische Forschung auf dem Gebiet der Fotografie. Außerdem verbindet Rudolf Herz in seiner Kunst das historische Erbe der Bundesrepublik Deutschland mit einem gesellschaftspolitischen Anliegen, das er mit großem pädagogischen Engagement an die Studierenden weitervermittelt.“
Bei Rudolf Herz stehen künstlerische und bildhistorische Arbeiten in engem Zusammenhang. Analyse, Kritik und ästhetische Transformation sind Merkmale seiner konzeptuellen Kunst.
In der Installation „Zugzwang“ (Kunstverein Ruhr, Essen 1995; The Jewish Museum, New York N.Y. 2002) verdichtet er seine Erfahrungen anlässlich seiner viel diskutierten Ausstellung „Hoffmann & Hitler. Fotografie als Medium des Führer-Mythos (Stadtmuseum München 1994).
Bei künstlerischen Projekten im öffentlichen Raum setzt Herz sich gleichfalls mit Bildpolitik auseinander. 1991 machte er der Stadt Dresden den Vorschlag, das dortige Lenin-Monument als demontiertes Denkmal unter dem Titel „Lenins Lager“ an Ort und Stelle zu konservieren. Mit dem Motto „Meinen Zeitgenossen zeige ich Lenin. Und Lenin das 21. Jahrhundert. Wer erklärt es ihm?“ reiste Herz mit den monumentalen Granitbüsten des Dresdner Denkmals auf einem Sattelschlepper quer durch Europa („Lenin on Tour“, 2004).
Herz war Preisträger im Wettbewerb für das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ (mit Reinhard Matz, 1997). Der Entwurf „Überschrieben“ sah vor, einen Kilometer Autobahn bei Kassel zu pflastern und zum Denkmal zu erklären und aus dem Verkauf des Berliner Wettbewerbsgrundstücks eine Stiftung für gegenwärtig verfolgte Minderheiten zu finanzieren.
Neben temporären Werken („Marcel Duchamp. Le Mystère de Munich“ mit Peter Ottmann, Skulptur vor der Alten Pinakothek München 2012) und Beteiligungen an internationalen Ausstellungen realisierte Rudolf Herz zahlreiche Kunst-am-Bau-Projekte und untersuchte in raumgreifenden Schriftarbeiten wie „Lex injusta“ (Bundesgerichtshof, Karlsruhe 2003) orts- und zeitspezifische Möglichkeiten von Kunst. Mit dem Entwurf „Ornament“ (mit Hans Döring, 2007) gewann er den Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung des U-Bahnhofs München-Oberwiesenfeld. Für den Bayerischen Rundfunk entwickelte er zusammen mit Julia Wahren das Hörspiel „Desperados oder Hitler geht ins Kino“ (2018).
Rudolf Herz (*1954 in Sonthofen/Allgäu) studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und promovierte 1994 an der Carl-von-Ossietzky Universität in Oldenburg. Er erhielt u.a. das Villa-Massimo-Stipendium sowie den künstlerischen Förderpreis des Freistaats Bayern.
In der Praxis gehören für Rudolf Herz interdisziplinäres Arbeiten und Kunstvermittlung zusammen. Als Gast- und Vertretungsprofessor unterrichtete er an Universitäten und Kunsthochschulen. An der Akademie der Bildenden Künste München greift er mit seinen Lehraufträgen immer wieder zentrale Themen seiner künstlerisch-historisch-politischen Arbeit auf. So zuletzt mit „Kunst und Revolte“ und aktuell zum Thema „Analoge Fotografie im digitalen Zeitalter“: Vor dem Hintergrund, dass unser Bildgedächtnis zum guten Teil auf analogen Fotografien beruht, steht die heute in Museen, Archiven und Agenturen übliche Praxis zur Debatte, nur noch digitalisierte Fotografien zu präsentieren. Welche Erfahrungen kann man aber im Umgang mit historischen Originalen machen? Erfahrungen, die mit der Digitalisierung unmöglich werden? Und andererseits: Welche Möglichkeiten für neue künstlerische Strategien eröffnen sich jetzt?