Die Quittenbaum Gallery freut sich, das erste Mal eine Werkserie des Münchner Malers und Musikers Antonio Sarcinella zeigen zu dürfen. Seit 2017 studiert Sarcinella Malerei bei Prof. Anke Doberauer an der Akademie der Bildenden Künste München und wird im Februar 2024 sein Studium mit dem Diplom beenden. In seinen aktuellen Arbeiten beschäftigt er sich mit dem Thema, wie der fein kalkulierte Einsatz von Farben unsere Wahrnehmung von räumlichen Strukturen, von dem, was Vorder- oder Hintergrund sein könnte oder was Innen oder Außen ist, beeinflusst und determiniert.
Die Bildkomposition der ausgestellten Bilderserie ist auf den ersten Blick denkbar einfach. Auf den hochformatigen Holztafeln erscheint ein Rundbogen. Sarcinella verzichtet auf figürliches Personal und andere Details, die einen Hinweis auf die Verortung oder Größe dieser architektonischen Struktur geben könnten. Handelt es sich hier um eine Wandmalerei oder eine Wandöffnung, die den Blick in eine abstrakte Landschaft erlaubt?
Der Eindruck von Räumlichkeit und von Tiefe oder Weite entsteht allein durch die Wahl unterschiedlicher Farben und Farbverläufe. In Anlehnung an Josef Albers legendäre Farbenlehre, die dieser 1963 unter dem Titel ‚Interaction of Color‘ publizierte, sieht Antonio Sarcinella das große Potential in der Wandelbarkeit der Farben und in ihrem fluiden Charakter. Wir nehmen einzelne Farben immer nur in Abhängigkeit zu anderen Farben wahr, und wir erleben die Verwandlung von Farben im Kontrast zu anderen. Dieses Wissen nutzt Sarcinella gekonnt, um atmosphärisch aufgeladene, metaphysische Bildwelten zu erschaffen, die sich rationaler Eindeutigkeit entziehen.
Diese Mehrdeutigkeit ist bereits im malerischen Entstehungsprozess seiner Werke angelegt. Einfache, grob bearbeitete Farbflächen alternieren mit feinen, detailreichen Elementen. Antonio Sarcinella führt uns mit einer reduzierten Formensprache und seinem mutigen Einsatz von unkonventionellen Farbkombinationen vor Augen, dass es in der Betrachtung von Farben keine Gewissheit, kein Eins zu Eins, keine Wahrheit geben kann, sondern dass es auf die Bereitschaft ankommt, auf eine Reise visueller Empfindungen zu gehen.