Buchpräsentation mit Gespräch zwischen Kerstin Stakemeier und Maria Muhle
DI 06.03.18 | 19:00 Uhr
Ort Lenbachhaus | Georg-Knorr-Saal | Luisenstr. 33 | München
In der Publikation Entgrenzter Formalismus verfolgt Kerstin Stakemeier antimoderne Formen ästhetischer Praxis. Aus ihnen heraus entwirft sie eine Kunstgeschichte der Selbstabschaffung. Vom okkulten Symbolismus des späten 19. Jahrhunderts ausgehend, wird hier eine gegenwärtige Ästhetik vorgeschlagen, die ihr modernes Erbe verweigert, es degeneriert, es unsittlich werden lässt und seine Individualismen vergemeinschaftet. Eine Ästhetik, die die Kunst als genuin antisozialen Einsatz gegen die Gegenwart vorschlägt. Schon Autorinnen und Autoren wie Georges Bataille, Carl Einstein, Peter Gorsen und Lu Märten verorteten die Infragestellung moderner Formen im Zentrum ihres Denkens: ihre Schriften eröffnen inmitten der kanonisierten (Kunst-)Geschichte eine Tradition ästhetischer Vorstöße in eine noch unrealisierte Antimoderne – in eine unvollendete Selbstabschaffung der eigenen Modernität. In deren Richtung öffnet sich auch das Buch selbst: so kommentieren die in ihm diskutierten Künstlerinnen und Künstler an verschiedenen Stellen Stakemeiers Lesarten ihrer Praxis.
Maria Muhle, Professorin für Philosophie und Ästhetische Theorie an der Akademie der Bildenden Künste München, wird sich mit Kerstin Stakemeier unter anderem über die Implikationen und Folgen einer antisystemischen Ästhetik und Prozesse gemeinschaftlichen Denkens und Schreibens unterhalten.
Kerstin Stakemeier ist Professorin für Kunsttheorie/-vermittlung an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Seit 2017 ist sie gemeinsam mit Manuela Ammer, Eva Birkenstock, Jenny Nachtigall und Stephanie Weber Initiatorin des fortlaufenden Magazin- und Ausstellungsformats Klassensprachen. Sie ist Herausgeberin von Painting – The Implicit Horizon (2012, mit Avigail Moss), Macht des Materials/Politik der Materialität (2014, mit Susanne Witzgall) und weiteren Publikationen. Sie schreibt unter anderem für Artforum, Springerin und Texte zur Kunst. 2016 erschien Reproducing Autonomy (mit Marina Vishmidt), 2017 Entgrenzter Formalismus.
Maria Muhle hat seit 2014 den Lehrstuhl für Philosophie und Ästhetische Theorie an der Akademie der Bildenden Künste München inne und ist Mitbegründerin und Herausgeberin des August Verlags Berlin. Zuletzt erschien von ihr Black Box Leben (Hg. mit Christiane Voss), 2017, „Mimesis und Aisthesis. Realismus und Geschichte bei Auerbach und Rancière“, in: Joseph Vogl, Veronika Thanner, Dorothea Walzer (Hg.), Die Wirklichkeit des Realismus, 2018; „Praktiken des Inkarnierens. Nachstellen, Verkörpern, Einverleiben“, Zeitschrift für Medien und Kulturforschung und „Mixed Milieus. Vom vitalen zum biopolitischen Milieu“, in: Florian Huber, Christina Wessely (Hg.): Milieu. Konzeptionen und Transformationen von Umgebungswissen, 2017.