"Die Künstlerin Jenny Schäfer greift in ihren Installationen, Künstlerinnenbüchern und Objekten thematisch immer wieder auf Alltagsgegenstände, Konsumästhetik und Sehnsüchte zurück. Zwischen Fotografien, Texten und Dingen treten dabei häufig Ambivalenzen zutage. Gerade präsentiert sie in ihrer aktuellen Arbeit Everynight in my Dreams in der Ausstellung Glitzer im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg ein Jugendzimmer. In dem konstruierten Interieur verdichten sich die Lebenswelten mehrerer Generationen, unterschiedliche Sub- und Popkulturen, Techniktrends und Geschmacksvorstellungen. Die sorgfältig platzierten Details erzählen von Hobbys, Überzeugungen und Alltag.
Die besonderen Geschichten im Gewöhnlichen finden sich auch in Schäfers Praxis des künstlerischen Schreibens. In ihrer Publikation Arbeitstage (2023), die mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet wurde, beschreibt sie zwölf Monate Arbeit zwischen Kunst machen, Lohnjob und Mutterschaft. „Ich denke manchmal: ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr diese Lohnarbeit. Ich denke nie: ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr diese Kunst.“ sind Sätze aus Schäfers neuer Publikation Prisma, deren Erscheinung in Planung ist und in die sie im Rahmen des Vortrags einen exklusiven ersten Einblick geben wird. Zwischen persönlicher Erzählung und präzisen Beobachtungen von Fotografie im Alltag treten darin die strukturellen Verflechtungen von Herkunft, Klasse und Geschlecht immer wieder in den Vordergrund. In der Lesung mit anschließendem Gespräch wird Schäfers künstlerische Praxis zwischen Schreiben, Fotografie und Installation vorgestellt sowie hinsichtlich gesellschaftlicher und politischer Fragen der Gegenwart besprochen."