Beteiligte Künstler*innen:
Esther Abdelghani
Sophia Frieling
Zahra Ghadimian
Jokùbas Griška
Barbara Karrer
Kimo
Abir Kobeissi
Laura Klodt-Bußmann
Sara Mayoral
Stephanie Olszewski
Eduardo Palomares
Josefine Pytlik
Stephanie Rössing
Mira Schienagel
Thalia Schoeller
Igor Vrdoljak
Die Klasse Katharina Gaenssler zeigt in der Galerie im Ganserhaus in Wasserburg eine ortsspezifische Ausstellung.
Der Titel der Ausstellung ›solitary / solidary‹ fragt nach dem Verhältnis zwischen Solidarität bzw. Gemeinschaftssinn und individuellem Handeln, mit dem sich nicht nur freischaffende Künstler*innen zwangsläufig auseinandersetzen müssen. Eine Installation in der Ausstellung greift den Zusammenhang unmittelbar auf: Die beiden Adjektive finden sich als Neonschriftzug über zwei Türen im Dachgeschoss, die einst in separate Räume führten, bis die Wand, welche die Räume trennte, entfernt wurde.
Die Arbeit referiert auf den italienischen Künstler Mario Merz, der sich die Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung seines Tuns in den späteren 1960er Jahren vor dem Hintergrund der historischen Protestbewegungen stellte. Er steckte die aus Neonröhren gebogenen Wörter ›solitario / solidale‹ in eine mit Wachs gefüllte Kasserolle. Die Neonarbeit im Dachgeschoss schließt mit einem Gemeinschaftsraum der Künstler*innen im Untergeschoss eine Klammer. Hier steht der gemeinsame Arbeitstisch aus dem Akademieatelier, der an den Ausstellungsort transportiert wurde. Er dient vor und während der Ausstellung als zentraler Besprechungs- und Arbeitsort, aber auch als Treffpunkt und Ort der Kommunikation mit den Besucher*innen. Diese sind eingeladen zum Katalog, der hier im Verlauf der Ausstellung in Form einer lebendigen Materialsammlung entsteht, beizutragen. Innerhalb der gesetzten Klammer produzieren die Künstler*innen für jeweils ein Zimmer des Ganserhauses eine Arbeit in Reaktion auf den Ort, teils in direkter Bezugnahme zur Geschichte des Gebäudes oder der Stadt mit ihrer Geografie. Infolgedessen werden sich die Ausstellungsräume in temporäre Werkstätten, in ein alchemistisches Labor oder Fundorte lokaler Mythen und realer Vergangenheit verwandeln. Dieser individuellen und teils sehr persönlichen Auseinandersetzung steht die Notwendigkeit des solidarischen Handelns gegenüber. In dem Moment, in dem das Atelier zugunsten einer ortsspezifischen Praxis verlassen wird (was breitenwirksam erstmals im Verlauf der 1960er Jahre geschah), beginnen sich die Grenzen zwischen individueller und gemeinschaftlicher Arbeit aufzulösen. In diesem Sinne ist eine installative, ortsgebundene künstlerische Praxis nicht zuletzt ein politisches Unterfangen, indem sie individuelle Arbeitsrealitäten für Künstler*innen in einen breiteren Kontext transferiert. Das verwinkelte Gebäude des Ganserhauses wird zu einer Art Metapher für diesen Themenkomplex.
Kuratiert von Katharina Gaenssler und Sabine Weingartner.