"Boris Lurie (1924-2008) war Bildkünstler, KZ-Überlebender, NO!art-Gründer, New Yorker aus Riga – und Autor. Sein Band "Geschriebigtes, Gedichtigtes", der anlässlich seiner Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald 2022 erschien, handelt vom Überleben im und nach dem Holocaust. Er verbindet ungeschönte Erzählung und Poesie mit böser Leichtigkeit. Der Film "Lurie's Life Lines" macht diese Lyrik hörbar, sichtbar, spürbar.
"Die Grundlagen meiner künstlerischen Erziehung erwarb ich in KZ’s wie Buchenwald", schrieb Lurie. In seinen Arbeiten collagiert er Bilder von Leichenbergen in Konzentrationslagern mit Pornographie, er attackiert Faschismus, Rassismus und den Sexismus der modernen Konsumgesellschaft.
Ausgangspunkt des Films ist die Multimedia-Performance "Lurie's Lyrics", uraufgeführt im November 2022 in den Münchner Kammerspielen. Der Film verzahnt die Texte von Boris Lurie mit Musik, Performance, Soundcollagen, dokumentarischen Aufnahmen und Statements von Kunstexpert*innen, Weggefährt*innen und Freund*innen. Die Musik entstand in Kooperation von Julia Wahren mit dem Komponisten Michael Emanuel Bauer und dem Ensemble aus Stimme, Perkussion, Cello, tiefem Blech und Live-Elektronik: experimentelle Vertonungen von Luries Lyrik, Motor und Triebwerk des Films.
"Lurie's Life Lines" würdigt das Werk eines Rebellen und Nonkonformisten, dessen Kunst nicht vordergründige Sinnstiftung wollte, sondern Aufschrei und Konfrontation.
Im Anschluss an die deutsche Erstaufführung des Films (73 Minuten) haben die Zuschauer*innen die Möglichkeit, mit den Regisseur*innen Julia Wahren und Rudolf Herz ins Gespräch zu kommen, zusammen mit Matthias Reichelt, Berliner Publizist und langjähriger Freund von Boris Lurie. Julia Wahren ist Autorin, Musikerin und Performerin, Rudolf Herz ist Künstler und Autor. Auch ihn verband eine Freundschaft mit Boris Lurie."