Schirin Kretschmann wurde zum Wintersemester 2020/21 als Professorin an die Akademie der Bildenden Künste München berufen. Sie leitet eine Klasse für Malerei und Grafik in der Nachfolge von Prof. Axel Kasseböhmer.

 

Mit ihrer künstlerischen Praxis bewegt sich Schirin Kretschmann im Spannungsfeld von installativer Malerei und performativen Werkformen, die das malerische Handeln mit wissenschaftlichen Erkenntnis- und Rechercheprozessen in Beziehung setzt und es selbst als ästhetische Forschung auffasst. In ihren situativ angelegten Arbeiten stößt sie Entwicklungen an, in denen Wahrnehmung als ein vielfältiger, synästhetischer und sich beständig wandelnder Prozess vorausgesetzt wird.

 

„Malerei verhandelt Sichtbarkeiten, die sich über visuelle Strukturen allen anderen Sinnen öffnen. Die Erkundung des Visuellen evoziert eine kommunikative Offenheit, die unterschiedliche rezeptive Standpunkte nicht nur zulässt, sondern geradezu erfordert. Bedeutung ist dabei weder im Vorhinein bestimmbar noch festgelegt, sondern befindet sich im Fluss. Meine Arbeit mit den Studierenden setzt an einem offenen Begriff von Malerei an, der diese mehr als Übergang zwischen verschiedenen Qualitäten sinnlicher Wahrnehmung denn als Repräsentation einer bestimmten Realitätsauffassung versteht. Das künstlerische Lernen als interdisziplinärer Prozess umfasst technische, methodische, kunsthistorische und wahrnehmungstheoretische Problemstellungen, diese bindet er zurück an die grundsätzliche Erfahrung der jeweils eigenen künstlerischen Praxis. Von der eigenen Wahrnehmung und Imagination auszugehen, ist unmittelbar mit der Kenntnis anderer Autorschaften verknüpft – alles, was in den Arbeitsprozessen zum Einsatz kommt, ist selbst schon gemacht und verdankt sich einer spezifischen Herkunft. Der Austausch in der Klasse dient der Sensibilisierung für die Entscheidungen in den individuellen Arbeitsprozessen: Auf welche Weise lasse ich mich durch die Wahl der Komponenten einer Arbeit in das Gewebe anderer Autorschaften ein, die ich durch meine Handlungen aktiviere und aktualisiere, in affirmativer wie kritischer Weise?“

 

 

Schirin Kretschmann studierte Kunsterziehung und Freie Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und an der ENPEG „La Esmeralda“ Mexico-Stadt sowie Germanistik an der Universität Freiburg.

Sie hat Arbeiten für den öffentlichen Raum sowie internationale Galerien und Institutionen entwickelt (Kunstmuseum Stuttgart, Kunstverein Hannover, Museum für konkrete Kunst Ingolstadt, Bündner Kunstmuseum Chur, Kunsthaus Baselland, Tianjin Academy of Fine Arts, Kunstverein Freiburg, Kunstverein Salzburg, Centro de Arte Contemporáneo Quito u.a.) und ist vielfach ausgezeichnet worden (Studienstiftung des Deutschen Volkes, Kunststiftung Baden-Württemberg, Stiftung Kunstfonds, SNF-Doktorandenförderung / eikones Institut für Bildkritik der Universität Basel, BS-Projects – Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Mathilde-Planck-Lehrauftragsprogramm LaKof BW, u.a.).

In künstlerischen und kuratorischen Forschungsprojekten wie „Präparat Bergsturz“ (Hochschule der Künste Bern), „six memos for the next ...“ (Magazin4 Bregenzer Kunstverein) oder „Stille Materialität der Zeit“ (DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Imaginarien der Kraft“, Universität Hamburg) hat sie an transdisziplinären Bild- und Erkenntnismethoden gearbeitet. Sie hat an internationalen Design- und Kunsthochschulen unterrichtet und war seit 2019 Gastprofessorin an der Akademie der Bildenden Künste München.

Ihr künstlerisch-wissenschaftliches PhD-Projekt (eikones Institut für Bildkritik der Universität Basel, Bauhaus Universität Weimar) erforscht Malerei im erweiterten Handlungsfeld.

 

www.schirinkretschmann.de