Am 14. Juli, 19 Uhr, wird @base – der neue Offspace in München – zum Schauplatz der ersten Live-Performance von Julia Walk. Farbströme ergießen sich in einem ausgeklügelten Farbkonzept über drei junge Männerkörper, fließen von den Schultern übers Brusthaar bis zum Schritt, tropfen zähflüssig vom Ellenbogen und bilden kleine Pfützen. Es ist ein Gemisch aus Lebensmittelfarbe und Puderzucker, mit dem Julia Walk die Körper überzieht, klebrig, pappsüß und knallbunt!
Die drei jungen Männer vom Typus weiß, schlank, mittelgroß sind nackt bis auf die Badehose, scrollen gelangweilt auf dem Handy oder hören über AirPods Musik. In der Performance werden sie mit farbiger Zuckermasse übergossen und danach als lebensgroße Aufsteller im Schaufenster der Ladengalerie präsentiert. Doch bei aller lautschreienden Farbigkeit bleiben die Figuren still, ein bisschen verloren sehen sie aus, ein bisschen unsicher wirkt ihr Blick. Aber wie soll man auch anders schauen, wenn man gerade Mitte zwanzig ist und gar nicht mehr weiß, was Männlichkeit heute bedeutet?
Die Auseinandersetzung mit Feminismus und Genderforschung lässt Julia Walk in früheren Arbeiten zunächst die eigene Physis zum Thema machen: weiblich, präsent, dick. Ihre persönlichen, widersprüchlichen Erfahrungen mit dem eigenen Körper und Geschlecht bringt sie nun mit großer Offenheit und Sensibilität ihren Sugar Bois entgegen und inszeniert in zuckersüßem Farbenrausch ein subtiles Bild männlicher Fragilität.
(Text: Anuschka Koos)