Über dem Portikus des Fridericianum, zwischen den Allegorien der Architektur und Philosophie, verharrt eine grün schillernde Figur im Handstand. Es handelt sich um eine lackierte Aluminiumskulptur, die von der 1967 in Köln geborenen und heute in Berlin lebenden Künstlerin Alexandra Bircken eigens für diesen Ort geschaffen wurde. In der Arbeit ist die Pose einer jungen Turnerin verewigt, die Bircken mit großer Präzision durch den Einsatz eines 3-D-Scanners festhielt, um aus dem gesammelten Datenmaterial zunächst eine Gussform und schließlich die Skulptur zu fertigen: Die ausgestreckten Arme, der in den Nacken gelegte Kopf wie auch die zusammengedrückten und in gerader Linie emporragenden Beine lassen die Körperspannung der zierlichen Akrobatin erahnen, mit der sie hoch oben der Schwerkraft trotzt. Weitere Details der Figur lassen sich auf dem Platz vor dem Fridericianum studieren, wo das Gegenstück der Dachskulptur aufgestellt ist. Wenige Meter von den Treppenstufen des Portikus entfernt steht ein zweiter, ebenfalls grün gefasster Aluminiumguss, der in der gleichen Weise wie die Höhenakrobatin realisiert wurde und mit ihr gewissermaßen identisch ist. Anders jedoch als die Plastik auf dem Gebäude steht die Figur auf dem Kopfsteinpflaster nicht auf den Händen. Hier ist die Turnerin um 180 Grad gedreht, erhebt sich also mit ihren Fußspitzen vom Boden und scheint mit ihren angewinkelten Händen das Firmament zu tragen.
Top down / Bottom up lautet somit auch der Titel der beiden Skulpturen, die in fein abgestimmtem Zusammenspiel zu einer Einheit verbunden sind. Das zweiteilige Werk spricht mit und widerspricht zugleich der historischen Architektur des Fridericianum sowie den am Friedrichsplatz realisierten Außenskulpturen aus vergangenen documenta Ausstellungen. Dabei knüpft das Ensemble unmittelbar an die für Bircken typische Praxis an: einer Untersuchung physischer und psychischer Parameter von Objekten und Wesen, die sich in einer einzigartigen, intensiven und bisweilen surrealen Sprache artikuliert.