Mit Bettina Allamoda, Nuray Demir & Michael Annoff, BOSTACE, Philipp Gufler, Cihangir Gümüştürkmen, Gülbin Ünlü
Kurz vor dem Auftritt. In der Künstlergarderobe. Kaum hörbar summt Zeki Müren ein Lied aus seinem Repertoire. Die Zugabe. Achtsam steckt er seine Arme in eine Smokingjacke besetzt mit lapislazuli-blauen Pailletten. Er schont die schwarze Bluse aus hauchdünner Seide. Bereits im Licht des Schminkspiegels irisiert sein Kostüm. Das kleinste Element seiner schillernden Garderobe bildet die einzelne Paillette. Sie durchzieht seine ganze Laufbahn – sei es als Theaterschauspieler, Leinwandstar oder Sänger. Dicht und bunt überziehen die gelochten Blättchen aus metallisierter Polyesterfolie seine Kleidung. Zeki Müren entwirft seine phantasievolle Bühnengarderobe selbst. Die Paillette ist sicherlich eine Reverenz an Hollywood, aber auch an das untergegangene Osmanische Reich. Damals trugen androgyne Tänzer mit ondulierten Haaren und verführerischem Make-up kleine silberne Metallplättchen an ihrer prächtigen Kleidung. Sie klimperten zum Rhythmus der Zimbeln zwischen ihren Fingern. Seinen Bühnenkostümen gibt Zeki Müren sogar eigene Titel. Der Entwurf des heutigen Abends heißt »Planetarischer Nebel«.
Pathetisch bedankt der Künstler sich bei sei - nem ungeduldigen und begeistert applaudieren - den Publikum. In der Hand hält er ein leichtes Kondensatormikrofon, das er nah an seine Lippen führt. Eine Stimme wie Samt singt:
Son bir defa göreyim (Dich ein letztes Mal sehen,
Uğruna can vereyim deinetwegen das Leben aufgeben
Kollarında öleyim in deinen Armen sterben
Başka bir şey istemem... nichts anderes will ich.)
Die bunten Pailletten lassen ihn im grellen Scheinwerferlicht erstrahlen, als wäre er bloß Licht und Gesang. Vielleicht verehren ihn seine zahllosen Fans deshalb als die »Sonne der Kunst« (sanat güneşi). Allerdings verwandelt seine grenzenlose Melancholie den Tag auch in eine finstere Nacht ...
(Text: Lovaas Projects)