Jahresthema 2023/24: (Resisting) Extractivism

Sommersemester 2024

 

Ambivalente Idylle

(Künstler*innen-)Gärten im Zeitalter des Extraktivismus

Seminar und Exkursion (FK-T2, FK-T3, KP D.04.09, KP D.05.09, FU-Z1)

Dr. Susanne Witzgall

Raum E.O1.23, Akademiestr. 2

Zeit Dienstag 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 23.04., weitere Termine: 30.04., 07.05., 14.05., 21.05., 28.05., 04.06, 11.06., 18.06., 25.06., 27.06. bis 28.06. (Exkursion Chemnitz), 02.07., 09.07.2024
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Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Ressourcenausbeutung erleben Gärten in Kunst und Wissenschaft derzeit eine beachtliche Renaissance. Zeitgenössische Künstler*innen und Wissenschaflter*innen beschäftigt jedoch nicht vorrangig der Garten als privater idyllischer Rückzugsort angesichts einer krisengebeutelten Welt, sondern vielmehr als grundsätzlicher Aushandlungsort menschlicher und mehr-als-menschlicher Beziehungen. Sie thematisieren Gärten als Zeugnisse von Ausbeutungs- und Ausgrenzungsprozessen, von Unterwerfungs- und Herrschaftsgesten, von rassistischer und epistemischer Gewalt, aber auch als Manifestationen und Visionen dekolonialen Widerstands sowie einer speziesübergreifenden Regeneration und planetarischen Reparation.

Das Seminar blickt auf diese gegenwärtige künstlerische und theoretische Auseinandersetzung mit dem Garten. Wir diskutieren Werke von Uriel Orlow, Lungiswa Gqunta, Korakrit Arunanondchai, Imani Jacqueline Brown, Mohamed Bourouissa, Daisy Ginsberg, Zheng Bo und anderen Künstler*innen, welche auf die Verstrickungen des Gartens mit der Geschichte des Kolonialismus und eines anhaltenden Extraktivismus verweisen und/oder den Garten als Raum der Heilung, der Fürsorge und des Sich-verwandt-machens mit dem Mehr-als-Menschlichen vorstellen. Parallel dazu besprechen wir Textausschnitte von Theoretiker*innen, darunter Londa Schiebinger und Claudia Swan, Sylvia Wynter, Malcom Ferdinand, Anna Tsing oder Donna Haraway. Im Rahmen des Seminars besuchen wir den Botanischen Garten in München sowie die Ausstellung New Ecologies, die im Stadtraum von Chemnitz stattfindet und mindestens zwei aktuelle künstlerische Gartenprojekte umfasst. Die Exkursion nach Chemnitz ist optional und wird mit klassenübergreifenden Mitteln bezuschusst. Sie findet zusammen mit Studierenden des Seminars „Kunst, Extraktivismus, Aktivismus“ statt. Die Exkursionsplätze sind begrenzt. Es wird deshalb gebeten sich spätestens in der ersten Seminarstunde verbindlich für die Exkursion anzumelden.

 

Kunst, Extraktivismus, Aktivismus
Seminar und Exkursionen (FK-T2, FK-T3, D.04.09, D.05.09, FU-Z1)

Dr. Susanne Witzgall

Raum E.O1.23, Akademiestr. 2

Zeit Mittwoch 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 24.04., weitere Termine: 08.05., 15.05., 22.05., 29.05., 05.06, 12.06. bis 13.06.(Exkursion Völklinger Hütte), 19.06., 26.06. bis 28.06. (Exkursion Chemnitz), 03.07.2024
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„Extraktivismus ist mehr als die systematische Entnahme von Ressourcen aus der Erde oder der Aneignung von menschlicher Arbeitskraft. Es ist eine Kosmologie, eine Weltsicht, welche den finanziellen Profit als Inbegriff von Wert ansieht“ (Imani Jacqueline Brown)


Die Lehrveranstaltungen besteht aus einem Seminarteil sowie zwei kurzen Exkursionen und widmet sich erneut dem derzeit so virulenten Thema Kunst und Extraktivismus. Im Mittelpunkt stehen diesmal ausgewählte künstlerische Strategien des Widerstands – darunter aktivistische Fotografie, geoforensische Analysen, widerständiges Schreiben oder alternative Parlamente und Tribunale. Anhand künstlerischer Werke von Pieter Hugo, Trafficking the Earth, Imani Jacqueline Brown/Forensic Architecture, Unknown Fields Division, Leanne Simpson, Jonas Staal und anderen diskutieren wir außerdem die Frage ob, und wenn ja, auf welche Weise, Kunst im Kampf gegen die extraktivistische Logik eine gesellschaftliche und politische Wirksamkeit entfalten kann. Ausgewählte Textausschnitte von Lucy Lippard, Jacques Rancière, Allan Sekula, Matthew Fuller/Eyal Weizman oder Bruno Latour dienen uns dabei als theoretische Leitplanken.  

Im Juni sind außerdem zwei (jeweils zweitäge) Exkursionen angesetzt, auf denen das Thema des Seminars weiter vertieft und erweitert werden soll. Die erste führt uns zum UNESCO Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Wir besichtigen das weltweit einzige vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung sowie die Ausstellung „Man und Mining“ mit künstlerischen Arbeiten zu den Bedingungen und Folgen der Ressourcenextraktion. Darüber hinaus ist eine kleine Wanderung durch die Halde Grühlingshöhe bei Saarbrücken geplant, in der der Einfluss des Bergbaus auf die Landschaft noch spürbar ist. Auf der zweiten Exkursion besichtigen wir die Ausstellung New Ecologies im Stadtraum von Chemnitz. Die Ausstellung im öffentlichen Raum zeigt junge künstlerische Positionen und städtische Initiativen, die ökologische Themen adressieren und Perspektiven für die Zukunft entwickeln. Die Exkursionsplätze sind begrenzt und werden mit klassenübergreifenden Mitteln bezuschusst.

 

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Wintersemester 2023/24

 

(Resisting) Extractivism

Artist and Theorists on Mining the Planet

online-Vortragsreihe (FU-Z1)

Dr. Susanne Witzgall in Kooperation mit dem Zeppelin Museum, Friedrichshafen; dem Museum für Arbeit, Hamburg, dem Grassi Museum für Völkerkunde, Leipzig und dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Leibniz Research Museum für Geo-resourcen


Unterrichtssprache Englisch
Zeit Dienstag 18.00–20:15 Uhr, Termine: 31.10., 21.11., 28.11. und 12.12.2023
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Extraktivismus meint im wörtlichen Sinne „das gewaltsame Entfernen von Rohstoffen und Lebensformen von der Oberfläche sowie aus den Tiefen und der Biosphäre der Erde“ (Mez­zarda/Neilson) und bezieht sich im Besonderen auf den Abbau (Mining) von fossilen nicht er­neuerbaren Brennstoffen, Baumaterialien und seltenen Metallen. Zu seinen umfassenderen Ausbeutungsformen gehören jedoch auch die Plünderung von Agrarland und Meeren, gene­tischer Ressourcen, digitaler Daten oder Arbeitskräfte. Extraktivismus, so die disziplinüber­greifende Überzeugung, kann als zentrale Logik zeitgenössischer kapitalistischer Gesell­schaften bestimmt werden und verzeichnet trotz einer verheerenden ökologischen und ge­sellschaftlichen Bilanz weltweit eine steigende Tendenz.

 

Die Vortragsreihe „(Resisting) Extractivism“ vereint Künstler*innen und Theoretiker*innen, die angesichts dieses beunruhigenden Trends das (neo-)extraktive Prinzip des globalisierten Kapitalismus einer erneuten kritischen Analyse unterziehen sowie widerständige Modelle und Praxen entwerfen. Die verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Ansätze untersuchen, wie die ausbeuterischen Me­chanismen der extraktiven Logik operieren, mit welchen An- und Enteignungsstrategien diese verbunden sind und auf welche Weise diese in der Geschichte und anhaltenden Präsenz von Kolonialismus und Rassismus wurzeln. Sie führen die ätzenden Effekte eines exzessiven Extraktivismus vor Augen und imaginieren bzw. realisieren post-extraktivistische Lebensformen sowie oppositionelle ästhetische und politische Praktiken.

 

Die Vorlesungsreihe ist Bestandteil des Deutschlandweiten Projektes „Mining. Abbau der Zukunft“ („Mining. Extracting the Future“), an dem mehr als sechs Museen und zwei Universitäten mit Ausstellungen, Forschungsprojekten und Workshops beteiligt sind.

 

Dienstag, den 31. Oktober 2013, 18 Uhr

Extraktiver Kapitalismus / Extractive Capitalism

Armin Linke, Künstler, Fotograph und Filmemacher, Berlin 

Elizabeth Povinelli, Franz Boas Professorin für Anthropology und Gender Studies an der Columbia University 

 

Dienstag, den 21. November 2023, 18 Uhr

Abbau von Müll / Mining Waste

Design Earth (Rania Ghosn, El Hadi Jazairy), Spekulative Architekt*innen, Cambridge, MA/Ann Arbor, Michigan 

Myra J. Hird, Professorin an der School of Environmental Studies, Queen’s University, Canada

 

Dienstag, den 28. November 2023, 18 Uhr

Diese Veranstaltung entfällt leider!

Weiße Geologie / White Geology

Otobong Nkanga, Künstlerin, Antwerpen

Kathryn Yusoff, Professorin für Inhuman Geography, Queen Mary Universität, London

 

Dienstag, den 12. Dezember 2023, 18 Uhr

Dekoloniale Visionen I / Decolonial Visions I

Imani Jacqueline Brown, Künstlerin, Aktivistin, Forscherin, London 

 

Dienstag, den 16. Januar 2024, 18 Uhr

Dekoloniale Visionen II / Decolonial Visions II

Macarena Gómez-Barris, Professorin für Moderne Kultur und Medien, Brown University, Providence

NEUER ZOOM Link: https://eu02web.zoom-x.de/u/ccAoGvW91V

 

 

Von der Plünderung der Lebensquellen zum ‚guten Leben‘ (Buen Vivir)

(Post)Extraktivismus in Kunst und Theorie
Seminar (FK-T3, D.04.09, D.05.09, FU-Z1)

Dr. Susanne Witzgall

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 2

Zeit Mittwoch 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 25.10., weitere Termine: 04.11. (optionale Exkursion), 08.11., 15.11., 22.11., 29.11., 06.12.23, 13.12., 10.01., 17.01, 24.01., 31.01.24                      
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Grundsätzlich umfasst Extraktivismus ein Kalkül der Akkumulation durch Enteignung […], ein Entzug ohne entsprechende Einlage (außer in Form von Müll, Krankheit und Tod), welches alles, was es berührt […] in ökonomischen Wert verwandelt und alles Verfügbare in seinen Dienst stellt einschließlich Maschinerien, Architektur, Arbeit, Finanzen, Logistik und Medien. (T.J. Demos)

 

Extraktivismus meint nicht nur eine Form der wirtschaftlichen Aktivität, die auf der intensiven Ausbeutung von natürlichen Ressourcen basiert. Darunter ist auch ein bestimmtes Denksystem und Weltverständnis, ein „extraktivistisches Mind-Set“ (Anna J. Willow) zu verstehen, welches nicht zuletzt die rasante Zerstörung von Biodiversität, fruchtbarer Erde, Klimastabilität und menschlicher Lebensräume befördert. In dem Seminar soll sich diesem derzeit so viel diskutierten Begriff kritisch angenähert werden. Anhand künstlerischer und theoretischer Positionen wird zunächst besprochen, warum der Extraktivismus als „inhärente Dimension des Kapitalismus“ (Horacio Machado Aráoz) bezeichnet werden kann, welche Strategien und Machtdynamiken bei ihm am Werk sind und welche dystopischen Zukunftsszenarien er heraufbeschwört.

 

Die zweite Hälfte des Seminars widmet sich schließlich der Frage, wie aus der extraktivistischen Hegemonie ausgebrochen werden kann. Wir analysieren zeitgenössische künstlerische Arbeiten, theoretische und aktivistische Ansätze, die eine Dekolonialisierung des extraktiven Blicks vorantreiben, gegen die Ausbeutung existentieller Lebensgrundlagen kämpfen und alternative post-extraktivistische Visionen entwerfen. Dabei steht nicht nur das – insbesondere in den westlichen Ländern vorherrschende – Verständnis von Natur als passive Ressource, sondern auch die moderne Vorstellung von ‚Entwicklung‘ auf dem Prüfstand. Das Seminarprogramm umfasst unter anderem künstlerische Arbeiten von Simon Denny, Ursula Biemann, Prabhakar Pachpute, Sophie Al Maria, Carolina Caycedo und Más Arte Más Accións sowie Texte von Elizabeth Povinelli, Kathryn Yusoff, Marcerena Gómez-Barris, Eduardo Gudynas, Alberto Acosta, Maria Puig de la Bellacasa und anderen.

 

Parallel zu dieser Lehrveranstaltung findet im Wintersemester eine vierteilige online-Vortragsreihe mit dem Titel (Resisting) Extractivism statt, die bestimmte Themenschwerpunkte und Fragestellungen des Seminars vertieft. Der Besuch der Vortragsreihe wird empfohlen ist jedoch keine Voraussetzung für die Teilnahme dieser Veranstaltung und umgekehrt. 

 

 

Materie als Akteur

Einführung in den neuen Materialismus

Vorlesung/Seminar (FK-T2, D.04.09, D.05.09, FU-Z1)

Dr. Susanne Witzgall

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 2

Zeit Dienstag 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 24.10., weitere Termine: 07.11., 21.11, 05.12., 19.12., 09.01., 16.01., 23.01., 30.01.
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Unter dem Begriff des Neuen Materialismus werden eine Reihe – auch im Kunstbereich – sehr einflussreiche und heterogene Theorieansätze zusammengefasst, die insbesondere seit Anfang des 21. Jahrhunderts der Materialität unserer Wirklichkeit wieder verstärkte Aufmerksamkeit zukommen lassen. Grundlegend ist dabei ein neues Verständnis von Materie. Diese wird nicht mehr als etwas Solides und Passives angesehen, das auf die gestaltende Kraft der Form oder den belebenden Funken der Idee, des Geistes oder eines anderen spirituellen Zusatzes wartet, sondern als Akteur mit eigener Wirkmacht und transformativen Potentialen. Als Gründe für den disziplinübergreifenden „material turn“ wird vielfach eine Erschöpfung linguistischer und (sozial)konstruktivistischer Ansätze der Vergangenheit angeführt, die immer häufiger als inadäquat für die Beschreibung, das Verständnis und die Erkenntnis der gegenwärtigen Wirklichkeit angesehen werden. Diana Coole und Samantha Frost verweisen beispielsweise auf die drängenden ökologischen, demographischen, geopolitischen und ökonomischen Herausforderungen der aktuellen Gesellschaft, zu deren Verständnis die rein textbasierten Ansätze wenig beitragen könnten. Stattdessen sehen sie „die Hervorhebung materieller Faktoren und die Rekonfiguration unseres Verständnisses von Materie als Voraussetzung für jegliche glaubwürdige Darstellung der Koexistenz und ihrer Bedingungen im 21. Jahrhundert an.“

 

Die einführende Lehrveranstaltung, die als eine Mischform von Vorlesung und Seminar angelegt ist, erläutert die zentralen Begriffe und Konzepte des Neuen Materialismus und stellt wichtige ausgewählte Positionen dieser Denkrichtung vor – darunter Jane Bennett, Karen Barad, Tim Ingold, Rosi Braidotti, Stacy Alaimo und Donna Haraway. Im Anschluss daran sollen Kritiker*innen des Neuen Materialismus zu Wort kommen sowie die Bedeutung neomaterialistischer Ansätze für die zeitgenössischer Kunst diskutiert werden.

 

 

Pflichtseminar für Examenskandidat*innen der Kunstpädagogik
(KP, D.07.09)
Prof. Dr. Florian Matzner, Prof. Dr. Dietmar Rübel, Sabine Weingarten, Dr. Susanne Witzgall, Samira Yildirim

Zeit Mittwoch 25.10., 14.00–16.00 Uhr (Vorbesprechung in der historischen Aula), danach Termine nach individueller Vereinbarung mit der*m jeweiligen Prüfer*in
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