Akademie der Bildenden Künste München / Hochschule für Film und Fernsehen München / Hochschule für Musik und Theater München / Theaterakademie August Everding

 

Unter dem Motto "Respekt Tag" kooperierten die Akademie der Bildenden Künste München, die Hochschule für Film und Fernsehen München, die Hochschule für Musik und Theater München und die Theaterakademie August Everding am 11.05.2023 bereits zum dritten Mal für einen Seminartag. 2023 fand er unter dem Titel »sharing/(un)learning« an der AdBK München statt. Kern des "Respekt Tages" waren verschiedene Workshops, die sich mit den Themen Sorgearbeit, kritische Nachhaltigkeit, Diversität und soziale Gerechtigkeit als Produktionsbedingungen von Kunst auseinandersetzten. Studierende und Mitarbeiter*innen der vier Institutionen diskutierten und informierten sich zu den verschiedenen Themen.


Zum Abschluss des Tages waren ehemalige Studierende zu einem Roundtable-Gespräch eingeladen. Sie gaben Einblick in ihre aktuellen Arbeitsbedingungen in den jeweiligen künstlerischen Feldern und gaben rückblickend wertvolle Impulse für notwendige Veränderungen in den Strukturen und Verbesserungen bei den Bedingungen des Studiums an den vier Institutionen.


Bereits 2019 fand der erste "Respekt Tag" an der Hochschule für Musik und Theater München mit dem Titel »Respekt! Sich begegnen mit Wertschätzung, Empathie und angemessener Distanz« statt und der zweite 2021 an der Hochschule für Fernsehen und Film mit dem Titel »Respekt! Dominante Systeme Neue Allianzen«.

 

 

Konzept des Programms: Sarah Lehnerer

Organisation: Jasmin Matzakow
Plakatgestaltung: Veronika Günther

 

Plakat

 

 

 

9:30 Uhr
Begrüßung durch die Präsidentinnen Prof. Karen Pontoppidan, Prof. Bettina Reitz, Prof. Lydia Grün, Prof. Barbara Gronau und eine kurze Einführung in das Programm von Sarah Lehnerer.
Raum: Auditorium EG.28 (Neubau)



10:00 – 12:00 Uhr

 

Workshop 1
Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (Julia Bonn / Inga Zimprich)
“Wir üben”
Raum: Sitzungssaal 02.29 (Neubau)


Meistens entsprechen die Arbeitsbedingungen und Lernsituationen, in denen wir uns begegnen, nicht unseren Wünschen und Vorstellungen. In Übungen und Selbstbefragungen bereiten wir uns vor, unsere Wünsche und unser Unbehagen einander besser mitteilen zu können. Denn wir formen durch Wünsche, Macht, Privilegien, Zugänge und Allianzen die Räume und Inhalte der Hochschulen und Akademien, in denen wir arbeiten. Was wollen wir uns für die Zukunft versprechen?
Wir arbeiten in einer geschlossenen Gruppe mit Verschwiegenheit und praktischen Übungen. Lehrende, Lernende und Mitarbeiter*innen können gleichermaßen an diesem Workshop teilnehmen.

Teilnehmer*innenzahl: 20 Personen
Dauer: 120 Minuten

Sprache im Workshop: Deutsch und Englisch sind möglich
Gern Decke/Kissen mitbringen.
Kinder sind im Raum willkommen.


Workshop 2
Christine Umpfenbach
“Kollektives Arbeiten im künstlerischen Bereich”
Raum: Alter Sitzungssaal EG.01 (Altbau)

Im künstlerischen Bereich kollektiv zu arbeiten, kann bedeuten, herkömmliche hierarchische Strukturen abzubauen und Teilhabe zu ermöglichen. Dahinter steckt die Frage, wie wir arbeiten wollen bzw. warum und wofür und für wen? In welchem (Macht-) Verhältnis steht man als beteiligte Person im künstlerischen Prozess? Wer muss sich anbieten, wer darf aussuchen und Arbeit oder Mittel verteilen? Wer (be-) nutzt wen wofür? Die Frage betrifft alle Berufsgruppen, die am künstlerischen Ergebnis beteiligt sind. Welche Formen des kollektiven Arbeitens gibt es? Was funktioniert gut, in welchen Momenten ist es schwierig? Was sind Strategien und Methoden, die kollektives Arbeiten ermöglichen?

Teilnehmer*innenzahl: 20 Personen
Dauer: 120 Minuten


13:00 – 15:00 Uhr

Workshop 3
And She Was Like: BÄM! (Leonie Pfennig / Luise Pilz)
“Work in Progress – Gespräche über Arbeit vor und nach der Pandemie ”
Raum: Auditorium EG.28 (Neubau)


Nach der Pandemie ist vor der Pandemie?! Ausgangspunkt des Workshops ist die Frage, wie sich die künstlerische, kreative, kulturelle Arbeit in der Pandemie verändert hat. Wie können Künstler*innen sichtbar bleiben, wenn Ausstellungen geschlossen sind? Wie gestaltet sich (Kultur-) Arbeit, wenn alle zu Hause sitzen? Welche administrativen Herausforderungen ergeben sich? Wie lassen sich Care-Arbeit und (prekäre) Kulturarbeit unter einen Hut bringen? Was wollen wir mitnehmen in die postpandemische Zeit und was bitte nicht?
So unterschiedlich die Aufgaben und Arbeitsbereiche, persönlichen Erfahrungen und Biografien der Workshop-Teilnehmenden auch sind, so ähnlich sind doch die Themen, die alle beschäftigen. Es geht um Arbeitsbedingungen und Herausforderungen, die die Kulturarbeit mit sich bringt, persönliche Routinen und deutliche Forderungen an das deutsche Hochschulsystem, das System der Kunstförderung und die politischen Entscheidungsträger, die weit über die pandemische Zeit hinausgehen.
Als Vertreterinnen des feministischen Kollektivs And She Was Like: BÄM! laden Leonie Pfennig und Luise Pilz zum Austausch ein; eine Art Bestandsaufnahme (post-) pandemischer Kulturarbeiter*innen.

Teilnehmer*innenzahl: 17 Personen
Dauer: 120 Minuten


Workshop 4
Mashanti Alina Hodzode
“Diversitätsorientierung als Veränderungsprozess”
Raum: Sitzungssaal 02.29 (Neubau)


Im Workshop beleuchten wir die Relevanz von Diversitätsorientierung, Hürden und mögliche Ansätze in der Praxis. Auf einen thematischen Impuls folgt eine Reflexionseinheit zur eigenen Haltung, Bezügen und Positionierungen im Prozess der Diversitätsorientierung. Wir wagen abschließend einen Blick in die Zukunft durch eine Meditation und widmen uns der Frage: “Wie kann sich die Zukunft der eigenen Arbeit gestalten, wenn sie diversitätsorientiert ist?”.

Teilnehmer*innenzahl: 15 Personen
Dauer: 90 Minuten


16:00 – 18:00 Uhr

Workshop 5
Arbeitszyklus Working Class Daughters (Karolina Dreit / Kristina Dreit)
“Über Klasse sprechen”
Raum: Alter Sitzungssaal EG.01 (Altbau)


Working Class Daughters ist ein Arbeitszyklus zu den Verknüpfungen von u.a. Klasse, Geschlecht und Migration. Wir arbeiten an Hörräumen, in denen überwiegend migrantische oder migrantisierte Frauen über Klasse und Klassismus sprechen. Damit möchten wir ein Gespräch über Klasse initiieren und deren historische und sozio-ökonomische Bedingungen sichtbar machen, die im Feld der Kunst- und Kulturarbeit oft unsichtbar bleiben. Dabei geht es uns gerade nicht um die Verlängerung eines Opfernarrativs, sondern um eine empowernde, feministische und (selbst-) kritische Aneignung von Klasse im Sinne eines intersektionalen Denkens. In dem Workshop geben wir Einblick in unsere Arbeit. Ausgehend von einer gemeinsamen Listening Session möchten wir mit Euch über Klasse und Klassismus ins Gespräch kommen und (künstlerische) Strategien und Herangehensweisen im Umgang mit Klasse diskutieren.

Teilnehmer*innenzahl: 15-20 Personen
Dauer: 120 Minuten


Workshop 6
River Matzke
“Becoming Aware - Perspektive und Privileg im kreativen Prozess”
Raum: Sitzungssaal 02.29 (Neubau)


Nach einem Intro zu diskriminierungssensibler „Awarenessarbeit“ in subkulturellen queeren Räumen wird River Matzke die dort geltenden Maximen auf die Stoffentwicklung bzw. die Filmhochschullandschaft anwenden. Die Workshopteilnehmer*innen (aus allen Medien) werden in kurzen Aufgaben dazu aufgefordert, selbst diesem Beispiel zu folgen. Abschließend soll die Gruppe gemeinsam Orientierungspunkte zum umsichtigen und herrschaftskritischen Umgang im kreativen Prozess aufstellen, für ein fächerübergreifendes, respektvolleres Miteinander in der Kunst.

Teilnehmer*innenzahl: 15 Personen
Dauer: 120 Minuten


19 Uhr

ROUND TABLE
Raum: Auditorium EG.28 (Neubau)


Moderation: Dr. Anna-Lena Wenzel
Alumnae AdBK: Maria von Mier, Katrin Bittl
Alumna HFF: Carolina Zimmermann
Alumni Theaterakademie: Johannes Hebsacker
Alumna HMTM: Maharani Chakrabarti

Zum Abschluss des Tages wird es einen Round Table geben, zu dem fünf ehemalige Studierende der vier Hochschulen eingeladen sind. Im Gespräch geben sie Einblick in ihre aktuellen Arbeitsbedingungen in den jeweiligen künstlerischen Feldern und blicken zurück auf die Strukturen und Bedingungen im Studium an den vier Institutionen. Wie haben sie diese Ausbildungsstätten auf das Berufsleben danach vorbereitet, auf welche Schwierigkeiten sind sie gestoßen, was wurde ermöglicht?

 

 

Feministische Gesundheitsrecherchegruppe: Seit 2015 vermittelt die Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (FGRG) ermächtigende Perspektiven auf Gesundheitssorge und gegenseitige Fürsorge in Ausstellungen, Heften und Workshops. Im Kunstfeld setzt sie sich für Räume ein, in denen wir Verletzlichkeit teilen und (Zugangs-) Bedürfnisse ins Zentrum stellen. FGRG arbeitet gegen ableistische Normen von Leistungsfähigkeit und Konkurrenz, die im Kunstfeld belohnt werden. Gegenwärtig besteht FGRG aus Julia Bonn (sie/ihr,*1975), Künstlerin, Körperarbeiterin und Mutter, und Inga Zimprich (sie/ihr,*1979), Künstlerin, Taubblindenassistentin und Mutter.

Christine Umpfenbach lebt in München und arbeitet als Regisseurin und Autorin. Ihre dokumentarischen Theaterprojekte befassen sich mit gesellschaftspolitischen Themen. Jedes Projekt entsteht durch intensive Recherche. Sie erforscht den Umgang mit Erinnerung und Wahrnehmung von Wirklichkeit. Oft finden die Stücke auch außerhalb von Theaterräumen statt und werden mit den Menschen, die bestimmte gesellschaftspolitische Ereignisse erlebt haben, gemeinsam erarbeitet.

And She Was Like: BÄM!: Leonie Pfennig lebt als freie Autorin, Kritikerin und Redakteurin in Köln. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Europäischen Ethnologie in Berlin war sie für verschiedene Galerien, Magazine, Verlage tätig und war Pressesprecherin am Museum Ludwig in Köln. Sie schreibt regelmäßig Texte für Magazine wie Monopol, Stadtrevue Köln sowie für Künstler*innen, Galerien und Institutionen. 2021 wurde ihr der erste Carlo-Mierdendorff-Preis für ihr Schreiben verliehen. Luise Pilz studierte Kunstgeschichte und Germanistik. Nach Stationen im Lektorat von ZEIT ONLINE, Berlin, und als kuratorische Assistenz im Museum Ludwig, Köln, ist sie als freie Redakteurin und Lektorin im Bereich Bildende Kunst tätig. Sie arbeitete u. a. für die Akademie der Künste, Berlin; Skulptur Projekte Münster; Schirn Kunsthalle Frankfurt; Kunststiftung NRW; Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart; Museum Ludwig, Köln; ZKM, Karlsruhe; Kunsthalle Düsseldorf. Zudem entwickelt sie Formate zu (Selbst-) Bildung und Austausch, die sich mit den Themen Gendergerechtigkeit und Diversität beschäftigen.
Leonie und Luise sind Mitgründerinnen von And She Was Like: BÄM! e. V., einer feministischen Initiative im Rheinland, die im Bereich Kunst und Design agiert. Ende 2022 erschien die von beiden herausgegebene Publikation Work in Progress. Gespräche über Arbeit.

Mashanti Alina Hodzode ist Peace Facilitator, Trainerin und Geschäftsführerin des sozialen Unternehmens GesellschaftSEIN gUG. Geneinsam mit Stephanie Cuff-Schöttle betreibt sie seit 2018 die online Plattform MyUrbanology, auf der Schwarze und BiPoC Perspektiven, Ressourcen, Expert*innen, Vernetzungs- und Jobangebote dargestellt werden. Als selbstständige Beraterin und Trainerin für Unternehmen begleitet sie Teams und Führungskräfte zu friedlicher Zusammenarbeit, indem einen achtsamen Umgang mit Konfliktthemen vermittelt und für Rassismus und Diskriminierung sensibiliisiert. In ihren Mentorings und Workshops fördert sie Peaceful Leadership, einen eigenes entwickelten Ansatz, der Achtsamkeitsübungen, Diversitatssensibilisierung und Tools der Selbst- und Teamführung und Empowermentansätze miteinander vereint. Aktuell forscht Mashanti Alina gemeinsam mit der Goethe Universität Frankfurt Main zu den Effekten von Meditation auf die Führungskompetenz und das Miteinander im Team. Mashanti Alina ist ausgebildete Kommunikationswissenschaftlerin (TU Berlin), Meditationslehrerin (Soulful Meditation nach Kan Yu) und verfügt über Weiterbildungen im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung (Train the Trainer) und der Diversitätsorientierten Organisationsentwicklung (RAA Berlin).

Working Class Daughters: Karolina Dreit ist selbst Arbeiter*innentochter und post-ost Migrantin. Sie studierte u.a. Soziologie und ist als freischaffende Künstlerin, Kulturarbeiterin und Lehrerin tätig.
Kristina Dreit arbeitet performativ, choreografisch, dramaturgisch und räumlich in unterschiedlichen Konstellationen. Am Beispiel von Stahl interessiert sie sich aktuell für Stoffgeschichten im Kontext performativer Künste.

River Matzke studierte Kulturwissenschaften und später Drehbuch an der DFFB. They lebt und arbeitet in Berlin. Their Langfilm "Drifter" lief im Februar 2023 auf der Berlinale und war Closing Film des BFI Flare 2023 in London.


Round Table:

Moderation: Dr. Anna-Lena Wenzel

Dr. Anna-Lena Wenzel ist Kulturwissenschaftlerin und arbeitet als freie Autorin und Künstlerin. Sie betreibt das Online-Magazin 99 % Urban, den Kleinen Raum für aktuelles Nichts und ist in unterschiedlichen kollektiven Zusammenhängen unterwegs. Zuletzt realisierte sie in Berlin die Ausstellung "Klassenfragen – Kunst und ihre Produktionsbedingungen".

Alumna AdBK: Maria von Mier
Maria VMier ist Bildende Künstlerin und Verlegerin, derzeit zwischen München und New York. Ihre multidisziplinäre Praxis umfasst performatives und kollaboratives Arbeiten, ebenso wie abstrakte Malerei und Grafik und befasst sich inhaltlich oftmals mit Körper und Begehren und den damit verbundenen postfeministischen, sozialen und politischen Implikationen.

Alumna AdBK: Katrin Bittl
Katrin Bittl studierte bis 2023 an der Akademie der Bildenden Künste München. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit gesellschaftlichen Idealbildern und Normvorstellungen. Sie untersucht ihren eigenen Körper als Frau mit Behinderung mittels Videoperformance und Animation. In Zeichnung und Malerei erforscht sie Körpernormierungen, die manipuliert und dekonstruiert werden, indem sie sie skaliert, übermalt oder in neue Kontexte stellt. Außerdem ist sie als freie Autorin tätig und schreibt zu den Themen Intersektionalität von Frauen mit Behinderung, Kunst und Inklusion. Seit 2022 ist sie Peer Counselorin für Menschen mit Behinderung.

Alumna HFF: Carolina Zimmermann
Carolina Zimmermann schloss 2019 den Diplomstudiengang Drehbuch an der Hochschule für Fernsehen und Film München ab. Sie ist Co-Autorin der Netflix-Original-Serie „Das letzte Wort“ (2020, Regie: Aron Lehmann, Pola Beck. Produktion: Pantaleon Films), die für den Grimme-Preis nominiert und mit dem Deutschen Fernsehpreis 2021 ausgezeichnet wurde. Seit 2019 ist sie auch als Gastdozentin in der Abteilung Drehbuch an der HFF München tätig.

Alumni Theaterakademie: Johannes Hebsacker
Johannes Hebsacker studierte Musik- und Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig sowie Dramaturgie (M.A.) an der Theaterakademie August Everding und der LMU München. Seit März 2023 arbeitet er als wissenschaftlicher Volontär in der Abteilung Förderung und Programme der Kulturstiftung des Bundes.

Alumna HMTM: Maharani Chakrabarti
Die deutsch-indische Pianistin Maharani Chakrabarti erhielt ihre musikalische Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater München. Neben solistischen Auftritten an Klavier und Cembalo liegt ihr musikalischer Schwerpunkt auf der Kammermusik, insbesondere der Liedbegleitung. Im Beethovenjahr 2020 hat sie das Projekt „Beethoven im Haus“ ins Leben gerufen, 2022 startete sie mit dem Musikalischen Salon im Deutschen Theater München eine außergewöhnliche und zeitgemäße Konzertreihe, bei der sie neben der musikalischen Konzeption und Leitung auch als Moderatorin durch das Programm führt.