"Natürliche Formen konzentriert in Plastik wiederzugeben, scheint auf den ersten Blick eine contradictio in adiecto zu sein und trifft doch den Kerngedanken der Künstlerin Ronja Berg genau: Sie vereint organische Konfigurationen mit dem Material, welches unsere Gesellschaft aus ihrer Sicht am treffendsten beschreibt – Kunststoff. In der Symbiose von Naturnahem und Synthetischem schafft sie eine Metapher für den Ist-Zustand unserer Welt: Der Mensch sehnt sich nicht nur nach Rückkehr zur Natur, ja er muss sogar der Natur wieder den Stellenwert und die Wertschätzung einräumen, die ihr gebühren – dennoch bleibt der Raum, in dem er vorrangig agiert, ein im Wortsinne un-natürlicher. [...]
Alles, was formbar ist, dient Keiyona Stumpf als Material, ihre Werkstoffe entnimmt sie der Natur: Der Prozess des Brennens ist dabei wesentlicher Teil der Gestaltung – im Feuer entwickelt eine Form oder die sie ummantelnde Glasur oftmals ein Eigenleben, das die Künstlerin geschehen lässt. Indem sie den variierenden Möglichkeiten, die in einem Korpus angelegt sind, ihre eigene Potenz lässt, gelingt es ihr, das zu versinnbildlichen, was Paul Cézanne einst auf den Punkt brachte: „Kunst ist die Schöpfung parallel zur Natur“ – nicht deren Gegenpart. [...]"
(Text: Dr. Sonja Lechner)