Gestalten ist nicht genug – grenzüberschreitende Design- und Architekturpraktiken im Kontext gegenwärtiger Exzesse

(FK-T2, KP B.06.09)

Karianne Fogelberg, M. A.



Raum E.O1.23, Akademiestr. 2
Zeit Dienstag 12.00–13.45 Uhr, Beginn: 20.10.2020, weitere Termine (wöchentlich) 27.10., 03.11., 10.11., 17.11., 24.11., 01.12., 08.12., 15.12.2020, 12.01.2021, 19.01.2021., 26.01.
2021


Kontakt This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.




Angesichts der gegenwärtigen Exzesse, der Erzeugung stets neuer Optionen und Begehren, der maßlosen Kommodifizierung von Affekten, Körpern und Daten, exzessiven Vernetzungsdynamiken, dem fortschreitenden Verbrauch von Rohstoffen bei gleichzeitig steigender Vermüllung ist überdeutlich, dass die Wirkweisen von Gestaltung höchst ambivalent sind und sich weder materiell noch zeitlich noch geografisch begrenzen lassen. Diese Erkenntnis ist für zeitgenössische Designer*innen und Architekt*innen vielfach Anlass dafür, sich der dominanten Verwertungslogik zu verweigern und in forschungsbasierten Projekten zu untersuchen, auf welche Weisen ihre Disziplinen in die Exzesse verstrickt sind und zu deren Verschärfung und Beschleunigung beitragen, aber auch zu fragen, inwiefern sich die das Exzessive begünstigenden Praktiken und Denkweisen überwinden lassen. Gemeinsam ist diesen Positionen, dass sie dabei über die Entwurfstechniken und Werkzeuge der eigenen Disziplin hinausgehen und Anleihen nehmen bei anderen Genres wie dem Journalismus, der Szenografie, Literatur und Film oder bei anderen Disziplinen wie den Naturwissenschaften oder auch Allianzen mit ihnen eingehen. Damit sprengen sie die Grenzen der eigenen Disziplin, überschreiten und erweitern sie.
 
Im Seminar beschäftigen wir uns mit ausgewählten Design- und Architekturpositionen, die sich mit ihrem Verhältnis zu den Exzessen der Gegenwart in kritisch-forschender Weise beschäftigen, und untersuchen, auf welche aktuellen Diskurse sie sich beziehen und welche Mittel und Strategien sie heranziehen, um sich jenseits der Grenzen der Disziplin zu situieren. Mit Arbeiten von u.a. Rem Koolhaas/AMO, Gabriel Maher, Studio Formafantasma; von Forschungsprojekten wie Geo-Design (Eindhoven) oder dem Deep Design Lab (St. Etienne) und aktuellen Ausstellungen wie Schule der Folgenlosigkeit (MK&G Hamburg), Countryside, The Future (Guggenheim Museum) und vergangenen Ausstellungen wie Junk, All That is Solid Melts into Trash und Alibaba – From Here to Your Home (beide Van Abbe Museum). 
 

 
Exzess und Utopie

(auch Freie Kunst FK-T3, Kunstpädagogik Modul D.05.09)

Dr. Susanne Witzgall 
 
Raum E.O1.23, Akademiestr. 2

Zeit Dienstag 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 20.10. (Vorbesprechung), weitere Termine: 27.10., 03.11., 10.11., 17.11., 24.11., 01.12., 15.12.2020, 12.01., 19.01., 26.01.2021.                                          

Kontakt This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

„[D]ie ewige Denunzierung der Utopie, die von den Anwälten der gegenwärtigen Verhältnisse wieder aufgenommen wird, wird den Menschen nicht daran hindern, ein utopisches Tier zu sein", konstatiert der französische Philosoph Miguel Abensour 2006. Dabei versuche die Utopie, „das so genannte Unüberschreitbare zu überschreiten." Abensour spricht auf diese Weise das exzessive Wesen der Utopie an, welches sich in der Transgression des Realen und seiner vermeintlich unüberwindbaren Horizonte äußert. Dieser Exzessivität der Utopie lässt sich in der Dystopie – in einer radikal negativen Zukunftsperspektive – der Exzess in Form einer übersteigerten Zuspitzung gegenwärtiger Verhältnisse gegenüberstellen. In diesem Fall wird das hier und jetzt nicht wirklich überschritten, es werden vielmehr signifikante Charakterzüge des Gegenwärtigen ins Extreme gesteigert.


In einem transdisziplinären Durch-einander-hindurch-denken von künstlerischen, populärkulturellen und diversen wissenschaftlichen Positionen geht das Seminar der Frage nach, wie das Utopische und das Exzessive zusammenhängen oder sich gar gegenseitig bedingen. Der Fokus liegt auf Positionen der Gegenwart, wobei jedoch auch Rückgriffe auf künstlerische und theoretische Arbeiten des 20. Jahrhunderts geplant sind. Darüber hinaus soll die Frage diskutiert werden, ob Krisen wie beispielsweise die gegenwärtige Pandemie, eine Überschreitung der Realität und damit utopische Entwürfe ermöglichen oder ganz im Gegenteil zu einer exzessiven Intensivierung und Verstetigung gegenwärtiger Gesetze und Logiken führen.


Wir besprechen unter anderem ausgewählte künstlerische Positionen aus den aktuellen Ausstellungen Potential Worlds (Migros Museum Zürich) und Was wenn? Zum Utopischen in Kunst, Architektur und Design (Neues Museum Nürnberg) sowie einer Reihe einschlägiger Texte von Frederic R. Jameson, Miguel Abensour, Isabelle Stengers, Nick Srnicek und Alex Williams (akzelerationistisches Manifest) und vieles mehr.
 


Im/Materielle Medien II: KI, Algorithmen, Clouds, und Sounds 

(Freie Kunst FK-T4, Kunstpädagogik Modul C.01.09)


Prof. Dr. Marietta Kesting 

 
Raum A.EG.01 (Altbau, Akademiestr. 2)

Zeit Mittwoch 14.30–18.30, zweiwöchentlich 14.10.2020 (Einführung), weitere Termine: 28.10., 01.11., 25.11., 9.12., 16.12. 2020 und 13.01, 27.01, 10.02..2021 

Kontakt This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

Das Seminar beschäftigt sich mit der umfassenden Digitalisierung und teilweise exzessiven Datensammlung und -verarbeitung, die einerseits im Kontext der Corona-Pandemie gerade Schlagzeilen macht, und andererseits durch den Zusammenschluss von künstlicher Intelligenz, Automatisierung, selbst-lernenden Algorithmen und sozialen Medienplattformen schon länger gesellschaftsrelevante Fragen aufwirft. KI-Zentren werden großzügig gefördert. Stichworte wie Data-Mining und selbstlernende Algorithmen, Elon Musks Neurolink-Projekt, die Problematiken von selbstfahrenden Autos und anderen "Assistenten"-Systemen sind dabei allgegenwärtig und sollen hinterfragt werden.

Das Seminar legt auch einen Fokus auf künstlerische Sound-Arbeiten, die sich mit Algorithmen und KI beschäftigen und häufig weniger Aufmerksamkeit finden. Doch Töne lassen sich teilweise einfacher von Maschinen erkennen als Bilder, so dass dieser Bereich gerade im Hinblick auf die Entwicklung von KI und Musik signifikant ist.

Es werden deutsche und englische Texte gelesen, zu denen theoretischen Positionen wie Louise Amoore (Cloud Ethics), Emile Frankel (Hearing the Cloud), Jonathan Sterne, Simon Rothöhler, Antoinette Rouvroy, Taina Bucher, Janina Loh zählen, und die durch fiktionale (u.a. Tom McCarthy) und essayistische Ansätze (u.a. Nathasha Stagg) erweitert werden. Künstlerische Positionen beinhalten Lauren Lee McCarthy, Jessica Graves, Hyphen Lab u.a.

Das Seminar greift bestimmte Aspekte und Diskussionen von Im/Material Media and Virtual Excess aus dem SS 2020 auf und vertieft diese. Die Teilnahme ist jedoch für alle Studierenden auch ohne Vorkenntnisse möglich. Es wird die Bereitschaft vorausgesetzt, auch englische Texte zu lesen und zu diskutieren. Gemeinsam mit Studierenden des Seminars »Algorithmuskulturen« von Dr. des. Vera Tollmann (Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur, Uni Hildesheim, (https://www.uni-hildesheim.de/fb2/institute/medien-theater-populaerekultur/mitglieder/vera-tollmann/) ist ein Workshop "Medienkunst, Daten, Algorithmen und KI" (Arbeitstitel) im Januar 2021 geplant.
 

CLIMAVORE: Losing Cultures

Project class with Cooking Sections (Daniel Fernández Pascual & Alon Schwabe)



Room A.UG_24 and Kolosssaal, Akademiestr. 2

Time phase 1: 31.08-04.09., phase 2: online tutorials in September/October, phase 3: 02.–06.11.2020 (all dates tbc)


Teaching language English


Registration until 1 July 2020 by indicating your focus of work, number of semesters and your course of study or class: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.. 
The number of places is limited. A notification about participation will follow in due course.



What do you eat in a period of drought? How do you water without water? How did fish turn from a valuable food source into a source of pollution? How could coastal communities adapt to rising sea levels? These and other questions will be addressed in Cooking Sections' workshop structured around the cross-disciplinary framework of CLIMAVORE. Different from omnivore, carnivore, vegetarian or vegan, CLIMAVORE uses diets as forms of infrastructure to explore how to eat as humans change climate. This implies finding new ways to adapt our food production and consumption patterns, as well as our cultural imaginaries to increasingly evident human-induced environmental transformations.



As the global environmental crisis is challenging the fortification of European borders, the workshop will revolve around how climatic changes are contesting food territories worldwide. The correlation between "origin" and "quality" is a modern invention materialised through the complex system of PDO (protected designation of origin) labels and certifications. It dates back to the beginning of the 20th century, when a series of ecological crises and parasite outbreaks in French vineyards accelerated the colonial project in Algeria. These entanglements around disease containment, eco-territorial control and political power struggles are once again at the forefront today, as changing temperatures and eroding ecosystems are reshaping borders anew, modifying ecological associations, flavours, seasons and vocabulary used to describe products coming from shifting landscapes. Throughout different exercises, readings, talks and lectures the studio will investigate how to work on site-responsive projects while advancing skills in alternative methodologies for mapping, sensing and supporting human and more-than-human interactions.



It is intended that the project class contributes to this year's edition of the Münchner Klimaherbst on the subject of system change (working title) (06.10.–06.11.2020) in the first week of November, provided that the event may take place in its currently planned form.



Cooking Sections (Daniel Fernández Pascual & Alon Schwabe) is a duo of spatial practitioners based out of London. It was born to explore the systems that organise the world through food. Using installation, performance, mapping and video, their research-based practice explores the overlapping boundaries between visual arts, architecture and geopolitics. Since 2015 they are working on multiple iterations of the long-term site-specific Climavore project exploring how to eat as humans change climates. In 2016 they opened The Empire Remains Shop, a platform to critically speculate on implications of selling the remains of Empire today. Their first book was published by Columbia Books on Architecture and the City about this project (2018). Their work has been exhibited at Manifesta12, Palermo; Lafayette Anticipations, Paris; 13th Sharjah Biennial; Serpentine Galleries, London; Atlas Arts, Skye; Neue Nationalgalerie, Berlin; Storefront for Art & Architecture, New York; HKW Berlin; Akademie der Künste, Berlin; 2016 Oslo Architecture Triennale; US Pavilion, 2014 Venice Architecture Biennale; and they have been residents in The Politics of Food programme at Delfina Foundation, London. They currently lead a studio unit at the Royal College of Art, London. They have recently been awarded the Special Prize at the 2019 Future Generation Art Prize and are nominated for the Visible Award.
 

 

Lehrveranstaltungen Sommersemester 2020
 
Wie wachsen? Wachstum neu definieren im Spannungsfeld von Exzess, Exitstrategien und (nach)wachsenden Materialien
Szenarien-Workshop mit Publikation (theoretische Einführung, Entwurfsarbeit und Exkursion)

in Kooperation mit der Plattform MAKE. – Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Prof. Aart van Bezooijen)

(FK-T2, KP B.06.09)

Karianne Fogelberg, M. A.
 
Raum zunächst online, für Präsenztermine wird Raum noch bekannt gegeben.

Zeit Vorbesprechung am 28.04., 12.00–13.45 Uhr; theoretische Vorbereitung am 12.05., 26.05., 09.06. jeweils 12.00–13.45 Uhr; einwöchiger Workshop (ganztägig) an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle am 21.09.-25.09.2020; Gegenbesuch der Studierenden aus Halle mit Endpräsentation und Nachbesprechung (Termin wird noch bekannt gegeben).

Kontakt This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
Anmeldung bis 27.04.20 unter This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. (begrenzte Anzahl an Plätzen!)
 
Nicht nur synthetisch erzeugten, auch natürlichen Materialien wohnen exzessive Eigenschaften inne, wie etwa ein äußerst schnelles oder extrem langsames Wachstum, Resistenz gegenüber extremen Temperaturen, eine äußerst hohe Wasserspeicherkapazität, etc. Wir wollen diese grenzüberschreitenden Potentiale im Hinblick auf die dringende Neudefinition des Wachstumsbegriffs und im Kontext der gegenwärtigen Exzesse unserer Produktionssysteme und Konsumgewohnheiten erforschen. Hierzu bringen wir ausgewählte Materialmuster und Artefakte aus nachwachsender Biomasse (u.a. pilzbasierte Werkstoffe, Makroalgen, Paludikulturpflanzen) mit aktuell diskutierten Exitstrategien, die aus den kapitalistischen Wachstumsexzessen herausführen wollen (u.a. Commoning, Grünes Wachstum, Degrowth), zusammen und entwickeln aus den verschiedenen Konstellationen mögliche Zukunftsszenarien. Dabei geht es nicht darum, konkrete machbare Lösungsansätze zu erarbeiten, sondern zu überprüfen, inwiefern die diskutierten Exitstrategien tatsächlich Auswege aus den vorherrschenden Paradigmen des fortgeschrittenen Kapitalismus sind und neue Handlungsräume eröffnen können. Ferner fragen wir, welche Potentiale die ausgewählten Materialien als Alternativen zu herkömmlichen Werkstoffen beinhalten, und inwiefern spekulative Szenarien alternative Realitäten eröffnen und über das Material hinausreichende Erkenntnisse generieren können?
 
Ziel ist, im Anschluss an den Workshop gemeinsam eine kleine Publikation mit den entwickelten Szenarien zu realisieren.  
 
Der Workshop verknüpft Fragestellungen und thematische Aspekte des gegenwärtigen cx-Jahresthemas „Exzess“ mit aktuellen Überlegungen aus den Materialwissenschaften, der Bioökonomie und der künstlerischen Erforschung „wachsender Materialien“ an der Plattform MAKE. – Burg Giebichenstein. Er ist klassen- und fachübergreifend und richtet sich an alle Studierenden der Akademie. Die einwöchige Exkursion an die Burg Giebichenstein beinhaltet eine theoretische Einführung und Aufgabenstellung, das Entwickeln und Ausarbeiten der Szenarien mit Studierenden aus Halle und die gemeinsame Realisierung einer Publikation.
 
Gearbeitet wird in interdisziplinären und hochschulübergreifenden Teams. Ein kleines Materialgeld steht zur Verfügung. An- und Abreise sind privat zu organisieren. Private Unterbringung in Halle bei den dort teilnehmenden Studierenden, im Gegenzug Verpflichtung, Studierende aus Halle bei dem geplanten Gegenbesuch zur Endpräsentation in München privat unterzubringen. 
 
Voraussetzungen Offenheit gegenüber einer Zusammenarbeit in hochschulübergreifenden Teams mit Studierenden der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle sowie die verbindliche Teilnahme an der gegenseitigen privaten Übernachtungsvereinbarung (couch-to-couch).
 

 
Ohne Maß? Exzess(e) in der zeitgenössischen Kunst

(FK-T3, KP D.02.09, KP D.03.09)

Dr. Susanne Witzgall, Dr. Ursula Ströbele, Zentralinstitut für Kunstgeschichte (ZI)
 
Raum online

Zeit 14.05–16.00 Uhr

Termine Seminar: 28.04., 12.05., 26.05., 09.06., 23.06.2020

Symposium: 17.06. und 18.06.2020 (ganztägig)

Sprache Deutsch (Seminar) und Englisch (Symposium) 

Kontakt This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
 
Exzess kommt vom lateinischen Verb ‚excedere‘ und bedeutet ‚heraustreten, über etwas hinausgehen‘. Ob etwas als Exzess wahrgenommen wird, hängt von kulturell-sozialen und historischen Normgefügen ab. Doch impliziert Exzess nicht nur die Überschreitung von Werteordnungen, sondern auch von ökologischen, sozialen und menschlichen Belastungsgrenzen und meint Maßlosigkeit, Unersättlichkeit, Zügellosigkeit oder Aus- und Abschweifung. Unsere Wirklichkeit scheint heute von diversen Exzessen durchzogen: Die übertriebene Effizienzsteigerung, der hemmungslose Konsum und die Ressourcenverschwendung der modernen Wirtschaft, die Verbalexzesse der Politik, forschungsbasierte Exzesse für eine Produktion und Modularisierung künstlichen Lebens und die algorithmischen Exzesse einer zunehmend verschalteten, digitalisierten Welt sind nur wenige Beispiele für dieses oftmals negativ konnotierte Phänomen im 21. Jahrhundert. Zugleich lockt das Spiel mit und das Übertreten von Grenzen als anthropologische Grundkonstante mit den Verspechen von transzendenten Erfahrungen, der Befreiung von gesellschaftlichen Beschränkungen oder schöpferischen Höhenflügen. In der Bildenden Kunst sind Exzesse traditionellerweise seit jeher beheimatet, da diese oftmals jenseits gesellschaftlicher Etikette und sozialer Normen agieren, Euphorie- und Rauschzustände evozieren, aber auch ökonomische und gesellschaftlich-politische Zustände kritisch reflektieren.
 
Das Seminar erkundet, wie sich die Kunst des 21. Jahrhunderts mit dem Thema „Exzess“ auseinandersetzt und blickt dabei auch auf wegweisende künstlerische Positionen des 20. Jahrhunderts zurück. Der Fokus liegt jedoch auf dem aktuellen Diskurs und der Frage, wie sich zeitgenössische Künstler*innen in einer Zeit, in der scheinbar neue exzessive Verhaltensweisen und Prozesse zu verzeichnen sind oder verstärkt in den Blick rücken, mit diesem ambivalenten Phänomen auseinandersetzen. Die Veranstaltung widmet sich dem Exzess als vielschichtigem (Untersuchungs-)Gegenstand der Kunst, aber auch als künstlerische Strategie der kreativen Entgrenzung und widerständigen Praxis.
 
Genuiner Bestandteil des Seminars ist das gleichnamige Symposium, das am 17. und 18. Juni stattfindet und in Kooperation mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte organisiert wird. Die ersten vier Sitzungen des Seminars sind insofern als Vorbereitung und die letzte Sitzung als Nachbereitung für dieses Symposium geplant.
 

 
Without Measure? Excess(es) in Contemporary Art
Virtual conference, June 17 and 18, 2020

Hosts: Ursula Ströbele (Study Center for Modern and Contemporary Art at Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Munich) / Susanne Witzgall (cx centre for interdisciplinary studies, Academy of Fine Arts Munich)
 


To participate, please register via e-mail by June 15th at This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. (subject: “Without Measure”) and we will send you an access link and further information.
 


The word ‘excess’ comes from the Latin verb ‘excedere,’ meaning ‘to step outside, to go beyond something.’ Whether something is perceived as excess depends on cultural-social and historical normative frameworks. Yet excess implies not only the transgression of orders of values, but also of ecological, social, and human capacities, and suggests immoderateness, insatiability, lack of restraint, debauchery, or deviation. Today our reality seems to be saturated by various excesses: exaggerated increases in efficiency, the unrestrained consumption and squandering of resources in the modern economy, the verbal excesses of politics, the research-based excesses of the production and modularization of artificial life, and the algorithmic excesses of an increasingly wired and digitalized world are just a few 21st century examples of this phenomenon, which often has a negative connotation. At the same time, play with and the transgression of limits as anthropological constants entices us with its promise of transcendent experience, the liberation from social constraints, and creative flights of fancy. The term ‘excessive’ can be used to describe a dimension of experience or perception, a stylistic criterion, or a practice that crosses borders. Excesses have traditionally always been at home in visual art, given that they often operate beyond social etiquette and norms, evoking states of euphoria and intoxication, but also critically reflecting on economic and sociopolitical conditions.
 


The symposium “Ohne Maß? Exzess(e) in der zeitgenössischen Kunst” (Without Measure? Excess[es] in Contemporary Art) aims to explore how the art of the 21st century has confronted the theme of “excess.” How do current art practices approach this ambivalent phenomenon at a time when new excessive modes of behavior and processes are emerging, or at any rate seem to be increasingly coming to the fore? This symposium is dedicated to excess as a multilayered object of artistic investigation, but also as an artistic strategy for the creative transgression of boundaries and resistant practice. In connection with the 2019/20 theme of “excess” at the cx center for interdisciplinary studies, the symposium is a cooperation between the cx center for interdisciplinary studies at the Academy of Fine Arts, Munich, and the Study Center for Modern and Contemporary Art at the Central Institute for Art History, Munich. Lectures and Discussions will be in English.
 


Wednesday, June 17, 2020
 


1:30 pm

Welcome and Introduction

Ursula Ströbele and Susanne Witzgall
 



2:00–4:00 pm

Panel 1: Excessive Art?
 


Wouter Davidts (Gent)

Out of Scale. Excessive Size in Contemporary Sculpture
 


Dominik Brabant (Eichstätt-Ingolstadt)

Excesses of the real? Christoph Büchel’s Barca Nostra and art criticism
 


4:00–4:30 pm

Coffee Break
 


4:30–6:30 pm

Panel 2: Excessive Esthetic and (Queer) Identities
 


Julia Skelly (Montreal)

Interrogating Art History’s Excesses: Mickalene Thomas and Queer Black Decadence
 


Daniel Berndt (Berlin/Zürich)

More than Extra – Drag and Queer Identities in Ryan Trecartin’s and Lizzy Fitch’s Video Works
 



Thursday, June 18, 2020
 


10.30 am–12.30 pm

Panel 3: Art and the Excess of Objects
 


Rahma Khazam (London/Paris)

On Objects and their Excesses
 


André Rottmann (Berlin)

Another Vision of Excess: The Case of Cameron Rowland
 


12.30 pm–1:30 pm 

Break



1:30 pm–3:30 pm

Panel 4: Accumulation and Excesses of Information in the Arts
 

Elisa Linseisen (Paderborn)

Digital | Monumental. Excessive Data Processing in the Work of Ryoji Ikeda
  

Serena De Dominicis (Rome)

Excess. Art Faced to the Productivist Economic Model



3:30 pm–4:00 pm 

Final Discussion
 

 

Im/material and virtual excesses

(FK-T4, KP C.01.09)

Prof. Dr. Marietta Kesting
 
Room E.O1.23 (new building, Akademiestr. 4)

Time Wednesday 14.30–18.30, bi-weekly 
29.04.2020 (introduction), further dates 06.05., 20.05., 03.06, 17.06., 01.07. and 15.07.2020
Teaching language English and German

Contact This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
 
Do virtual CGI* – diamonds glitter as brightly as their mined paragons?
In 1985 Jean-François Lyotard and design theorist Thierry Chaput curated the exhibition “Les Immatériaux” at the Centre Georges Pompidou in Paris. The title alluded to a certain ‘liberation’ from modernist discourse on the human side as well as on the material side – from the chains of the industrial revolution and men being the master of matter. It was also called a ‘non-exhibition’ or a ‘manifestation’ of both the computerization of society and the new ordering of knowledge in postmodernism, which Lyotard had already proposed in 1979. What is the status of the im/materials now – 35 years later and reconsidering its proposition through an artistic and queer techno-scientific lens?
 
This seminar explores the tension between media and artistic productions that explore artificial intelligence (AI’s) excessive calculation capabilities critically but also exploit their inherent trans-human possibilities to create other worlds that still often mirror ‘reality’. While AI models and simulation software need excessive amounts of data to try to predict the future based on probabilities and risk reduction and thus create to a certain extent ‘closed’ worlds, several artistic interventions attempt to push the boundaries of technologies to imagine otherwise. Some of those create overwhelming audiovisual environments liberated from the laws of physics and costs of building in the ‘real’ world that employ sensual excesses to ‘immerse’ and affect the viewer.
 
At the same time not disregarding the ‘old’ material side of media art the seminar looks at the connection between streaming platforms and cloud storage that use up more and more resources while promising immaterial, seemingly ubiquitous media access and new subjectivities. The artist Rindon Johnson, working in AR and VR asked: “What’s the point of having a body if I theoretically could make or step into so many?”
 
Required readings include Jean-Francois Lyotard, Bernhard Stiegler, Lucia Mendelova, Francesca Gallo, Jorinde Seijdel, Tom Holert, and Yuk Hui.
 
Artistic positions that will be discussed are, among others, Rindon Johnson, Heather Dewey-Hagborg, Moreshin Allahyari, Katharina Haverich, Susanne Kennedy, Emilija Škarnulytė.
 
*CGI: Computer Generated Imagery