Verena Graf ist für zwei Monate zu Gast in der „Studienwerkstatt für Maltechnik“.
Dr. Kathrin Kinseher, Leiterin der „Studienwerkstatt für Maltechnik“, verbindet mit Verena Graf der Berufsweg in die Restaurierung und Konservierung, der Fokus auf Kunsttechnologie und die Herstellungspraxis von Malerei sowie ein über Jahre hinweg inspirierender fachlicher Austausch.
Verena Graf war bereits 2016 und 2019 mit Beiträgen aus ihrer Restaurierungspraxis moderner und zeitgenössischer Kunst in der Veranstaltungsreihe „HALTbar bis. Junge Künstlerinnen (m/w/d) im Gespräch mit Restauratorinnen (m/w/d)“ an der Akademie der Bildenden Künste zu Gast.
„In der zweimonatigen Zusammenarbeit werden wir uns der Verwendung von Malmaterialien und Techniken unter den Aspekten Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit widmen. Die Studierenden sind eingeladen, Stabilität, Fragilität und Dauerhaftigkeit ihrer Materialwahl mit Verena Graf zu diskutieren und auf dieser Grundlage für Lagerung, Verpackung, Transport und Präsentation ihrer Werke konservatorisch richtige Entscheidungen zu treffen.
Material und Verarbeitung sind wichtige Faktoren für die Stabilität eines Werkes. Kunst der Gegenwart gilt als besonders fragil - warum eigentlich? Anhand historischer kunsttechnischer Texte beschäftigen wir uns mit Beschreibungen von Materialien und ihrer Verarbeitung sowie dem Aufbau von Gemälden. Wir vergleichen sie mit der heutigen Praxis und entdecken das Potential vergangener und bislang vergessener Materialien und Methoden.“
Verena Graf ist Diplomrestauratorin in Wien, wo sie, nach Tätigkeiten in Museen (Albertina und Kunsthistorisches Museum Wien) sowie vier Jahren als Assistentin an der Akademie der Bildenden Künste Wien im Fach Gemälderestaurierung, nun freiberuflich arbeitet.
Sie betreut das Arnold Schönberg Center und die Secession, und sie restaurierte für die Sammlungen TBA21 und Essl, die Kiki Kogelnik Foundation sowie für die Künstler Hubert Scheibl, VALIE EXPORT und Arnulf Rainer.
Während also im Atelier ihr Interesse ganz der Kunst des 20. Jahrhunderts gilt, unterrichtet sie mit einem Lehrauftrag seit fünfundzwanzig Jahren historische Maltechniken für die Studierenden der Restaurierung an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Neu hinzugekommen ist eine Vorlesung zu Quellenschriften der Kunsttechniken, von der Antike bis zur Neuzeit.
„Besonders interessiert mich in diesem Zusammenhang das sogenannte Körperwissen, der Versuch dieses zu verschriftlichen – ist das überhaupt möglich?
Auf der anderen Seite fasziniert mich die befreiende und fantasieanregende Wirkung, die bei den Studierenden entsteht, wenn historische Rezepte und Anleitungen genauest befolgt werden, ohne den Anspruch, historisch akkurat vorzugehen, aber mit den Einschränkungen der reduzierten Materialvorgaben bis zum 19. Jahrhundert.
Bei der Auswahl legen wir Wert auf Rezepte (z.B. für Farben und Grundierungen), die einfach herzustellen und kostengünstig sind.“
Die Studienwerkstätten sind ein wichtiger Teil der künstlerischen Lehre an der Münchner Kunstakademie, die sich auf die Förderung der individuellen künstlerischen Persönlichkeit der Studierenden fokussiert. Sie erweitern in spezifischen Fragestellungen und Techniken die Lehre in den Klassen.
An der Akademie gibt es 22 Studienwerkstätten, die allen Studierenden offenstehen. In den Studienwerkstätten können Studierende experimentelle, traditionelle und künstlerische Verfahren anhand ihrer Projekte erproben, anwenden und weiterentwickeln. Sie werden dabei individuell betreut entlang der von ihnen selbst zu entwickelnden Arbeitsvorhaben. Es werden bei Bedarf handwerkliche Grundlagen vermittelt ebenso wie die Grundlagen traditioneller künstlerisch-technischer Verfahren. Darüber hinaus verstehen sich die Studienwerkstätten als Labore, in denen hybride und neueste Verfahren anhand der Projekte der Studierenden getestet und umgesetzt werden.
Um die Lehre stets auf höchstem Niveau zu ermöglichen, gehört eine wissenschaftlich fundierte und praktisch erprobte systematische Förderung und Weiterentwicklung der Kompetenzen aller Beschäftigten zu den wesentlichen Aufgaben einer Hochschule. Neben der individuellen beruflichen Entwicklung der Mitarbeitenden trägt sie maßgeblich zur Erreichung und Sicherung strategischer Ziele der Hochschule bei.
Mit einem Artist-in-Residence-Programm für die Studienwerkstätten wurde ein innovatives Instrument der Personalentwicklung geschaffen, dass das besondere Profil einer Kunstakademie und ihre spezifischen Herausforderungen berücksichtigt. Der anspruchsvolle Lehr- und Forschungsauftrag der Studienwerkstätten wird durch die Einladung wechselnder hervorragender Künstlerinnen (m/w/d) bzw. fachspezifischer Expertinnen (m/w/d) ausgebaut und internationalisiert.
Zusätzlich profitieren über Workshops auch die Studierenden direkt vom Wissen der Gäste.
Die ersten „Artists in Residence“ waren im Sommersemester 2024 Thomas Wolf in der „3D-Werkstatt“ und Nicole Beck in der „Studienwerkstatt für Schmuck und Gerät“. Im Wintersemester 2024/25 arbeitete Katrin König in der „Studienwerkstatt für Keramik“. Im Sommersemester 2025 ist neben Verena Graf auch Stefanie Schwarz an der AdBK München zu Gast, in der „Studienwerkstatt für Hochdruck und Typographie“.