• Altbau | Atelier: A.U1.02

künstlerische Mitarbeiterin im Studiengang Bildnerisches Gestalten und Therapie

 

In ihrer konzeptuellen Arbeit beschäftigt sich Tatevik Harutyunyan mit den unsichtbaren Schichten unserer Wahrnehmung, mit dem, das oft übersehen, verdrängt oder vergessen wird. Ihre Installationen, Textarbeiten und partizipative Projekte machen Erinnerungen, innere Prozesse und subtile Veränderungen erfahrbar.


Tatevik Harutyunyan arbeitet bevorzugt mit reduzierten, minimalistischen Materialen, wie Bleistift auf Wand oder Transparentpapier, Wasser auf Karten oder Papier. Auch Sprache und Schrift sind zentrale Bestandteile ihrer künstlerische Ausdrucksweise und dienen nicht nur als Medium, sondern als aktives Element innerhalb des Werkes. Viele Arbeiten entwickeln sich als raumbezogene Situationen, die nicht nur zur Betrachtung, sondern zur aktiven Teilnahme einladen. Die Betrachterinnen (m/w/d) werden zum Mitwirkenden, zum Erinnernden, zum Fragenden. Die Werke öffnen Fragen, keine fertigen Antworten. Sie lassen Raum für persönliche Assoziationen, Tiefe und Reflexion.

 

Tatevik Harutyunyan (*1986 in Eriwan, Armenien) lebt und arbeitet in München. Sie studierte Pädagogik und Psychologie an der Armenischen Staatlichen Pädagogischen Universität Kh. Abovyan (Diplom 2008) sowie anschließend am Nationalen Zentrum für Ästhetik (Klasse Samvel Baghdasaryan) in Eriwan. 2022 schloss sie den Masterstudiengang Bildnerisches Gestalten und Therapie Klasse Prof. Connert an der Akademie der Bildenden Künste München ab. Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u. a. an der Akademie der Bildenden Künste München, im Nationalen Zentrum für Ästhetik in Eriwan, im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales in München sowie beim Internationalen Summer Campus der Künstlerstadt Kalbe e.V. Seit 2023 ist sie künstlerische Mitarbeiterin im Masterstudiengang Bildnerisches Gestalten und Therapie an der Akademie der Bildenden Künste München (Klasse Prof. Melches) und arbeitet parallel als Kunsttherapeutin in der Kirinus Tagesklinik Schwabing.

 

 

Installation "R E C O D I E R U N G"

Im Zentrum der Installation R E C O D I E R U N G (Installation) steht die Frage, wie lange es dauert, bis bestehende Denkmuster aufgebrochen und neue Gedankenstrukturen etabliert werden können und ob dieser Prozess in der Muttersprache erfolgen sollte. Drei kurze Sätze werden mit gelbem Neonmarker auf transparentem Papier so dicht nebeneinandergeschrieben, dass sie an einen abstrakten Barcode erinnern. Die Sätze sind zwar sichtbar, aber nicht lesbar, wodurch sie verschlüsselt bleiben. Durch die ständige Wiederholung dieser „CodeSätze“ entsteht ein umlaufendes Band, das den Raum dreimal vollständig umkreist und ihn so in eine kontemplative Atmosphäre taucht. Der Raum ist abgedunkelt und ausschließlich mit UV-Licht beleuchtet, wodurch die Linien beginnen zu leuchten. Die leuchtenden Kreise sind im Raum so angeordnet, dass sie den Ebenen des Denkens (Kopf), Fühlens (Herz) und Handelns (Beine) zugeordnet werden können. Die Arbeit stellt Fragen nach individuellen und kollektiven Transformationsprozessen, die sich zwischen Sprachlosigkeit, innerem Wandel und struktureller Neuordnung bewegen.

 

Performance "Nähe auf Distanz"

In ihrer Arbeit „Nähe auf Distanz“ setzt sich Tatev Harutyunyan mit den Gegensätzen menschlicher Beziehungen auseinander. Während einer Performance schreibt sie das Wort „Distanz“ so klein an die Wand, dass die Betrachtenden ganz nah herantreten müssen, um es zu lesen. Die körperliche Annäherung wird so zur Voraussetzung, um Distanz wahrzunehmen. Durch die Wiederholung des Wortes entsteht eine Linienzeichnung, in der nur einmal das Wort „Nähe“ erscheint. Eine Videoaufzeichnung verlängert die Arbeit über den Ausstellungszeitraum hinaus und verbindet die vergängliche Geste mit ihrer fortbestehenden Spur.