Birgit Wagner hat ab dem Sommersemester 2024 eine „Studienwerkstatt für Textil“ aufgebaut.
Damit wurde an der Münchner Kunstakademie auf einen großen Bedarf aller Klassen der Freien Kunst und Kunstpädagogik sowie des Studiengangs Innenarchitektur reagiert.
Die Textilwerkstatt erweitert das große Angebot an Technik- und Materialwissen an der Münchner Kunstakademie.
Die Textilwerkstatt bietet nun ein breit gefächertes Angebot an Wissensvermittlung der verschiedenen Verfahren textiler Produktion wie auch der Materialkunde und –herstellung. Als Ort des hierarchiefreien Lernens ermöglicht sie – wie auch die anderen Studienwerkstätten - einen grundlegenden Zugang zu Material und Technik und schafft einen Raum für Austausch und Vernetzung.
Ein besonderer Aspekt der Arbeit in der Werkstatt liegt auf den unterschiedlichen primären Textiltechniken. Es gilt bestehendes Wissen durch Vermittlung zu bewahren, Verlorengegangenes aufzuspüren, dieses zugänglich zu machen und die Geschichte des Textilen zu kontextualisieren.
Die Einrichtung umfasst aktuell neben Webstühlen verschiedene Näh– und Strickmaschinen, eine Färbeküche und einen Tuftingbereich.
Auch die Verschränkung mit dem Digitalen soll über die grundlegende Natur des Webens hinaus einen inhärenten Teil der Praxis der Werkstatt bilden.
Ein Fokus der Arbeit an der Akademie liegt auf der Notwendigkeit nachhaltiger Herstellungsmethoden im Sinne von Wiederverwertung und „Upcycling“. Im Rahmen von spezifischen Workshops wird die Herstellung von Smart Textiles, das Kultivieren textiler Flächen aus Pilzen und das Färben mit natürlichen Farbstoffen erforscht. Darüber hinaus wird im Akademiegarten Flachs angebaut, um die Verarbeitungsmöglichkeiten regionaler Fasern zu untersuchen.
Birgit Wagners künstlerische Arbeit besteht aus textilen Objekten und Performances. Objekte entstehen durch Techniken wie Nähen, Weben oder Schnitzen von Schaumstoff. Sie werden Teil von Installationen, entfalten durch Interaktion eine theatrale Wirkung. Oder es wird der Herstellungsprozess zur Performance.
Im Sinne der Aneignung einer lange abgewerteten Disziplin bezeichnet sich Wagner auch als Textilkünstlerin.
Birgit Wagner studierte Bühnenbild und -kostüm an der Akademie der Bildenden Künste München und textil・kunst・design an der Kunstuniversität/Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz (AT). Sie wurde im Musteratelier für Leder zur Schneidergesellin ausgebildet und besuchte die Fachschule für Modellistik an der Meisterschule für Mode in München. Als Schneidermeisterin arbeitete sie in unterschiedlichen Theatern und Betrieben in ganz Europa, bevor sie elf Jahre lang eine eigene Werkstatt führte. Auf Grundlage der Sammlung Marianne Flügel war sie Teil der Forschungsgruppe „Experimentierwerkstatt“ zu den primären Textiltechniken im Textilen Zentrum Haslach (AT), wo sie auch Kurse leitete. 2023/24 hielt Birgit Wagner einen Lehrauftrag an der UfG Linz in der Abteilung raum&designstrategien.