Kuratiert von Prof. Notburga Karl
Zwischen Fäden und Daten – „The Material Face of Data“, eine Ausstellung zu künstlicher Kreativität
Die Ausstellung bringt zwei künstlerische Haltungen in Dialog, die der Frage nach dem „The Material Face of Data“ unterschiedlich nachgehen.
Gloria Sogl zeigt Arbeiten aus der Serie „digital tenderness“ und „where the gaze softens“, an digitalen Jacquard-Webstühlen gefertigten Gewebe. Die in diesen Arbeiten sichtbaren Verbindungen zwischen Textilien und Text, zwischen Weben und Programmieren, verweisen auf eine Geschichte geschlechtsspezifischer, überwiegend „weiblicher“ Arbeit.
Die Motive basieren auf historischem Bildmaterial – Schwarz-Weiß-Fotografien von Frauen, die als „Computer“ arbeiteten – sowie auf textgenerierten Bildern, die Sogl überlagert, bearbeitet und im digitalen Arbeitsprozess zu vollautomatisierten Webdateien weiterentwickelt hat.
In diesen Arbeiten entwickelt sich eine Bildsprache, die Computertechnologie nicht als Gegensatz zu gelebten Praktiken versteht, sondern sie als aus einer gemeinsamen materiellen Alltagserfahrung hervorgehend visualisiert. Ausgehend von der täglichen Textil- und Schreibpraxis meiner Großmutter verbinden die Stoffe die strengen Anforderungen präzise geschriebenen Codes mit der Ausdruckskraft natürlicher Sprache – und verweben die zugrunde liegende Regelmäßigkeit der physischen Welt mit der freien Form kreativen Spiels.
Johannes Kiel bewegt sich zwischen digitalen und physischen Räumen. In seinen interaktiven Installationen, Videoarbeiten und algorithmisch generierten Bildern geht es um Prozesse, um Selbstbeobachtung und Systemlogiken – und darum, wie sich Wahrnehmung verändert, wenn das Digitale nicht mehr als Oberfläche, sondern als Struktur begriffen wird. Seine Werke speisen sich aus der Sprache von Netzwerken, viraler Datenökonomie und künstlicher Intelligenz – ohne je illustrativ zu sein.