Präsentation der ersten zwei Stipendiat*innen des 2:1 Arbeitsstipendiums am cx centrum für interdisziplinäre studien: Gülbin Ünlü und Rachel Fäth
Datum: DO 25.10. 2018 | 19:00 Uhr
Ort: Auditorium | Neubau der Akademie
Die zwei Stipendiat*innen Gülbin Ünlü (2016/17) und Rachel Fäth (2017/18) stellen ihre interdisziplinären Projektsvorhaben vor, die ihm Rahmen des 2:1 Arbeitsstipendiums am cx gefördert wurden.
Als erste Stipendiatin im Rahmen des cx-Jahresthemas "Hybride Ökologien" (2016/17), das sich einer aktuellen Neukonzeption des Ökologiebegriffs widmete, erhielt Gülbin Ünlü das Arbeitsstipendium. Die Forschungsarbeit der Künstlerin setzt sich mit dem Wesen und der Dynamik wechselseitiger Beziehung und Vernetzungen von Menschen, Objekten, Tieren, Pflanzen und Orten auseinander. Diese Themen diskutierte und erprobte die Künstlerin mit ihren Kooperationspartnern Natalie Bayer (Wissenschaftlerin und Kuratorin), HansJörg Polster (Diplom-Physiker), Dr. Cornelia Maul (Tierärztin), Robert Wager (Biologe) und der Mischlingshündin Rookie.
Im Februar 2018 wurde Ünlüs Künstlerbuch "Buch1" ausgehend von dieser experimentellen Auseinandersetzung veröffentlicht. Im Mai 2018 entstand darauf aufbauend die Videoarbeit "I feel it in my Pig", in der Ensemblemitglieder der Kammerspiele Texte aus dem "Buch1" rhythmisch als Chor vortragen. Ünlü bemerkt im Rückblick: "Das Stipendium gab mir die Möglichkeit, mich konzentriert und ohne Druck mit dem Thema zu beschäftigen und frei zu arbeiten. Diese freie Arbeit brachte mich zu meinem derzeitigen Forschungs- und Arbeitsvorhaben, den Human-Animal-Studies, bei denen ich mich nun mit den komplexen Beziehungen zwischen Mensch und Tier auseinander setze."
Das 2:1-Arbeitsstipendium am cx zum Jahresthema 2017/18 "Politik der Emotionen / Macht der Affekte" ging an die Akademiestudentin Rachel Fäth mit ihrem Projektvorschlag zur „Street Credibility als Experiment und Strategie“.
Das zur Förderung vorgesehene Vorhaben von Rachel Fäth untersucht unter dem Begriff der Street Credibility den „Raum zwischen Authentizität und Inszenierung in der Sphäre des Kunstbetriebes sowie im politischen Bereich“. Als zentrale Frage stellt sich dabei, wie in Kunst und Theorie machtvolle Diskursprozesse ablaufen, die sich auch als emotionale Politiken verstehen lassen und sich zwischen Schlagworten wie „Doppelmoral, Glamour, Political Correctness, Wertethik, Wertschöpfung“ bewegen. Rachel Fäth hat aufgrund der Aktualität des Themas, der fundierten theoretischen Reflexion der Fragestellung und aufgrund der hohen künstlerischen Qualität ihrer bisherigen Arbeiten überzeugt. Als Ergebnis ihrer Recherchen strebt die junge Künstlerin keine theoretische Abhandlung an. Es geht ihr vielmehr darum „die bestehenden Verhältnisse ohne Text zu beschreiben“, das heißt, sie in einem genuin künstlerischen Prozess zu verhandeln.
Über den Stifter SoNet – Soziales Netzwerk e.V.
Gestiftet wurde das Arbeitsstipendium von SoNet – Soziales Netzwerk e.V. Ziel des Stipendiums ist es, bereits in der künstlerischen Ausbildung ein Denken zu fördern, das Fachgrenzen überschreitet und kritisch zu gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen beitragen kann. Dabei sollen, entgegen dem üblichen ergebnis- und nutzenorientierten Denken, künstlerische Prozesse und die künstlerische Beschäftigung mit relevanten Fragestellungen unserer Zeit im Vordergrund stehen. In Absprache mit dem cx wird deshalb das Stipendium ausdrücklich als jährliches Arbeitsstipendium ausgelobt, das dem/der Stipendiaten_in eine intensive disziplinübergreifende Auseinandersetzung mit einer bestimmten Fragestellung ermöglichen soll – ohne Verpflichtung, am Ende der Förderphase ein fertiges Kunstwerk präsentieren zu müssen.