Isabel Mehl | Vortrag
Datum & Uhrzeit: Di | 04.06.2024 | 18:00 Uhr
Ort: Akademie der Bildenden Künste München | Akademiestr. 4
Raum: Neubau | E.O1.23

 

Kunst von Frauen* wird häufig durch eine biografische Linse gelesen und das Bedeutungsspektrum so in patriarchale Narrative eingepasst. Das in Murnau entstandene Gemälde „Krank“ (1933) der Expressionistin Gabriele Münter bildet hier keine Ausnahme. Dort zu sehen sind zwei Frauen – die eine liegend im Bett und die andere zu ihren Füßen sitzend mit einem Brief in der Hand. Ein Liebesbrief, wie sollte es anders sein? Die Frau ist aufgrund des niederschmetterenden Briefinhalts kraftlos vor Trauer in ihr Kissen versunken. In einem Close Reading aus der Gegenwart sollen andere Fährten verfolgt und bisher unentdeckte Perspektiven eröffnet werden. „Der Brief“, so lautet der Titel, den Münter selbst dem Gemälde gab, ist dabei Motor der Betrachtung: Geheimnis und Botschaft zugleich.

 


Isabel Mehl ist Kunstwissenschaftlerin und Kunstkritikerin. Ihre Texte wurden u.a. in frieze und Texte zur Kunst veröffentlicht. Sie studierte Medienwissenschaft, Kunstwissenschaft und Medienkunst in Marburg, Oslo, Karlsruhe und New York. Sie schloss ihre Promotion 2020 am Graduiertenkolleg „Kulturen der Kritik“ an der Leuphana Universität Lüneburg ab. Ihr Buch „Im Zeichen des Zweifel(n)s. Madame Realism oder: Die Funktion der Fiktion in der Kunstkritik“ erschien 2022 bei edition metzel. Sie war Postdoc an der Ruhr-Universität Bochum und arbeitet seit April 2023 am Graduiertenkolleg "Normativität - Kritik - Wandel" an der Freien Universität Berlin.
Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit war sie u.a. für das Internationale Forum des Jungen Films der Berlinale, das Ausstellungshaus C/O Berlin und den Badischen Kunstverein tätig. 2012 war sie Gründungsmitglied des Feministischen Arbeitskollektivs (FAK) in Karlsruhe sowie Mitherausgeberin von deren Zeitschrift „Body of Work“ (2015). Seit 2016 kollaboriert sie mit der Kunsthistorikerin Oona Lochner unter dem Label „From Where I Stand: Feminist Art/Writing. Subjektivitäten, Genealogien und Kritik“. Sie realisierte in unterschiedlichen personellen Konstellationen mehrere Hörspiele (Deutschlandfunk Kultur, WDR) sowie Kurzfilme, zuletzt „Agentin des Zweifels“ (2022) zusammen mit der Künstlerin Alina Schmuch.

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