Ausstellung: 30.11.2012 - 31.01.2013
Eröffnung: 29.11.2012, 20 Uhr
Öffnungszeiten: werktags 11 bis 17 Uhr
geschlossen vom 20.12.12 bis 01.01.2013
Projektraum des Wolff Verlags, Unter den Linden 40, Berlin
Was geben wir nicht alles für die wertvolle Währung der Aufmerksamkeit? Philipp Guflers künstlerische Praxis betrachtet uneindeutige Strategien der Selbstgestaltung. Im Rückgriff auf das 17. Jahrhundert verhandeln die neu entstandenen Werke zeitgenössische Spielarten von Eitelkeit und Koketterie sowie soziales und ästhetisches Geltungsbedürfnis. Den schönen und klugen Schein subtil herausfordernd, zeigt sich das Exhibitionistische und gleichzeitig Scheue im öffentlichen Leben in diesem künstlerischen Reflektionsspiel.
Man begegnet dem regenbogenfarbenen Spiegelsockel (Pride III) auf Augenhöhe, ein Gegenüber, mannshoch und schulterbreit, in dem der Betrachter sich und die ihn umgebende Welt wiederfindet. Die unebenen Oberflächen der Siebdrucke überlagern die scheinbare Reinheit eines Spiegelbildes. Das gläserne Gegenüber erweitert die Wahrnehmung: verkehrt, verzerrt, unscharf und wesentlich bunter. Der Blick wird angelockt und abgestoßen von der Faszination an der Reflektion der eigenen Erscheinung.
Unter der Beobachtung eines barocken Vogelorchesters aus dem 17. Jahrhundert (Die Schmähung der Vögel) tritt die eigene Eitelkeit zu Tage. Erstarrt in affektierten Körperhaltungen zwischen Hochmut und Empörung blicken Vögel von den Wänden herab. Sie provozieren in ihrem Kräftemessen mit dem im Zentrum stehenden Spiegelsockel Ängste des Betrachters vor Verurteilung durch andere. Die stolze Haltung des Außenseiters wird in den ausgestellten Textcollagen aus Hubert Fichtes Geschichte der Empfindsamkeit herausfordernd verbalisiert.
Room for art lovers zeigt schematisierte Gemäldegalerien ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert, die Kunstsammlungen mit Ihren Mäzenen abbilden. In Guflers Versionen entleert sich die ursprüngliche Demonstration von Üppigkeit, Prunk und Passion für die Schönheit der Kunst. Unschärfen in den Umrisslinien, die die Machtrepräsentation skizzieren sollen, lassen die Bilder wie ironische Schablonen erscheinen.
Philipp Gufler, geboren 1989 in Augsburg, studiert seit 2008 an der Akademie der Bildenden Künste München. Im November 2012 erhielt er den Kunstförderpreis der Stadt Augsburg.