In den letzten Jahrzehnten setzte sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass eine enge Verbindung zwischen ökologischen Krisen und anhaltenden kolonialistischen Verhältnissen existiert. Der Kampf gegen die globale Erwärmung und die Zerstörung der Erde, so die Überzeugung, muss deshalb unmittelbar mit einem politischen und erkenntnistheoretischen Kampf einhergehen, der darauf abzielt, „koloniale Strukturen des Zusammenlebens und der Bewohnung unserer Erde“ (Malcom Ferdinand) zu demontieren. Verhandelt wird dies nicht nur in aktuellen interdisziplinären Diskursen, sondern auch in einer zunehmenden Anzahl von Kunstwerken der Gegenwart. Der Vortrag führt dies anhand künstlerischer Arbeiten von Otobong Nkanga und Monica de Miranda aus, deren Fokus auf der „menschlich-lithischen Verstrickung“ (Jeffrey Jerome Cohen), auf der untrennbaren Verknüpfung von Menschen mit Landschaften, Mineralien und Gesteinen liegt – Verknüpfungen, die unter kolonialistischen Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnissen zu reaktiven Verbindungen der Verletzlichkeit werden. Hiervon ausgehend entwickeln die Künstler*innen zukunftsweisende Visionen einer dekolonialen Ökologie der Fürsorge, welche die Verzahnung des Menschen mit der mehr-als menschlichen Welt und die damit einhergehenden wechselseitigen Abhängigkeiten wertschätzt und anerkennt.