Von 2017 bis 2019 dokumentierte und analysierte Julia Gaisbacher in ihrer medienübergreifenden Werkserie One Day You Will Miss Me die durch das großräumige Immobilienprojekt Belgrade Waterfront ausgelösten urbanen Transformationsprozesse in Belgrad. Ihre Fotografien bilden den Kern ihrer räumlichen Bestandsaufnahmen und soziokulturellen Recherchen. Im Rahmen der Vortragsreihe Grenzen und Karten – verbunden mit ihrem Lehrauftrag an der AdBK im Sommersemester wird sie dieses Projekt vorstellen.
Julia Gaisbacher beschäftigte sich in der Werkserie mit der fortlaufenden visuellen Dokumentation und Analyse der Belgrade Waterfront – für die Künstlerin ein exemplarisches Beispiel für viele Umbrüche der Gegenwart. In urbanen Porträts hielt die Künstlerin wiederkehrend die Umformung des Stadtgefüges der Hauptstadt von Serbien sowie die baulichen Veränderungen fest – ein Archiv des urbanen Wandels.
Die entstandene Serie rückt in Schwarz-Weiß- und Farbfotografien die historische Stadtlandschaft an der Donau in den Mittelpunkt. Zum weithin sichtbaren Symbol werden dabei die Betonskelette der ersten Wohntürme der sogenannten Belgrade Waterfront. Obgleich nie im Fokus der Aufnahmen, sind sie aufgrund ihrer Dimension und Materialität stets präsent. Dabei näherte sich Julia Gaisbacher zugleich an den Alltag der Bewohner*innen Belgrads heran einen Schritt näher an. Aus dieser Perspektive zeigt sie die Auswirkungen des Bauprojekt und fokussiert die Diskrepanz zwischen der Lebensrealität vieler Bewohner*innen der Stadt und den Bewerbungs- und Vermarktungsstrategien der geplanten Wohnungen. Julia Gaisbachers Beobachtungen sind ebenso als visuelle Metapher politischer Entwicklungen und Grenzverschiebungen sowie urbaner Transformationsprozesse im globalen Kontext lesbar.