ICH FINDE ABER DASS…. Dieser Satz ist für Michael Hofstetter der Satz unserer Zeit. Er ist der Einwurf des Subjekts gegen das System. Die Wut und das Aufbegehren gegen Bevormundung. Es ist das Durchbrechen einer unverständlichen Ordnungsmacht mit seinem bloßem Begehren.
Dieser Satz steht gegen ein Ganzes und gegen das Verstehen-Wollen eines Ganzen.
Modelle, die die Welt als Ganzes vorstellen, waren bis zur Moderne für die Kunst und Architektur fundamental. Dieser Totalitätsanspruch findet sich in der Geburtskirche von Bethlehem, den Planstädten Brasilia oder Eisenhüttenstadt und der sozialen Plastik von Beuys. Sie sind Manifestationen eines idealen Zusammenlebens auf einem Raum der so zum Ort wird. Hierin ist die moderne utopische Stadt mit der Klosteranlage vom Mittelalter bis zum Barock vergleichbar. Ausgehend von seiner Intervention in Eisenhüttenstadt zeigt Hofstetter in seinem Vortrag, warum das Ganze als Stadt- oder Bildentwurf ästhetisch höchst überzeugend sein kann, aber als Setzung für unsere Zukunft nicht funktioniert. Denn der alles überschreibende fotografische Blick entfremdet uns ständig von jeder möglichen Einhausung in ein gelungenes Ganzes. Was aber tun, wenn man die Utopie eines totalen Bezugsrahmen beibehalten möchte, um nicht dem Zynismus der AFD zu verfallen? Hofstetter zeigt in diesem Vortrag die Unmöglichkeit und die Möglichkeit, die über das Ästhetische hinausgeht.
Michael Hofstetter, geboren 1961 in Stuttgart, studierte Geisteswissenschaften an der Universität Tübingen, freie Kunst an der Akademie München und Fotografie an der School of Visual Arts in New York. Er setzt sich in seinem bildnerischen wie essayistischen Werk mit dem Phänomen der Überschreibung der Welt durch deren Medialisierung auseinander.
Seit 2009 lehrt Michael Hofstetter an der Akademie der Bildenden Künste in München am Lehrstuhl für Fotografie, unterbrochen durch zwei Vertretungsprofessuren für Bilderhauerei und für Kunstpädagogik.
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