• Filmvorführung und Workshop
  • Datum: Do | 06.07.2023
  • Fr | 07.07.2023
  • Ort: Werkstattkino München | Fraunhoferstr. 9 || Akademie der Bildenden Künste | Akademiestr. 4 | Raum E.O.1.23
Kino, Kunst und Kybernetik
WEITERMACHEN SANSSOUCI © Amerikafilm, Filmgalerie 451

 

Donnerstag, 6. Juli 2023, 11 Uhr | Werkstattkino München, Fraunhoferstr. 9

 

Filmvorführung Weitermachen Sanssouci (D 2019, 80 Min., Regie: Max Linz)

 

Im Anschluss Diskussion mit Max Linz und und Shirin Weigelt

 

Eintritt frei | Weitere Informationen zum Film | Trailer

 

Die Erde hat nicht die ideale Gestalt einer Kugel. Sie sieht vielmehr aus wie eine Kartoffel. Klimaforscherin Phoebe Phaidon kommt mit einem Lehrauftrag an das Institut für Kybernetik der Berliner Universität, um das Seminar zur „Einführung in die Simulationsforschung“ von Institutsleiterin Brenda Berger zu übernehmen. Diese muss sich ihrem Drittmittel-Projekt zur virtuellen Simulation des Klimawandels widmen, um das Institut vor der drohenden Einsparung durch die Hochschulleitung zu bewahren. Alles hängt von einer erfolgreichen Evaluation am Ende des Wintersemesters ab. Phoebe wird verpflichtet, an der Simulation mitzuarbeiten und eine Unternehmensberaterin wird als Motivations-Coach ans Institut geholt. Währenddessen zieht der neuberufene Stiftungsprofessor Alfons Abstract-Wege mit einem Projekt zu Ernährungskontrolle die Aufmerksamkeit auf sich, „Nudging“ wird zum Zauberwort. Phoebes Studierende, die dahinter einen Business-Plan vermuten, unterbrechen den Betrieb und besetzen die Bibliothek, während Phoebe mit ihrem Kollegen Julius Kelp zu einer Konferenz nach Gdansk reist und versucht, hinter das Geheimnis der Apokalypse zu kommen. Die Zeit läuft ab. Der jüngste Tag bricht an.

 

 

Freitag, 7. Juli 2023, 10-14 Uhr | Akademie der Bildenden Künste, Akademiestr. 4, Raum E.O.1.23

 

Workshop: Kybernetische Revolten. Ist die Kybernetik des Teufels?

 

Mit Max Linz und Shirin Weigelt

 

Anmeldung zum Workshop bitte unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Um das charakteristische Merkmal des Lebens zu benennen, hat der Biologe und Philosoph Humberto Maturana gemeinsam mit Francisco Varela das Konzept der Autopoiese entwickelt: Aus systemtheoretischer Perspektive schaffen, reproduzieren und gestalten sich lebendige Organismen aus sich selbst heraus. Maturana unternimmt den Versuch eines Rundumschlages, der alle wichtigen Konzepte wie Leben, Kognition, Rekursion, Struktur, Organisation, Metastabilität, uvm. zusammenhängend erörtert, um zum Schluss die Frage nach Stabilität und Veränderung im System – auch als gesellschaftlich relevant, da politisch – zu stellen.
In Robert Bressons Film „Le diable probablement (dt. Der Teufel möglicherweise)“ von 1977 werden sowohl die moderne Gesellschaft als auch der ökologisch motivierte Protest gegen sie als zum Untergang verdammt vorgeführt. Doch sollte es hier wirklich mit dem Teufel zugehen, oder ist es nicht eher die kybernetische Losung „draw a distinction“, die die Hoffnung zunichte macht?

 

Im Workshop werden der Film von Bresson als systemtheoretisches Lehrstück, Niklas Luhmann als Kritiker der Umwelt-Bewegungen sowie Maturanas Begriff der Autopoiese ins Feld geführt und nicht zuletzt auch auf Verweis zeitgenössischer Diskussionen um Klimakatastrophe und -protest diskutiert.

 

Literatur / Material:
Humberto Maturana, „Introduction“, in: ders., Francisco Varela, Autopoiesis and Cognition. The realization of the Living (1980 [1972]), Boston 1980, S. x–xxx.
Niklas Luhmann, „Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen? (1985)“, „Das trojanische Pferd. Ein Interview (1986)“, „Alternative ohne Alternative. Die Paradoxie der ‚neuen sozialen Bewegungen‘ (1986)“, in: ders., Protest. Systemtheorie und soziale Bewegungen, Frankfurt/Main 1995, S. 46–78.
Robert Bresson, „Le diable probablement“, Frankreich 1977.

 

Shirin Weigelt hat Philosophie in Berlin und Paris studiert. Aktuell forscht sie für ihre medienphilosophische Dissertation zu Berührungsrelationen digitaler Medien, die im Rahmen des Graduiertenkollegs Medienanthropologie der Bauhaus-Universität Weimar entsteht. Außerdem lehrt sie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale).

 

Max Linz ist Regisseur und Drehbuchautor. 2014 erschien mit »Ich will mich nicht künstlich aufregen« sein erster Langfilm, eine Satire auf die Kunstwelt. 2019 knöpfte er sich mit »Weitermachen Sanssouci« den Universitätsbetrieb vor. Sein neuester Film »L’état et moi« (2022) wirft ein Licht auf die Absurditäten des deutschen Justizsystems.