Der Kurator und Autor Boaz Levin wird in diesem Vortrag seine Forschungen zu Mining Photography: Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion vorstellen, welche sich mit der materiellen Geschichte der für die Bildproduktion verwendeten Schlüsselressourcen befasst und den sozialen und politischen Kontext ihrer Gewinnung und Vergeudung sowie ihre Beziehung zum Klimawandel thematisiert. Seit ihrer Erfindung ist die Fotografie von der globalen Gewinnung und Ausbeutung sogenannter natürlicher Ressourcen abhängig. Im frühen 19. Jahrhundert waren dies Salz, fossile Brennstoffe wie Bitumen und Kohlenstoff sowie Kupfer und Silber, die für die ersten Bilder auf Kupferplatten und für Salzpapierabzüge verwendet wurden. Im späten 20. Jahrhundert war die Fotoindustrie einer der wichtigsten Silberverbraucher, der in seiner Blütezeit für mehr als die Hälfte des weltweiten Silberverbrauchs verantwortlich war. Heute, mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie und der Allgegenwart mobiler Geräte, ist die Bildproduktion von seltenen Erden und Metallen wie Coltan, Kobalt und Europium abhängig. Auch die Speicherung und Verteilung von Bildern verbraucht immense Mengen an Energie. In seinem Vortrag wird Levin die Bedeutung einer Betrachtung der Geschichte der Fotografie als eine Geschichte der industriellen Produktion erörtern, die eng mit der Veränderung der Umwelt durch den Menschen verwoben ist - und auch die Herausforderung, die eine solche Narration darstellt.
Boaz Levin ist ein in Berlin lebender Autor, Kurator und Herausgeber des Cabinet Magazines Kiosk. Er war Co-Kurator der Biennale für Aktuelle Fotografie 2017, die in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen stattfindet, und war Co-Kurator der dritten Chennai Photo Biennale 2021/22. Er ist der Autor von On Distance, 2020, erschienen bei Atlas Projectos, Berlin/Lissabon.
Mining Photography: Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion, ko-kuratiert mit Esther Ruelfs, wurde kürzlich im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, gezeigt und wird als nächstes im KunstHausWien und im Gewerbemuseum Winterthur zu sehen sein.
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.