Petra Lange-Berndt | Vortrag
Datum & Uhrzeit: Mo | 16.01.2023 | 18:00 Uhr
Ort: Akademie der Bildenden Künste München | Akademiestr. 4
Raum: Neubau | E.01.23

 

Naturkundemuseen sind ganz besondere Archive: Sie beherbergen eine unvorstellbare Menge von Objekten – in Berlin sind es mehr als 30 Millionen – und bestimmen trotz dieser Unübersichtlichkeit, wie sich Naturvorstellungen über Jahrhunderte in der westlichen Gesellschaft manifestieren. Gleichzeitig haben diese kulturellen Institutionen, wie es der Künstler Robert Smithson 1968 schreibt, nichts natürliches an sich; Besucher*innen treffen in ihnen vielmehr auf kunstvoll arrangierte organische Materialien, Tierplastiken, multimediale Environments, Soundcollagen oder computergenerierte Bildlichkeiten. In diesem Beitrag widme ich mich künstlerischen Strategien, die sich kritisch mit diesem Archiv und seinen Kolonialgeschichten auseinandersetzen. Was passiert, wenn versucht wird, die Dynamik der aktiven Welt zu katalogisieren und stillzustellen? Wie steht es um Archiv-Fieber, Invasion und Verluste? Welche Erzählungen über Ökologie und Nachhaltigkeit und über die Relation von Mensch und Tier sind zu verzeichnen? Wie können diese Institutionen kritisiert oder infiltriert werden? Existieren Ritzen und Nischen, also Zwischenräume innerhalb dieser Machtkonstellationen? Welche differenten Ordnungen sind möglich?

 

Petra Lange-Berndt ist Professorin für moderne und zeitgenössische Kunst am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg und freischaffende Kuratorin. Sie hat unter anderem zu Tieren, Taxidermie, Psychedelia, Materialfragen und Ausstellungsgeschichte publiziert; ihre gegenwärtige Forschung untersucht mit dem Monte Verità als Zentrum der Lebensreformbewebung die Vorgeschichte von Subkulturen und Kollektivität in der Gegenwartskunst.

 

Der Vortrag wird organisiert von der Klasse Wermers im Rahmen des Ausstellungs- und Rechercheprojektes External Storage Solutions Inc. – Future-Proof Your Memory Foam!. Der Vortrag findet auf deutsch statt.