Ausstellung der Klasse Prof. Karen Pontoppidan
Eröffnung: Sa | 07.03.2020 | 16:00 Uhr
Datum: So | 08.03.2020
Sa | 25.04.2020
Öffnungszeiten: Mi - Fr | 14:00 - 19:00 Uhr Sa | 11:00 - 16:00 Uhr
Ort: Maurer Zilioli | Contemporary Arts | Schleißheimerstr. 42 | 80333 München

Sonntag, 8. März, 14 Uhr, artists talk mit Jasmin Matzakow

Sonntag, 15. März, 14 Uhr, artists talk mit Prof. Karen Pontoppidan

 

Schmuck kann eine komplexe Sache sein. Dass er als Medium für Projektionen, für Bedeutungen, für kulturelle, provokante und  sentimentale Inhalte fungiert, dürfte hinlänglich bekannt sein. Dass er sich allerdings als kritisches und informatives Instrument etabliert, können wir eher als zeitgenössisches Phänomen bewerten.

 

Eine Auswahl von Studierenden der Klasse für Schmuck und Gerät beziehen dazu mit Schmuckarbeiten der unterschiedlichsten Couleurs Stellung.

Die in eine raumgreifende Installation implantierten Werke ergeben ein ungewohntes Tableau und laden uns ein zum Pendeln zwischen den diversen Erdteilen. Abfotografierte, aus dem Netz rekrutierte, fehlerhafte, sich miteinander konfrontierende und überlappende Ausschnitte geographischer Weltkarten ergänzen sich zu einem aufwendigen und durch die gesamte Galerie ziehenden Environment, das dem Schmuck als Folie, als „Beheimatung“ dient. Es entsteht ein Ensemble von fragmentierten Impressionen und Verweisen, in die sich der Schmuck einbettet. Er nimmt teil an changierenden An- und Einsichten, am Spiel von Orientierung und Desorientierung, von scheinbarer Information und Gewissheit gegenüber deren Infragestellung, Veränderung oder Fälschung – kurz: dem unaufhaltsamen Spiel von Bildern, Eindrücken, Aussagen und Meldungen unserer Kommunikationsmedien.

 

Damit sind wir beim Mem und „MEME“ (Plural), dem Gen unserer Chats, unserer Podcasts, unserer Videonews, der Computer- und Cybertechnologie. Unter Mem wird ein soziokultureller Bedeutungsinhalt verstanden, der sich verbreitet und entsprechende Wandlungen erfährt. Seine Essenz wird kolportiert, verbündet sich hier und da mit neuen Konnotationen und ist einem ständigen Prozess ausgesetzt. Botschaften, Statements, Feststellungen und Erkenntnisse mischen sich interaktiv mit den jeweiligen Situationen, wo sie auftauchen, wo sie mit neuen Zusammenhängen verknüpft und damit Eingriffen ausgesetzt werden, die zu Variationen, zu Verfremdungen, zu Irrtümern führen können. Dabei soll „das Ausstellungskonzept nicht zur Wertung motivieren, vielmehr die dynamischen Bezüge von Information und Mem beleuchten.

 

Wenn wir Schmuck als Medium betrachten, als Träger von Informationen und Bedeutungen, dann agiert er ähnlich dem Mem.

Jede Arbeit geht von einer Autorin, einem Autor aus, deren persönlicher Herkunft, Denkweise, deren Standort. Dann wandert der Schmuck zum nächsten Kontext und gewinnt eine weitere Verknüpfung.

So akkumulieren sich Schicht auf Schicht und Signal mit Signal. Schmuck reichert sich an durch Ausstellung, durch Betrachtung, durch Aneignung, durch Verschiebung, durch Reise, durch die Veränderung des Blickwinkels allein bereits. Er birgt konzentriert diese einzelnen Erfahrungswerte, diese Qualitäten in sich.

 

Darauf bezieht sich das Projekt MEME der Klasse für Schmuck und Gerät unter Prof. Karen Pontoppidan, das durch Auswahl und Darbietung die beschworene Potenz von Schmuck sinnlich nachvollziehbar machen will. Darüber hinaus wird der Anspruch postuliert, dem Schmuck zu eben jenen Kräften zu verhelfen, die er über Kommerzialisierung und Banalisierung verloren hat. Ihm stehen künstlerische und symbolische Optionen zu, welche im Dickicht der Verflachung entglitten sind und die dem „Stoff“ Schmuck eigentlich innewohnen, um seine dauerhafte, intelligente und künstlerisch relevante Präsenz zu garantieren. Daraufhin wirken diese jungen KünstlerInnen, um ihrer Materie den historisch gewachsenen „Mehrwert“ als ästhetische Dimension in die weitere Zukunft hinein zu retten.