Santiago Sierra
Lecture: December 7, 2011
Workshop: December 7, 2011
Santiago Sierras Kunst ist kompromisslos und direkt. 2005 füllt er die Ausstellungsräume der Kestnergesellschaft in Hannover mit Schlamm. Ein Jahr später leitet er Autoabgase in den Innenraum der Synagoge in Stommeln. Die Besucher können die Rauminstallation nur mit Gasmasken betreten. Auf der Venedig Biennale 2003 gewährt er nur Besuchern mit spanischem Pass Eintritt in den leeren Spanischen Pavillon und konterkariert dadurch die nach Nationalitäten ausgerichtete Kunstschau . Santiago Sierra bildet die Wirklichkeit nicht ab, sondern er wendet sie an. So fußen seine Projekte stets auf ökonomischen und politischen Regeln des kapitalistischen Wirtschaftssystems und enthalten exakte Stundenzeiten, Maßangaben und Löhne - sowie sachliche Arbeitsanweisungen: „8 gegen Bezahlung in Kartons ausharrende Personen“ (1999), „24 im Laufe eines Tages von bezahlten Arbeitskräften ständig hin und hergeschaffte Zementblöcke“ (1999) oder „10 Personen, die dafür bezahlt wurden, zu masturbieren“ (2000). 1999 lässt er 6 arbeitslosen Männern in Mexico City gegen Bezahlung eine 250 cm lange Linie quer über ihre Rücken tätowieren. Seine provokanten Aktionen stellen das weltweite System ökonomischer Abhängigkeiten und Ausbeutungen bloß. Santiago Sierra kann als einer der radikalsten zeitgenössischen Künstler bezeichnet werden.